Squealer-Rocks.de CD-Review
IQ - Frequency

Genre: Progressive Rock
Review vom: 16.05.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 22.05.2009
Label: Inside Out



Wisst ihr eigentlich, was uns Rock – und Metal Fans von den ganzen Plastik - Pop Hörern unterscheidet? Es ist die Liebe zu echter Musik, der Hang zum Detail, die völlige Hingabe zur dargebotenen Kunst, die Fähigkeit, Musik zu fühlen, sie Teil des Lebens werden zu lassen.
Was das mit der neuen Scheibe von IQ zu tun hat? Nun, auf den ersten Blick vielleicht nichts, doch bei genauerer Betrachtung eine Menge. Denn ich weiß, dass es vielen tausend Musikfreunden seit etlichen Monaten genauso geht wie mir: Wie werden IQ ohne Keyboarder Martin Orford klingen? Eine der Säulen der Band, einer der Hauptsongwriter, hat das englische Schlachtschiff verlassen.
Bedeutet das den Niedergang der besten aller Neo - Prog Bands?
Genesis sind nach Peter Gabriels Weggang schließlich auch zur Lokalradio - Truppe verkommen.
ANGST!!!

Mit zitternden Händen lege ich also das neue Album in den Player und bereits nach den ersten 4 Minuten des Titeltracks habe ich vor Freude 90% meiner Inneneinrichtung als Folge eines schwer psychotischen Anfalls in einen musikalischen Kollateralschaden verwandelt!
Das noch existierende Mobiliar bekommt in den nächsten 4 Minuten den Rest. Und wie einst der Terminator steht der Rezensent vor den Überresten seiner einstigen Wohnkultur und denkt mit Faszination an diesen 8 - minütigen Wahnsinns - Song, der genau das hat, was IQ ausmacht: Ein Wechselspiel von Harmonie und Aggression, fette Riffs, tolle Soli und einen Gesang mit Melodien, die eigentlich nicht von dieser Welt sind.
Aber dann - die Erinnerung: Diese Nummer haben IQ bereits auf ihrer letzten Tour gespielt. Möglicherweise hat Mr. Orford hier noch mitkomponiert. Logischer Gedanke: DAS gerade sind gar nicht die „neuen“ IQ, sondern noch die Überbleibsel der „alten“ Heroen.
Folglich mal schnell die Schränke wieder zusammen gezimmert. Wer weiß, was jetzt kommt?
Und wieder: ANGST!

OK – der Gag lässt sich nicht weiter ausdehnen, denn nun kommen wirklich die „neuen“ IQ und die bieten wahrlich wenig Grund zum randalieren – trotz aller Begeisterung!
Die nimmt nämlich nicht ab – kein Stück! Eigentlich brauchen wir auch nicht von einem Bruch zu sprechen, zumindest ist er nicht hörbar.
IQ klingen – fast – haargenau so wie auf „Dark Matter“ oder „The Seventh House“.
Der 10 - Minüter „Stronger Than Fiction“ wiegt den Hörer zunächst in einer träumerischen Sicherheit, um dann förmlich zu explodieren. Fantastisch!
Weniger dramatisch, aber nicht minder faszinierend kommt „Life Support“ daher. Ein Lied, bei dem das Wort „Wunderschön“ nicht mehr ausreicht. Das tolle Gitarren / Keyboard – Solo wird von den Szene - Päpsten wohl wieder mit Pink Floyd verglichen werden. Na, wenn ihr meint....

Wenn wir schon bei „wunderschön“ sind: Ich musste meinem Chefredakteur letztens erklären, dass sich Prog und Eingängigkeit nicht ausschließen. Er sollte sich dringend „One Fatal Mistake“ anhören. So werden richtig gute Balladen gemacht!
„Ryker Skies“ beginnt auch wie eine Ballade, doch dann donnern die altehrwürdigen Gentlemen dermaßen Heavy durch die südenglische Landschaft, dass ich freiwillig einen Lammbraten in Pfefferminz Sauce esse, wenn hier nicht Nick Barret mit seinem neuen Pendragon Output „Pure“ zumindest ein bisschen Pate gestanden hat. Schlimm, dass man hier bisweilen an eine andere Band denkt? Nö. Der eklige Braten wäre schlimm, der Song ist eine Bombe.

Es wird aber noch viel bombiger, zumindest was die Emotionen des Hörers betrifft. „The Provence“ orientiert sich ohrenscheinlich an den Frühwerken von Genesis. So hart hat man IQ noch nie gehört.
Das ist nicht mehr in Worte zu fassen! „The Knife“ oder „The Musical Box“ lassen grüßen. Gibt es ein größeres Kompliment? Wohl kaum. Das ist Old School Prog! Das ist das, was Genesis auf „Foxtrott“ gemacht haben! Dafür gibt es gar nicht genug Ausrufezeichen!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Die beste aller Neo Prog Bands – das kann man gar nicht oft genug schreiben! - beendet ihr erstes Album der Neuzeit mit der entspannten Melodic – Nummer „Closer“, die dem neuen Mann an den Tasten viel Raum lässt und die Platte mit einer genialen Harmonie ausklingen lässt - zum Dahinschweben schön.

IQ haben alle Zweifel beiseite geräumt, sie könnten ohne Martin Orford nicht mehr zur Weltspitze gehören. „Frequency“ ist dem grandiosen Vorgänger „Dark Matter“ mindestens ebenbürtig – und das konnte selbst der größte Optimist nicht erwarten.
Damit bin ich am Ende und wieder am Anfang, denn eine Band wie diese hier, die ist der Grund, weshalb unsere Szene so besessen von Musik ist.

Tracklist:
1.Frequency
2.Life Support
3.Stronger than Friction
4.One Fatal Mistake
5.Ryker Skies
6.The Province
7.Closer

Line Up:
Peter Nicholls – Vocals
Mike Holmes – Guitar
John Jowitt – Bass
Mark Westworth – Keyboards
Andy Edwards - Drums







DISCOGRAPHY:

1983 – Tales From the Lush Attic
1985 – The Wake
1987 – Nomzamo
1989 – Are you sitting comfortably
1993 – Ever
1996 – Forever Live
1997 – Subterranea
2001 – The Seventh House
2002 – Subterranea: The Concert (DVD
2004 – The 20th Anniversary Show (DVD
2004 – Dark Matter
2006 – Stage (DVD)
2009 - Frequency
2013 - Tales From The Lush Attic - 30th Anniversary Collector's Edition
2014 - The Road of Bones

SQUEALER-ROCKS Links:

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IQ - Stage (Doppel DVD) (DVD-Review)

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