Thomas Muster von Shakra

(24.01.2006, Interview geführt von Eric)

Kommen fünf Schweizer ins Saarland … beginnt wie ein Witz, und irgendwie ist es auch einer. Ein schlechter, allerdings. Der Besuch beim New Years Rock am 13. Januar in Illingen war geradezu beschämend, aber die Schweizer Shakra ließen sich nicht beirren und rockten auch für wenige Fans ordentlich das Haus. Vor dem Gig stand uns ein extrem freundlicher und nicht weniger auskunftsfreudiger Thomas Muster für ein paar neugierige Fragen zur Verfügung.

Rise And Fall …

Squealer.net: Hi Thomas, vorab ein Dankeschön, dass Du Dir die Zeit für uns nimmst. Erste Frage, klar, neues Album …

Thomas Muster: Das ist doch schon alt mittlerweile …

Squealer.net: Okay, neuestes Album. Hat sich ja einiges geändert, vom Sound, vom Songwriting.

Thomas Muster: Ja, ein bisschen was hat sich schon geändert, allerdings ist nicht so krass, wie manche Leute das darstellen. Es ist schon ein bisschen anders, die Songs sind halt auch in einer für die Band schwierigen Phase entstanden, deshalb hatten sie von Anfang an einen etwas anderen Touch als die früheren Sachen. Dementsprechend wurde auch die Produktion etwas anders. Ich persönlich sehe das Album nicht als so anders, aber manche Leute sehen das schon fast als Verrat an, wenn du plötzlich nicht mehr einen Hall auf der Snare hast oder auf dem Gesang. So eng sehe ich das bestimmt nicht. Sieh mal, das war einfach das Album, das zu dem Zeitpunkt aus uns rauskam, und es war halt eine schwierige Phase für die Band. Wir hatten nicht unbedingt das beste Verhältnis zu der Zeit, zum Glück ist das inzwischen wieder anders. Dementsprechend kann das nächste Album auch sehr gut wieder anders klingen. Vielleicht wieder ein bisschen mehr wie früher, vielleicht ganz anders - wir werden sehen. Wir arbeiten jedenfalls schon dran.

Squealer.net: Anfang 2007 soll's soweit sein …

Thomas Muster: Ja, das Ziel haben wir. Vielleicht nicht Anfang 2007, eher im Frühjahr. Es ist natürlich schwierig, dir einen Zeitrahmen zu setzen, wenn du Songs schreibst. Du weißt ja nicht, wie kreativ du sein wirst, welche Songs deinem Hirn oder deinem Bauch entspringen werden. Eigentlich kannst du erst richtig planen, wenn die Songs stehen. Dann kannst du sagen, wir brauchen so lange, um die Sachen zu arrangieren, so lange, um sie aufzunehmen, das geht dann. Naja, Frühjahr 2007 ist ein Ziel. Kann auch sein, dass es nicht klappt, wir hoffen aber doch.

Squealer.net: Das heißt aber auch, bei "Fall" seid ihr nicht bewusst hingegangen und habt gesagt "Lass uns mal was anderes probieren", sondern das ergab sich einfach?

Thomas Muster: Überhaupt nicht, das ergab sich so. Es war ja auch so, dass ich fast alle Songs geschrieben habe, und ich hatte plötzlich ganz neue Möglichkeiten zuhause. Ich hab jetzt ein kleines Studio, wirklich nur Homerecording, das ist ideal. Ich habe einen Computer-Bass zuhause, spiele die Gitarren drauf, und ich hatte halt sehr viel Zeit damals. Ich hab einfach verschiedene Dinge ausprobiert, und am Schluss haben wir die Songs ausgewählt, von denen wir der Meinung waren, dass sie geil klingen. Ich hab ja auch andere Songs geschrieben, die vielleicht mehr nach den Shakra von früher klingen, aber irgendwie waren die Nummern trotzdem nicht so cool. Letztendlich haben wir die Songs genommen, die wir zu dem Zeitpunkt zur Verfügung hatten. Ich hab zu dem Zeitpunkt auch viele andere Sachen gehört, wie zum Beispiel Staind oder 3 Doors Down, weniger AC/DC, obwohl ich das natürlich immer noch cool finde. Das hat mich natürlich irgendwo auch beeinflusst, aber das war keine Absicht, wir haben nie gesagt, wir wollen was Anderes machen.

Thomas verlässt die Band......

Squealer.net: Die Einflüsse beispielsweise von Staind sind dann auch schon rauszuhören.....

