Squealer-Rocks.de CD-Review
Gamma Ray - Land Of The Free II

Genre: Melodic Metal
Review vom: 16.11.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 16.11.2007
Label: Steamhammer



Seit bekannt geworden ist, welchen Titel das neue Gamma Ray Werk tragen wird, übertrifft sich die Szene in Mutmaßungen und Plattitüden. Die notorische Mecker – Fraktion schreit üblicherweise wieder was von „die wollen nur Kohle machen“ und droht mit Kaufverweigerung. Na klar wollen die Kohle machen, die müssen ja schließlich davon leben. Ich für meinen Teil sehe in der Namensgebung eher ein Risiko, da dieser vermeintlich verkaufstechnische Coup schnell nach hinten losgehen kann (siehe Queensryche) und der Band auch immens schaden kann. „Land Of The Free“ ist nun mal zweifelsfrei eins der besten Metal Scheibchen deutscher Prägung (die beiden Nachfolger „Somewhere Out In Space“ und „Powerplant“ übrigens auch), da muss man schon ein amtliches Pfund hinlegen, um den Erwartungen halbwegs gerecht zu werden.
So, nachdem ich die Einleitung ebenfalls mit Phrasen zeilentechnisch ausgefüllt habe, soll die Aufmerksamkeit nun aber dem vieldiskutierten zweiten Teil des Meilensteins werden.

Geil ist sie geworden, die Fortsetzung. Streckenweise sogar megageil, gelegentlich nur gut – in der Gesamtwertung also geil, um Meister Hansens Lieblingswort gleich mehrfach zu verwenden. „Land Of The Free II“ ist ein wunderbar abwechslungsreiches Album, das allen Altfans gefallen dürfte, aber dennoch mitnichten eine Kopie vergangener Großtaten und absolut erfrischend ist.
Eine Sache ist mir besonders aufgefallen, die bei Gamma Ray in dieser Präsenz noch nie da war: der Einfluss, bzw. die Zitate „alter Helden“. Der offensichtlichste ist der schon fast freche Iron Maiden Part bei „Opportunity“. Der extrem heavy groovende Stampfer ändert nach der Hälfte sein Gesicht und wir hören „The Rime Of The Ancient Mariner“. Doch ruhig Blut, Leute. Nicht gleich „alles nur geklaut“ schreien! Die Geschichte funktioniert astrein, unterstreicht nur den Humor der Truppe und ist gleichzeitig eine Verbeugung vor den Idolen.
Wie auch „Leaving Hell“, bei dem Kai exakt (na, ja – zumindest fast) wie Phil Lynnott singt. Beim speedigen, hymnischen Opener dagegen darf der Hörer während des Eröffnungsriffs gerne an Judas Priest denken.

Ansonsten kann man den Rundling herrlich in 3 Kategorien unterteilen: Da wären einmal die typischen Up Tempo Tracks mit den markanten Melodien, die gewohntes Röntgenstrahlen Material liefern und selbstredend die größte Brücke zum ersten Teil schlagen. Hier haben sich mit „Rain“ und „Hear me Calling“ allerdings zwei Nummern eingeschlichen, die nicht ganz den sehr hohen Standard des restlichen Stoffs halten können. Das war’s dann aber auch schon mit Kritik.
Die zweite Abteilung bestreitet nämlich ein einziger Song alleine, und der ist mit elfeinhalb Minuten nicht nur zweitlängste in der Gamma Ray Geschichte, sondern auch eine kleine Metal Oper vor dem Herrn. Hier gibt’s keine elegischen Gähn - Parts mit Pseudo – Dramatik, das Teil ist wie eine Zeitmaschine: der Track scheint nach seinem Ende gerade erst begonnen zu haben. Ein Lehrbuchbeispiel in Sachen Melodic Metal.
Ganz groß!
Noch größer sind jedoch die „Feten Hits“ a la „Send Me A Sign“, „Heaven Or Hell“ oder „Heavy Metal Universe“.
Und da ist den Hanseaten mit „Empress“ diesmal eine Granate gelungen, die selbst die genannten Klopper in den Schatten stellt. Leichtes – wirklich nur ganz leichtes – Gothic Feeling, flankiert von einer Wahnsinns Melodie, einer genialen Rhythmus Arbeit und einem Verweis in Richtung Solingen – ich sage nur : „The Princess, the Princess…“. Das wird live der Abräumer schlechthin!
Doch auch der zweite Smasher „Real World“ würde ohne Probleme auf einem „Best Of Gamma Ray“ Album landen. Das Teil klingt mit seinen massiven Shouts unheimlich modern, fast schon punkig, ist aber trotzdem Hansen Metal par excellence.

Ok – machen wir’s nicht länger als nötig. Inwieweit „Land Of The Free II“ nun mit dem legendären Album von 1995 mithalten kann, soll jeder für sich selbst entscheiden. Doch einen Fakt kann niemand mit funktionierendem Gehör bestreiten: diese CD ist defintiv eine der besten in der Gamma Ray Discographie.

Tracklist:
1. Into The Storm
2. From The Ashes
3. Rising Again
4. To Mother Earth
5. Rain
6. Leaving Hell
7. Empress
8. When The World
9. Oppurtunity
10. Real World
11. Hear Me Calling
13. Insurrection

Line Up:
Kai Hansen - Guitars, Vocals
Henjo Richter - Guitars
Dirk Schlächter - Bass
Daniel Zimmermann - Drums


DISCOGRAPHY:

1989 - Heading For Tomorrow
1991 - Sigh No More
1993 - Insanity And Genius
1995 - Land Of The Free
1997 - Somewhere Out In Space
1999 - Powerplant
2000 - Blast From The Past
2001 - No World Order
2003 - Skeletons In The Closet
2005 - Majestic
2007 - Land Of The Free II
2008 - Hell Yeah!!!
2010 - To the Metal

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