Squealer-Rocks.de CD-Review
Gamma Ray - To The Metal

Genre: Power Metal
Review vom: 18.01.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 29.01.2010
Label: Edel Records



Im Vorfeld wurden Gerüchte laut, „To the Metal“ würde trotz des urigen Titels mit haufenweise neuen Einflüssen aufwarten.
Nun ja – dass Gamma Ray hier und da mal ein paar Farbtüpfelchen setzen müssen, um nicht langweilig zu werden, steht außer Frage. Das haben die Hanseaten aber eigentlich immer - wenn auch in Maßen - getan.
Somit kann ich keine grobe Richtungsänderung zu „Land of the Free II“ entdecken. Auch da hat man sich schon mit dezenten Gothic - Klängen („Empress“) angefreundet und ist niemals nur die sture Power Metal - Schiene gefahren. Alte Helden wie Thin Lizzy, Maiden oder Priest wurden stets zitiert und es wurde schon immer Wert darauf gelegt, ein Album möglichst abwechslungsreich zu gestalten.
Legen wir also „To the Metal“ einfach mal unter's Mikroskop, dann sind wir alle schlauer:

Mit dem Opener „Empathy“ werden wir direkt vom ersten Album – Highlight begrüßt. Zweifellos haben Kai Hansen und seine Mannen das umstrittene „Nostradamus“ - Werk aus dem britischen Stahlwerk oft und gerne gehört.
Das gesungene Intro und die Strophe, das sind schon deutliche Grüße an die beste Metal Band des Planeten. Im Refrain legt man dann Wert auf donnernde Hüpf - Atmosphäre mit ganz dezenten Verweisen in Richtung Rammstein. So kann's weitergehen!
Mit „All You Need to Know“ folgt dann der Song, auf den viele gewartet haben, denn hier ist Michael Kiske mit von der Partie. Eine richtig geile Nummer, bei der die Gitarren irgendwo zwischen den Arealen Traditional - und Nu Metal fideln. Es geht zunächst beinhart und hyperschnell zur Sache, irgendwann kommt Kiske dazu und wir hören......Helloween!
Klasse!
Apropos Kiske: „Time to Live“ ist auch so ein Ding, bei dem wir uns alle fragen, ob Gamma Ray nicht die besseren Helloween sind (natürlich sind sie's!). Die Nummer ist klassischer Strahlen – Stoff, der zwar nicht ganz mit den beiden ersten Granaten mithalten kann, aber dennoch auf den zwei (ja, zwei!) „Keeper“ - Schnitten hätte stehen können.

Der nun folgende Titeltrack wurde schon vorab heftig in sämtlichen Foren der metallischen Republik diskutiert.
In Zeiten, in denen es uncool ist überhaupt etwas gut zu finden, wurde der Song natürlich als Judas Priest / Manowar - Plagiat verflucht.
Klarer Fall, das ist er zu weiten Teilen auch. Allerdings gefällt mir die Adaption des „Metal Gods“ - Riffs, sowie Kais Imitation vom Metal Gott Halford und auch die typische „British Steel“ - Produktion sehr gut. Live wird das Teil garantiert die Oberhymne – und das zu Recht!
Und weiter geht’s mit den Querverweisen zu den großen Kapellen:
„Rise“ beginnt mit einem Maiden Bass - Part und entwickelt sich dann zu dem, was wir „typisch“ Gamma Ray nennen. Der Chorus klingt etwas melancholisch, während auch die Strophen mit fetten Backing - Chören punkten können. Solide Kost, aber der bisher schwächste Track.
„Mother Angel“ beginnt mit einem 80er - Riff (Keel) und mutiert dann im Chorus zu einer fast tanzbaren Nummer mit dezentem Axxis - Flair. Ebenfalls „nur“ gewohnter Standard
(Wobei klar sein sollte, wie man eine derartige Bewertung bei dieser Band einzuordnen hat).

Doch der nächste Höhepunkt folgt umgehend:
Kai Hansen scheint sich echt für den Job nach Rob Halford bei Priest empfehlen zu wollen. Bei „Shine Forever“ versucht er doch glatt, den „Painkiller“ zu geben (was ihm fast gelingt!) und streift sogar ganz knapp Thrash – Gefilde.
Der Chorus indes steht im völligen Gegensatz zu dem ultra - brutalen Rest: Da wird gefeiert, da singen wir mit, da wird gehüpft, da werden die Tassen gen Himmel gestreckt! Einer der besten Gamma Ray Refrains überhaupt, mit einem fantastischen Groove.
Es folgen die „Deadlands“. Dem Titel entsprechend brachial, flottes Tempo, ansonsten auch ein typischer Röntgenstrahl. Getragene Melodie im Chorus und - wie üblich – Kabinettstückchen der Herren Hansen und Richter im Überfluss, vorgetragen mit geradezu beängstigender Virtuosität.
Mit der Startnummer 9 geht es kurz vorm Finale noch einmal speedig zur Sache. „Chasing Shadows“ ist jedoch der einzige Füller und kann das insgesamt sehr hohe Niveau der Scheibe nur im spielerischen, nicht aber im Songwriting – Bereich halten.

Dafür kredenzen uns die Hamburger zum Ende noch ein echtes Sahnehäubchen:
Das von Bassist Dirk Schlächter verfasste „No Need to Cry“ ist weitaus mehr als die obligatorische Quotenballade. Spätestens mit dem Mittelteil, einer faszinierenden Verbeugung vor The Who und Queen, empfiehlt sich das epochale und extrem mitreißende Stück als Soundtrack für eine große Kino – Produktion. Ich verneige mich in Ehrfurcht!

Eine Verneigung, die man generell vor dieser Band machen kann. Wieder einmal haben Gamma Ray ein absolut hochklassiges, mitreißendes und abwechslungsreiches Album aufgenommen.
An welcher Stelle der persönlichen Hitparade der 10. Studio Output nun steht, ist dabei völlig egal. Ein gewisses Niveau haben die Herren eh nie unterschritten. Mit der Pistole auf der Brust würde ich „To the Metal“ einen kleinen Tick besser als „Land of the Free II“ und - natürlich - etwas schwächer als „Powerplant“ bewerten, aber das kann sich nächste Woche schon wieder ändern.
So ist es halt bei den wirklich tollen Bands: da ist eine Platte besser als die andere.

Tracklist:
1. Empathy
2. All You Need to Know
3. Time to Live
4. To the Metal
5. Rise
6. Mother Angel
7. Shine Forever
8. Deadlands
9. Chasing Shadows
10. No Need to Cry

Line Up:
Kai Hansen - Guitars, Vocals
Henjo Richter - Guitars
Dirk Schlächter - Bass
Daniel Zimmermann - Drums

DISCOGRAPHY:

1989 - Heading For Tomorrow
1991 - Sigh No More
1993 - Insanity And Genius
1995 - Land Of The Free
1997 - Somewhere Out In Space
1999 - Powerplant
2000 - Blast From The Past
2001 - No World Order
2003 - Skeletons In The Closet
2005 - Majestic
2007 - Land Of The Free II
2008 - Hell Yeah!!!
2010 - To the Metal

SQUEALER-ROCKS Links:

Gamma Ray - Land Of The Free II (CD-Review)
Gamma Ray - Hell Yeah!!! (CD-Review)
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Gamma Ray - Skeletons & Majesties Live (DVD) (DVD-Review)

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