Meat Loaf (31.10.2007, Dortmund, Westfalenhalle 1, TheMattes)
Also, ich fang vorne an: sehr voll war’s nicht gerade. Ich dachte eigentlich, ich wäre spät dran, aber als wir um zwanzig nach Sieben rein gingen, war die Halle praktisch leer. Ich hab echt gedacht, ich seh nicht richtig. Aber dieses Publikum hat eben aufgrund seines Alters die Ruhe weg.
Eine Vorgruppe gab es nicht. Ist auch nachvollziehbar, denn ich sag mal: JEDER interessierte sich nur für Marvin Lee Aday (geb. 1951) aka Meat Loaf. Welche Musiker wollen da schon vorher die Opfer spielen? Zumal das Publikum nicht so wirkte, als würde es noch viele Konzerte erleben können, denn die meisten waren mindestens so alt wie Meat Loaf.. Auf der anderen Seite war mein Sohn einer der jüngsten (in einer Woche 17) und die Anzahl der Heavies oder ähnlicher Gestalten konnte man an einer Hand abzählen. So ein bourgoises Publikum hätte ich nicht erwartet.
Die Stimmung war auch dementsprechend, aber dazu später mehr. Trotzdem traute sich vorher noch jemand auf die Bühne, während die Besucher langsam eintrudelten. Da sang dann die rattenscharfe blonde Background-Sängerin mit den beiden Gitarristen von Meat Loaf einige (eigene?) Songs passend zum Publikum. Aber singen kann sie! Respekt!
Um acht waren der Unterrang voll, der Innenraum zu vielleicht einem Drittel und ich gar nicht, war nämlich mittem Auto da.
Um 20.25 Uhr gings dann los und es ging (inklusive Zugaben) zwei Stunden lang. Der Sound war klasse und die Setlist bot alles, was ich mir so gewünscht hatte:
All Revved Up
If It Ain't Broke Break It
Out Of The Frying Pan (And Into The Fire)
Life Is A Lemon
You Took The Words Right Outta My Mouth
Dead Ringer For Love
In The Land Of The Pigs, The Butcher Is King
I'm Gonna Love Her For Both Of Us
It's All Coming Back To Me Now
Rock 'n' Roll Dreams Come Through
Paradise By The Dashboard Light
Bat Out Of Hell
Anything For Love
Mercury Blues
Gimme Shelter
Richtig klasse Show (trotz der Pannen, siehe unten), vor allem bei den Songs, wo durch den Wechselgesang und eigene Gesangsparts auch die beiden Sängerinnen ins Rampenlicht rücken. Die Band ist absolut erstklassig und die beiden Sängerinnen sind sogar noch besser als sie aussehen (Aspen Miller und CC Coleti?): Man nehme 1 große saftige Blondine und eine kleine griffige Brünette mit häufigen Klamottenwechseln, yeahhhh!!!
Die Bühne wird flankiert von zwei großen Videowänden und drei Leinwänden im Hintergrund oberhalb der Bühne, wo z.B. bei „In The Land Of The Pigs,…..“ das Video läuft. Klasse!
Hervorzuheben sind außerdem die Arrangements und Interpretationen von Meat Loaf, die eben nicht exakt wie auf Platte gespielt werden. Toll fand ich dann aber, dass bei „You Took The Words….“ das Original-Intro läuft. Das musikalische Ping-Pong zwischen den Sängerinnen und Meat Loaf inklusive der Balzeinlagen machten Riesenspaß.
