Squealer-Rocks.de CD-Review
ChthoniC - Relentless Recurrence

Genre: Black Metal
Review vom: 28.07.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Deathlight Records



Pop Metal aus Kasachstan, Soft Rock aus Lettland, Alternative aus Thailand, In Flames meets Techno aus Japan... jo, seit dem ich meinen Dienst als Squealer-Rocks.de Redakteur angetreten habe, musste ich mich bereits mit den urigsten Musikformen aus den so genannten „Exotenländern“ herum schlagen. ChthoniC schießen in dieser Beziehung den Vogel ab. Man kann sich ja im Vorfeld so einiges für Gruppen aus dem ostasiatischen Raum ausmalen, dass diese allerdings auf Black Metal abfahren und sich mit diesem weit vom Europa heimsuchenden Einheitsbrei wegbewegen wollen, dürfte nicht nur die Szenekenner verwundern. Wir riskieren mal ein, gerne auch ein zweites, Ohr an der Wiederveröffentlichung des fünften Albums der Taiwanesen.

Das Intro („Nemesis“) scheppert – mal abgesehen von den chinesisch-taiwanesischen Sprachergüssen – noch sehr gewöhnlich aus den Boxen. Klassische Instrumente und Keyboards erzeugen ein düsteres, fast schon bedrohliches Klangambiente und bereiten den Hörer auf das vor, was ihn in Kürze erwarten wird. Denn das fällt wahrhaftig aus den üblicherweise von Norwegern angefertigten Black Metal Rahmen.

Anstatt Unmengen von Blastbeats und nicht mehr nachvollziehbaren, den Grundton markierenden Double-Bass-Einlagen, besänftigen sich ChthoniC durch ein recht moderates, nur von Zeit zu Zeit die Schallmauer durchbrechendes Tempo. Der symphonischen Bekleisterung so manches kommerziell erfolgreicher werden wollenden Acts steht der Einsatz von traditionellen Instrumenten, das Er-hu, eine zweisaitige Geige, gegenüber. Dazu gesellt sich mit Freddy ein politisch aktiver, die Unabhängigkeit von Taiwan bejahender Sänger, der unter Umständen auch Dani Filth’s kleiner Bruder sein könnte. In den hohen Grunzlagen sind die Unterscheidungsmerkmale der beiden so bedeutungslos wie die Menschenrechte in China.

Ob der Gute, der ab und an von der Bassistin (!) Doris unterstützt wird, allerdings auf Taiwanesisch oder Englisch seine Botschaften verbreitet, kann ich euch beim besten Willen nicht mitteilen. Ist auch nicht weiter wichtig. Was auf RELENTLESS RECURRENCE, dem im Jahr 2002 veröffentlichten Werk, zählt, sind die facettenreichen, ausgeschmückten und ausgeklügelt zusammengeschusterten Songs, die zugegebenermaßen mit das Beste bzw. Innovativste darstellen, was dieser spröde und prüde Sektor seit Cradle Of Filth und Dimmu Borgir erlebt hat.

Bereits die eigentliche Eröffnungsnummer, „Onset Of Tragedy“, und das sphärische „Obituary Tuning“ machen unmissverständlich klar, dass sich ChthoniC nicht vollkommen belanglos ins Kurzzeitgedächtnis ballern wollen, sondern mittels prägnanten, aber dennoch schwarzmetallisch bleibenden Melodielinien und imposanten Variationen, wie in etwa abrupte Geschwindigkeitsforcierungen oder das Einstreuen von energiebündelnden und ruhigen Teilstücken, das Langzeitgedächtnis der Headbanger aufsuchen. Gleichwohl gehen die sechs weitaus anspruchsvoller als die „holde“ Konkurrenz zu Werke. In „Vengeance Arise“ bekriegt sich beispielsweise ein stimmungsvoller, soundtrack-artiger, von eben jenem Er-hu geleiteter Part mit Freddy’s Schreiorgien und einem plötzlich in die Szenerie vorpreschenden, ohrenbetäubenden Black Metal Gedresche, ohne dass jedoch die Essenz des Songs darin unter geht.

Eine besondere Erwähnung hat auch das außergewöhnliche, mystische, in traurigen Farben gehaltene und umgekehrt proportionierte (also höher als breit) Artwork des Albums verdient. Neben vielen Klapp-Möglichkeiten für die Spielkinder unter den Schwarzheimern, überzeugt das Ganze mit zwei verschiedenen Booklets (das eine mit englischen, das andere als in Einzelkarten zerlegtes mit taiwanesischen Texten und interessanten Bildern) und einem Schriftzeichen beinhaltenden Monument.

Fazit: Eine rundum gelungene Wiederveröffentlichung eines bärenstarken Black Metal Albums, das auch Freunde anderer Spielarten anlockt.

Tracklist:
1. Nemesis
2. Onset Of Tragedy
3. Obituary Tuning
4. Grievance, Acheron Poem
5. Revert To Mortal Territory
6. Funest Demon Born
7. Vengeance Arise
8. Slaughter In Tri-Territory
9. Grab The Soul To Hell
10. Relentless Recurrence

Anspieltipps: Onset Of Tragedy, Revert To Mortal Territory, Vengeance Arise

Band Line-Up:
Freddy, Left Face of Maradou - Gesang
Jesse, the Infernal - Gitarre
Doris, Thunder Tears - Bass, Backing Vocals
Dani, Azathothian Hands - Schlagzeug
CJ, Dispersed Fingers - Keyboards
Su-Nung, the Bloody String - Er-hu

DISCOGRAPHY:

1998 - Deep Rising
1999 - Nightmare
1999 - Where The Ancestors' Souls Gathered
2000 - 9th Empyrean
2002 - Relentless Recurrence
2005 - Seediq Bale
2006 - Seediq Bale (englische Version)
2006 - Greatest Hits Collection
2007 - Relentless Recurrence (Re-Release)
2007 – A Decade On The Throne (CD/DVD)
2007 - Pandemonium (Best-Of)
2009 - Mirror Of Retribution
2011 - Takasago Army

SQUEALER-ROCKS Links:

ChthoniC - Relentless Recurrence (CD-Review)
Chthonic - Mirror Of Retribution (CD-Review)
Chthonic - Takasago Army (CD-Review)

ChthoniC - A Decade On The Throne (DVD-Review)

Ensiferum, Chthonic & Insania - Karlsruhe, Substage (Live-Review)

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