Thomas Muster: Ja, manche Dinge sind bestimmt rauszuhören, aber das war nie bewusst. Ich hab einfach fortwährend zuhause Sachen aufgenommen, und die besten davon haben wir schlussendlich verwendet. Die Hälfte der Songs hab ich ja geschrieben, als ich kurzfristig gar nicht in der Band war, ich wusste nicht mal, für wen ich die schreibe. Am Schluss war's für Shakra, weil ich dann doch wieder dabei war.

Squealer.net: Das wusste ich gar nicht ….

Thomas Muster: Ja, jetzt weißt du's. Wir zwei haben uns damals verkracht (zeigt auf Mark Fox), er wollte einfach keinen Sex mehr mit mir ….

Squealer.net: Er hat eine SMS geschickt …

Thomas Muster: Ja …. (lacht). Das war dann so eine Kurzschlusshandlung, und dann war ich mal kurz weg, für zwei Monate. Ich wollte ja nie weg, aber es war wie eine Art Flucht vor dem ganzen Scheiß, und komischerweise hab ich genau in der Zeit sehr viele Songs gemacht wie "Chains Of Temptation" oder "Walk On Water". "Out Of Control" entstand auch in dieser Zeit, und ich wusste echt nicht, für wen ist es eigentlich. Ich dachte, ich bin ja nicht mehr mit dabei, aber ich hab's einfach mal aufgenommen. Ich hab mir damals mein Homestudio eingerichtet und einfach die Sachen aufgenommen, die mir im Kopf rumgingen.

Squealer.net: Das ist aber nie so richtig an die Öffentlichkeit gedrungen …

Thomas Muster: Doch, ich denke schon, es gab ja sehr viel Promo-Arbeit für das neue Album, das wurde schon kommuniziert. Auch der Album-Titel wurde bewusst so gewählt. Ich sagte zu Mark, lass uns einen Albumtitel suchen, der die Situation beschreibt. Es war Herbst 2004, und irgendwann sagt Mark: "Fall". Er hat ja auch oft erwähnt, warum wir diesen Titel gewählt haben, wahrscheinlich hat er nie erwähnt, dass ich mal kurz ausgestiegen war.

Squealer.net: Ich meine auch damals, als es den Trouble gab. Da drang nix nach außen, ich jedenfalls hab nicht mitbekommen, dass Du die Band verlassen hattest …

Thomas Muster: Zu dem Zeitpunkt haben wir auch gar keine Interviews gegeben. Da waren wir total zurückgezogen und haben promomäßig überhaupt nichts gemacht. Deshalb kam da auch nichts an die Öffentlichkeit.

Squealer.net: Nicht so viele Leute hier heute Abend …

Thomas Muster: Oben? Ich weiß es nicht. Sieh mal, wir haben nur in der Hand, hier zu spielen, alles andere können wir kaum beeinflussen. Es liegt am Veranstalter, wie groß er die Dinge plant. Wir spielen ja diese Einzelgigs in Deutschland nicht unbedingt sehr gerne, dann doch lieber ein paar zusammen, eine kleine Tour. Wir haben diese Show hier eigentlich zugesagt, weil wir einen neuen Boker haben in Deutschland, und das ist eigentlich die erste Sache, die er für uns angerissen hat. Weißt Du, für deutsche Verhältnisse ist das vielleicht kein Problem, von der Schweiz aus sind es dann doch 500 Kilometer. Wenn du dann nur eine Show spielst und am nächsten Tag wieder zurück ist es etwas problematisch. Wenn wir noch zwei oder drei anhängen könnten, dann wäre es was anderes.

Squealer.net: Habt ihr was in Planung für Frühjahr, noch mal ne kleine Tour durch Deutschland?

Thomas Muster: Eigentlich ja, mit unserem neuen Boker, der ja europaweit tätig ist. Wir haben ja die Support-Sache mit Hammerfall und Stratovarius gemacht, und das ließ sich in manchen Ländern wirklich sehr toll an. Ich denke da speziell natürlich an Deutschland, aber auch Spanien war sehr gut und Italien war hammermäßig. Die Leute gehen da voll mit, sind halt Südländer. Wir haben schon geplant, im April noch mal eine kleine Club-Tour zu machen in Deutschland und vielleicht Spanien und Italien. Wir werden sehen, wir machen die Musik, und wir haben ein paar Leute, die die Gigs managen - mal sehen, was sie auf die Reihe kriegen. (lacht) Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir nach dieser Support-Tour ein paar Headliner-Gigs in kleinern Clubs spielen könnten. Wir hoffen, dass es klappt, aber ich schreibe Songs, Mark singt, und andere Leute buchen Shows. Wir werden sehen, was sie zustandekriegen, wir kümmern uns da nicht selbst drum.

