Squealer-Rocks.de CD-Review
Harem Scarem - Mood Swings II

Genre: AOR / Hardrock / Heavy Rock
Review vom: 07.11.2013
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Frontiers Records



Mein von mir hoch geschätzter Chefredakteur Sir Eric hat es seinem Review zum Album „Human Nature“ auf den Punkt gebracht.
Sein Urteil zu Harem Scarem lautete: „Die vier Kanadier sind so etwas wie das Feinschmecker-Restaurant in der Fast-Food-Meile des Melodic-Rock“.
Yes!!! Diesen Satz könnte man fast in Stein meißeln!
Fast! Denn in einem Punkt, da hat sich unser Bon Jovi Freund geirrt.

Harem Scarem machen zwar außerordentlich gute Musik, aber mitnichten machen sie Melodic Rock.
Ja, Sorry – aber hier muss ich Schubladen öffnen, denn mit Melodic Rock verbindet man doch eher Sachen wie Survivor oder Foreigner.
Das, was die Männer von der Ostküste machen, ist AOR im Wortsinn, aber auch sehr, sehr heavy.
Ein Keyboard sucht man hier vergebens und auch, wenn man auf gewaltige und höchst eingängige Refrains setzt, ist man meilenwert von Plüsch – und Kitschmelodien entfernt.
Als Paralellen nenne ich mal die Pretty Maids, Slamer, Van Halen (mit Hagar) House of Lords oder Nightranger.

Die Magie, die Harem Scarem auszeichnet, ist die Liebe zum Detail. Neben der Gabe, Melodien zu komponieren, die Dich einfach nicht mehr loslassen, wirkt das extrem durchdachte Songwriting, sowie die Vituosität wie eine Droge.
Auch nach dem zehnten Durchlauf sitzt Du einfach da und fragst Dich: „...wie kann man so Gitarre spielen, wie kann man so singen, wie kann man solche Harmonien schreiben...?“.

Die römische Zwo erklärt sich damit, dass es sich hier um eine Neuaufnahme des '93er Outputs handelt. Nebenbei gesagt, das beste Album der Ahornblätter und nicht weniger als ein Referenzwerk des Genres.
Die Neueinspielungen unterscheiden sich für normale Ohren nur marginal vom Original, dennoch muss der Fan von damals leider den schwer gebeutelten Geldbeutel (Oh, mein Gott...) zücken, denn die drei Bonus Tracks verdienen es gehört und gekauft zu werden.

Doch, gemach, liebe Freunde des Rocks, so eine Band wie diese hier verdient Zeit und Raum.
Also sollen zumindest noch die Highlights des regulären Outputs genannt werden.
Wobei – hier könnte man echt würfeln.
Schwachpunkte findet man selbst mit der Lupe nicht, eigentlich ist jede Nummer ein Klopper.
Aber wenn ich dieses Thema schon anschneide, so soll das unfassbar geile „No Justice“ erwähnt sein. Hier stimmt wirklich jeder Ton, das ist zum Heulen perfekt. Der vermeintlich simple Chorus geht einem wochenlang nicht mehr aus dem Kopf, das Guitar - Solo von Meister Pete Lesperance schwankt zwischen virtuoser Technik und fantastischer Melodieführung und der Gesang von Harry Hess ist immer noch unfassbar.


Als bekennender Balladen – Hasser hieve ich dennoch „Stranger than Love“ in die Riege der Höhepunkte eines Albums, das eh nur aus Ohrgasmen besteht.
Mein Motto, „Die guten Balladen sind seit den 80ern eh alle weg...“ wird hier in schönster Art und Weise ad absurdum geführt. Das Ding klingt wie Bryan Adams in gut, ach was, wie in „Perfekt“.
Den dritten Platz auf dem Treppchen erklimmt der Exot „Jealousy“.
Funkige Tunes münden schließlich in einem extrem mitreissenden Refrain und laden trotz der Hardrock untypischen Attitüde zum Mitgröhlen ein.
Fantastisch.

Ach, Scheisse – das ist wieder so eine Scheibe, bei der ich meine Gedanken gar nicht ordnen kann und kein Ende finde.
Hört Euch das Ding an und Ihr versteht mich!!!

Ach, ja – da sind ja auch noch die drei neuen Stücke.
„World gone to pieces“ ist eine im wahrsten Sinne des Wortes Power – Ballade mit viel harter Klampfe, leicht modernem Gesang und einem hymnischen Refrain.
„Anarchy“ ist eine höchst eingängige Midtempo – Granate mit ruhigem Mittelteil, die auch auf dem Original Album hätte stehen können und sehr an Van Halen zu Hagar Zeiten erinnert – auch wegen der verspielten und technisch höchst versierten Einsprengsel.
Den Abschluss bildet das im Gesamtkontext etwas abfallende „Brighter Day“, das trotz netter Melodie irgendwie etwas konzeptlos wirkt.
Na und? Zwei von drei neuen Stücken knüpfen an alte Großtaten an – welche Band kann das schon von sich behaupten?

Es ist mir Scheissegal, dass dieses Album bereits 20 Jahre auf dem Buckel hat – für mich ist es zusammen mit der aktuellen Pretty Maids DAS Heavy Rock Album des Jahres!

Tracklist:
01:Saviors Never Cry
02:No Justice
03:Stranger Than Love
04:Change Comes Around
05:Jealousy
06:Sentimental Blvd.
07:Mandy
08:Empty Promises
09:If There Was A Time
10:Just Like I Planned
11:Had Enough
12:World Gone To Pieces
13:Anarchy
14:Brighter Day


Line Up:
Harry Hess (vocals, keyboards)
Pete Lesperance (guitars, bass, keyboards)
Creighton Doane (drums)
Darren Smith (backings, lead vocals - #6)



DISCOGRAPHY:

1991 - Harem Scarem
1993 - Mood Swings
1995 - Voice Of Reason
1997 - Believe
1997 - Karma Cleansing
1998 - Big Bang Theory
1999 - Rubber
2002 - Weight Of The World
2003 - Higher
2005 - Overload
2006 - Human Nature
2008 - Hope
2013 - Mood Swings II
2014 - Thirteen

SQUEALER-ROCKS Links:

Harem Scarem - Human Nature (CD-Review)
Harem Scarem - Hope (CD-Review)
Harem Scarem - Mood Swings II (CD-Review)
Harem Scarem - Thirteen (CD-Review)

Pete Lesperance von Harem Scarem (Interview)
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