Squealer-Rocks.de CD-Review
Vanishing Point - Distant Is The Sun

Genre: Melodic Metal
Review vom: 23.02.2014
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: AFM



Ach guck an, die gibt’s ja auch noch! Satte sieben Jahre sind vergangen, seit VANISHING POINT mit „The Fourth Season“ den letzten Longplayer an den Start brachten. Der war nicht schlecht, nichts an der Band kommt auch nur in die Nähe dessen, aber so ganz an die Vorgängerperlen wollte die Scheibe dann doch nicht ran reichen.

Es liegt der Verdacht nahe, dass Sangeskünstler Silvio Massaro diese meine Meinung teilte, denn er ließ sich für den Nachfolger nicht nur viel Zeit, sondern wechselte auch noch gleich die halbe Besetzung aus. Wir schreiben ins Krankenblatt: Operation gelungen, Patient frischer denn je. Wo „The Fourth Season“ noch ungewohnt sperrig klang, ommt „Distant Is The Sun“ wie in einem Guss rüber. Wie kaum eine andere Band vermischen die Australier satte Riffs, klimpernde Pianos und orchestrale Keys zum einem atemberaubenden Mix der melodisch-progressiven Sorte.

Progressiv? Dies Wort in einem Review vom Herrn „ich hör nur duzz-dazz-Mucke“ Chefredakteur? Yessir, die Aussies sind zunächst mal eins: Melodisch und bombastisch. BOMBASTISCH gar! Weil das aber viele sind und die Männer viel zu gute Mucker, packen sie in ihre Melodiebögen immer wieder ein paar, sagen wir, Sahnehäubchen der Progressivität. Nie zum Selbstzweck, erfreulicherweise, und von halsbrecherischen Achterbahn-Breaks verschonen uns VANISHING POINT Gott sei Dank ebenso wie von selbstverliebtem Gefrickel.
Ein paar Songs seien genannt, von wegen Anspieltipps, auch wenn „Distant Is The Sun“ zweifellos kein Single-Album, sondern in der prachtvollen Gänze zu genießen ist. „Story Of Misery“ beispielsweise ist eine er schönsten, anbiederungsfreisten Balladen, die mir seit langer Zeit untergekommen ist. Das schleppende „Let The River Run“ zeigt, zu welch unfassbaren Melodiebögen diese Kapelle fähig ist, was für ein GROSSER Refrain! Und für den sphärischen, akustischen Rausschmeißer „April“ wurde das Wort „erhaben“ geschaffen. Lasst es Nacht werden, nehmt ein Glas Rotwein, setzt die Kopfhörer auf, lehnt auch zurück, hört diesen Song und ihr werdet verstehen, was ich meine.

Über Produktion, musikalische Fähigkeiten oder die großartige Stimme eines Herrn Massaro müssen wir an der Stelle keine Worte verlieren. Hoch anrechnen wollen wir den Kängurus allerdings, dass sie darauf verzichten, ihrem künstlerischen Anspruch in epischen, überlangen Stücken Ausdruck verleihen zu wollen. Denn, sind wir ehrlich, in 95% aller Fälle streicheln solche abendfüllenden Rock-Opern zwar das Ego der Kompositoren-Seele, ruft beim gemeinen Hörer in der Regel aber lediglich ein dezentes Gähnen hervor.

„Distant Is The Sun“, um zum Ende zu kommen, flutscht schon beim ersten Mal in die Gehörgänge, und die Lauschlappen melden an Kleinhirn „Achtung, da kommt was Gutes!“ Seid aber gewarnt, Brüder und Schwestern der Metalligkeit, beim dritten, spätestens fünften Durchlauf bleibt es nicht beim Kleinhirn. Dann packen euch VANISHING POINT an den Eiern (okay, das mit den Schwestern nehm ich dem Wortspiel halber zurück) und ihr werdet die Scheibe lieben. Im überfüllten Teich des Melodic Metal zählen VANISHING POINT zu den ganz großen Fischen, mit diesem Album mehr denn je.

PS: Hab mir eben den Eintrag der Band bei Wikipedia angesehen. Ich darf kurz zitieren: „Die Band spielt progressiven Power Metal und kann mit Dream Theater und den neueren Werken von Savatage verglichen werden“ Äh …? Power Metal? Dream Theater? Mein Lieber, da hat aber ein echter Kenner den Artikel verfasst! Aber gut, dort wird AC/DC meines Wissens auch unter „Heavy Metal“ geführt, also wer sich berufen fühlt, ein Metalpedia zu basteln, meine Unterstützung hast du! Und wer weiß, vielleicht kauft dich in drei Jahren die NSA … äh, Facebook für 19 Milliarden, also denk drüber nach!

Tracklist:
1. Beyond Redemption (Intro)
2. King Of Empty Promises
3. Distant Is The Sun
4. When Truth Lies
5. Circle Of Fire
6. Let The River Run
7. Denied Deliverance
8. Story Of Misery
9. Era Zero
10. Pillars Of Sand
11. As December Fades
12. Handful Of Hope
13. Wall Of Silence
14. April

Lineup:
Silvion Massaro (vocals)
Chris Porcianko (guitar)
James Maier (guitar)
Simon Best (bass)
Christian Nativo (drums)

DISCOGRAPHY:

1997 - In Thought
2000 - Tangled In Dreams
2005 - Embrace The Silence
2007 - The Fourth Season
2014 - Distant Is The Sun

SQUEALER-ROCKS Links:

Vanishing Point - Embrace The Silence (CD-Review)
Vanishing Point - In Thought (CD-Review)
Vanishing Point - The Fourth Season (CD-Review)
Vanishing Point - Distant Is The Sun (CD-Review)

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