Ziele von Shakra......

Squealer.net: Okay, was ist das Ziel für Shakra? Ihr habt einen gewissen Status erreicht, die nächste Stufe zu nehmen wird sehr schwer werden …

Thomas Muster: Ja, wahrscheinlich. Es hängt wohl auch davon ab, ob man den Sprung zu einem Major-Label schafft, andererseits muss man schon realistisch sein. Ich meine, wir machen uns da nichts vor, wir spielen nicht die angesagte Mucke, ganz klar. Was wir tun können, ist durch jahrelange, harte und konstante Arbeit immer einen Schritt weiter zu gehen. Wir machen uns da keine Illusionen, dass wir plötzlich den riesigen Über-Nacht-Erfolg haben werden, das ist fast nicht möglich. Vielleicht gelingt uns mal noch ein Radio-Hit, wer weiß, das wäre natürlich super, aber mit unserer Art von Musik musst Du Dir den Erfolg einfach erarbeiten. Wir sind nicht Tokio Hotel und plötzlich in der Bravo, auf Viva und dann haut es hin. Die sind allerdings vielleicht auch in zwei Jahren wieder weg, und dann werden sie nie mehr Musik machen. Das ist bei uns etwas anderes, aber natürlich ist unser Ziel auch, immer einen Schritt vorwärts zu gehen. Ich hab kürzlich zu Mark gesagt: "Hey Scheiße, ich hab noch keine einzige Goldene", und dabei ist das in der Schweiz relativ schnell möglich. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, und ich hoffe, dass es beim nächsten Album mal klappt. Wär doch schön, so im Altersheim später ne goldene Schallplatte aufhängen (lacht). Das wollen wir schon noch schaffen, und in ganz Europa liegt noch ziemlich viel brach. Ich meine, es gibt sie immer noch, die Hard-Rock-Fans, die Metal-Fans, haben wir ja jetzt auch auf der Tour gesehen, da ist für uns schon noch was drin. Aber es ist harte Arbeit, du musst dran bleiben, es geht nicht von heute auf morgen. In Schweden zum Beispiel oder Norwegen fangen wir einfach wieder bei Null an, das ist so.

Squealer.net: Japan wird auch zum Thema …

Thomas Muster: Ja, wir hatten ja eigentlich schon mit dem ersten Album in Japan einen kleinen Erfolg. Was dann später da gelaufen ist, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau. Das "Fall"-Album ist kürzlich dort erschienen, und ich hab bislang nicht mal ne Kopie davon gesehen. Ich weiß gar nicht, wie das Teil ausschaut, wie es läuft dort. Wir sind hier, Japan ist weit weg, und wenn du dort touren möchtest, musst du schon 20.000 bis 30.000 CD's dort verkaufen. Nur so macht es Sinn, nur so kriegst du die Gage, damit du dir die ganze Sache überhaupt leisten kannst. Das kostet richtig Geld, mit dem ganzen Material dahin zu gehen und dort zu touren. Wenn sie uns rufen, sind wir da, ganz klar. Wenn sie uns nicht rufen, bleiben wir hier.

Japan und Tokio Hotel

Squealer.net: Die goldenen Zeiten in Japan für den harten Rock scheinen auch langsam zu Ende zu gehen?

Thomas Muster: Ja, ich denke, das hat auch wirtschaftliche Gründe. Auch Japan hatte in den 90ern eine ziemliche Rezession, und das wirkt sich natürlich auch auf die Musik aus. Abgesehen davon ist auch in Japan Hip Hop und so Zeugs ein Thema, ist halt so. Aber das ist doch eigentlich geil, dass es eine Band gibt wie Tokio Hotel. Klar, es ist eigentlich eine Teenie-Band, aber schau dir doch mal an, wie viele junge Leute, Mädchen insbesondere, sich jetzt wieder härtere Klänge anhören. Das ist doch besser, als wenn alle 16-jährigen Hip Hop hören, immerhin hören die jetzt mal Rock-Musik, auch wenn sie in einem oder zwei Jahren wahrscheinlich wieder weg sind. Das ist der Vorteil an dieser Band, junge Leute hören verzerrte Gitarren und nicht irgendwelche Hip Hop-Scheiße.