In der ersten Stunde war der Gott schwach bei Stimme und wirkte wie jemand, der nicht so ganz gesund ist. Er sang wesentlich tiefer und wenn er versuchte, hoch zu singen, erreicht er nicht das Niveau der Platte. Ist auch in dem Alter kaum zu erwarten, aber er wirkte dermaßen derangiert, dass ich mir Sorgen machte, ob er dass überhaupt durchhält. (In diesem Zusammenhang verweise ich mal auf Berichte zu den anderen Konzerten dieses Jahr) Er versucht die Defizite mit Lautstärke und einfach druckvollem Gesang wettzumachen, aber selbst das gelang kaum. Der Background inklusive fast aller Musiker gaben alles. Dagegen wirkte Meat Loafs Stimme relativ kraftlos. Allerdings verstehe ich nicht, warum seine Stimme so leise abgemischt wurde und wenn man schon auf der Platte so trickst (die Stimme hört sich an wie 1977!), dann kann man es auf der Bühne bei den heutigen Möglichkeiten doch wohl auch. Wenn er ganz alleine sang, merkte man ganz deutlich, wie weit er manchmal daneben lag. Manches kann man allerdings auch als eben eigene Interpretation durchgehen lassen, wenn man, so wie ich, wohlwollend ist. Trotzdem ist der Background sehr dominant und dient ihm erkennbar als Alibi. Auch das Tempo der Songs kann er teilweise nicht halten, der Drummer (oder hab ich mir das nur eingebildet?) muss Zwischentakte spielen und der Background ist einfach schneller! Das macht das Mitsingen ziemlich schwierig, wobei wohl außer mir kaum einer die Texte wirklich kennt. Selbst bei „Paradise….“ und „Bat….“ bin ich (mit Tränen der Rührung und des Glücks in den Augen) scheinbar fast er einzige, der gesanglich alles gibt.
In der zweiten Stunde wird’s besser, Meat Loafs Stimme auch. Es kommt ein wenig mehr Stimmung in die Bude, aber so richtig ab (wenn man das Publikum berücksichtigt) geht’s eigentlich nur bei „Paradise…“ und „Bat….“, da sehe ich sogar auf den Sitzplätzen ein wenig Bewegung. Meine Güte, verglichen mit denen scheine ich echt nen krankhaften Bewegungsdrang zu haben.
Dummerweise hat auch die Crew nicht ihren besten Tag erwischt. Ich persönlich halte die Jagd nach Perfektion für einen Irrweg in unserer menschlichen Existenz, aber ein bisschen mehr Konzentration wäre wünschenswert gewesen, denn die Videowalls kamen oft zu spät herunter, die richtigen Bilder wurden gesucht und durchgeschaltet und es schneite auf den Videowalls. Vor Mercury Blues hat Meat Loaf plötzlich einen riesigen Cowboyhut auf, aber die Backgroundsängerinnen habens wohl verpennt, denn als er sie darauf anspricht, passiert nichts. Ha! Immer mit der Ruhe, ist anscheinend das Motto!
Okay, wie gesagt, Perfektion muss nicht sein und trotzdem war es ein netter Abend. Was mir aber wirklich Sorgen bereitet, ist der körperliche Zustand des Herrn über den Bombastrock. Das Übergewicht ist normalerweise zu vernachlässigen, denn es hat keine Auswirkungen auf die Stimme, aber insgesamt wirkte Meat Loaf krank und körperlich vollkommen fertig. Er war erkennbar auch enttäuscht von dem lahmen Publikum, hatte aber meiner Meinung nach grundsätzlich keinen Spaß an der Sache (oder ist das `ne Masche von ihm, so ernst rüber zu kommen?), wahrscheinlich weil er zu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Und einsingen muss sich ein Sänger vor dem Konzert, dafür ist nicht die erste Hälfte da. Offensichtlich fiel das Einsingen wegen der damit verbundenen Belastungen entweder zu kurz oder ganz aus. Schade!
Deshalb frage ich mich zum Schluss folgendes: muss er diese Tour machen? Er tut sich damit keinen Gefallen und dem Publikum genau genommen auch nicht. Ich persönlich fands toll, ihn gesehen zu haben, aber wenn dies nicht sein Schwanengsang war, müsste ich mich schon sehr irren. Meine Erinnerungen an die letzten drei Jahrzehnte mit seinem Gesang und seiner Musik, beziehungsweise die von Jim Steinman, kann mir keiner nehmen, aber das war's dann wohl!
Auf Wiedersehen, Meat Loaf, in einem besseren Leben, irgendwann, irgendwo!
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