Squealer.net: Heißes Thema - Tokio Hotel sind im Forum von SQUEALER.net eigentlich DAS Feindbild Numer Eins …

Thomas Muster: Dann schreib das ruhig, immerhin bringen Tokio Hotel ein paar junge Menschen dazu, sich Rockmusik anzuhören. Auch wenn der Typ nicht wirklich singen kann, und möglicherweise haben sie die Instrumente nicht mal selbst gespielt, aber wen interessiert das? Ist doch in jedem Fall besser als das ganze Superstar-Getue, immerhin machen die Rock, also seht die Sache mal ein bisschen positiv.

Squealer.net: Habt ihr kein besseres Bier hier bekommen als Karlsberg?

Thomas Muster: Ich weiß nicht …schmeckt ganz ordentlich, aber kühler wäre noch besser.

Squealer.net: Die Kollegen von Gotthard haben damals nach ihrem Unplugged-Album einen anderen Weg eingeschlagen und ihre Mucke etwas chartkompatibler gemacht. Ist das für euch auch eine Alternative?

Thomas Muster: Das haben uns erstaunlicherweise ja Leute jetzt mit dem "Fall"-Album vorgeworfen, wir würden in die Pop-Richtung abdriften. Also mal ehrlich, das ist doch kein Pop, aber okay, es gibt Leute, die sehen das so. Nein, das ist für uns ganz sicher kein Thema. Klar, wir machen gerne Balladen, das haben wir vom ersten Album an gemacht, aber wie damals Gotthard mit "Open" oder "Homerun" - nö. Im Gegenteil, unser Ziel ist es wahrscheinlich, das nächste Album noch härter hinzubekommen, vielleicht mit ein paar modernen Elementen, aber schon mit den typischen Shakra-Merkmalen. Es werden wieder Balladen drauf sein, aber es wird ganz sicher kein Balladen-Album, es wird kein Pop-Album, es wird ein Shakra-Album.

Das Problem mit der Veränderung

Squealer.net: Ist auch immer eine Gratwanderung, oder? Auf der einen Seite die typischen Band-Trademarks, die die Fans einfach erwarten, auf der anderen Seite die Gefahr der Kopie. Mir persönlich ging's so bei "Rising", dass ich dachte "super Scheibe, aber es wird langsam Zeit, dass was passiert" …

Thomas Muster: Ja eben, siehst du, das ist genau das Problem. Wenn du dich ein wenig veränderst, dann hast du die Leute, die sagen "Scheiße, die haben sich verändert, die driften in eine Richtung ab, die ihnen nicht steht". Wenn du nichts änderst, kommt die andere Seite und sagt: "Das klingt immer gleich". Du kannst es ohnehin nicht allen recht machen, ganz klar. Und ich denke immer noch, nach "Rising" war es gar nicht schlecht, ein Album zu veröffentlichen, das ein wenig anders klingt. Und ich kenne mittlerweile einige Leute, die haben sich "Fall" angehört und mochten es nicht. Zweites Mal angehört, und plötzlich sagten sie "Hey, da sind ja doch ein paar interessante Sachen drauf." Und die Leute sagen mir, es sei unser abwechslungsreichstes, facettenreichstes Album geworden. Das empfinde ich dann schon als Kompliment.

Squealer.net: Ging mir genauso. Beim ersten Durchlauf hatte ich auch zu kauen, du hast halt eine gewisse Erwartung an eine Band wie Shakra.

Thomas Muster: Das ist genau der Punkt, die Erwartungshaltung der Leute. Genau deshalb mussten wir uns auch ziemlich heftige Kommentare anhören, auf unserer Homepage, insbesondere von unseren alten Fans, die genau so etwas wie "Moving Force" erwartet haben. Dann hören sie "Chains Of Temptation" als ersten Song, und es kamen teilweise wirklich beleidigende Kommentare. Ich muss dir ehrlich sagen, es gab ein, zwei Wochen, da hab ich mir das durchgelesen und gedacht, Scheiße, was haben wir falsch gemacht? Aber irgendwann dachte ich, okay, wenn es ihnen nicht mehr gefällt, wir aber einen Haufen neue Fans dadurch kriegen, ist es auch okay.

Squealer.net: Ist es nicht ohnehin vorbei, wenn ihr anfangt zu überlegen, was den Fans gefallen könnte?

Thomas Muster: Naja, ich denke schon, dass wir mit Shakra ein wenig eine Richtung geschaffen haben. Natürlich, diese Art von Musik gab es schon immer, aber es gibt auch gewisse Shakra-Trademarks, von denen wir wissen, dass wir sie nicht so einfach vernachlässigen dürfen. Wir überlegen uns schon, was möchten die Fans, und im Endeffekt ist es dann auch ein Kompromiss, denn du dann machst. Ich meine, es gibt noch viele andere Sachen, die ich gerne spielen würde, aber es passt dann einfach nicht zu Shakra, das geht einfach nicht. Das kannst du vielleicht mit einer anderen Band machen, aber nicht mit Shakra. Gewisse Dinge musst du einhalten, sonst hassen dich die Leute. Du kannst nicht einfach alles über den Haufen werfen, wie es damals Def Leppard machten mit dem "Slang"-Album oder auch mal Pink Cream 69 - das geht nicht! Du solltest schon ein wenig dem folgen, was die Fans von dir erwarten, ein bisschen Spielraum bleibt ja trotzdem.

Squealer.net: Wäre das für dich persönlich noch so ein Ding, was ganz anderes zu machen, in einem Side-Project? Blues zum Beispiel …

Thomas Muster: Nein, Blues überhaupt nicht …

Squealer.net: Jazz … irgendwas, ganz andere Baustelle …

Thomas Muster: Ich persönlich stehe ja nicht so sehr auf Side-Projects, weil ich denke, dass Shakra mich wirklich genug vereinnahmt. Ich hab eigentlich genug mit Shakra zu tun, und weitere Projekte würde ich nicht machen. Natürlich gibt es auch andere Musik-Richtungen, die ich mir anhöre. Ich bin zum Beispiel totaler Rush-Fan, nun wirklich was ganz anderes als AC/DC. Ich könnte mir allerdings nie vorstellen, was in die Richtung zu machen, das würde nicht hinhauen. Das kann ich nicht, am besten liegen mir halt die Shakra-Sachen. Im Kopf geht's schon, aber das ganze zu schreiben und zu komponieren, das ist schwierig. Brauch ich ja auch nicht (lacht)

Von Point zu AFM - der Label-Wechsel

Squealer.net: Kurze Frage noch zum Label-Wechsel, ihr seid jetzt bei AFM untergekommen. Wie kam's dazu?

Thomas Muster: Unser Vertrag mit Point ist ohnehin ausgelaufen, und da der beste Mann, Hardy Enzian, Point Music vorletzten Sommer verlassen hat war ohnehin klar, dass wir da so schnell wie möglich weg müssen. Da waren dann wirklich nur noch die absoluten Deppen dabei, Hardy war wirklich der einzige, der die Sachen etwas musikfreundlich und vernünftig gesehen hat, alle anderen bei Point hatten von gar nichts eine Ahnung, nicht mal vom Verkaufen. Es war also klar, dass wir weg mussten, und da hat unser Manager einfach mal ein bisschen rumgehört. Im Endeffekt hatten wir bestimmt um die 10 Angebote, zwar nicht von Majors, aber zum Beispiel Nuclear Blast waren auch dabei. Das wäre sicher auch eine Option gewesen, aber dort bist du dann halt Nummer 839 oder so was. Da sind dann ganz andere Themen im Vordergrund, Nightwish zum Beispiel. AFM hat dann das Angebot gemacht, das uns eigentlich am ehesten zugesagt hat, wobei das eigentlich durch unser Management und nicht durch uns entschieden wurde. Die kennen sich in solchen business-technischen Dingen halt besser aus, und die sagten: Lass uns zu AFM gehen. Jetzt ist noch die Sandra da von Metal Heart bei AFM, und wir haben eigentlich ein ziemlich gutes Verhältnis.

Squealer.net: AFM ist sicherlich keine schlechte Adresse …

Thomas Muster: Ja, es passt auch vom Sound her. Doro zum Beispiel oder U.D.O., es ist ja nicht ein reines Metal-Label, es sind auch ein paar Acts dabei, die ähnliche Sachen machen wie wir. Von daher gesehen finde ich das schon prima.

Internet und Tauschbörsen …

Squealer.net: Okay, allerletzte Frage: Internet, MP3, Tauschbörsen - ewiges Thema. Interessant, wie unterschiedlich die Musiker die Kiste einschätzen. Ich hab schon von Musikern gehört, dass es für den harten Rock nicht das ganz große Problem ist, weil es eine gewisse Fan-Treue gibt …

Thomas Muster: Denke ich auch. Wir sind in der glücklichen Lage, dass gerade die Hardrock-Fans schon Wert darauf legen, das Original mit Booklet zu besitzen. Völlig anders ist es zum Beispiel bei Pop-Sachen, die 15-jährigen Teenies kennen das gar nicht mehr, dass man für Musik bezahlen muss. Für die ist es ganz normal, dass Musik gratis aus dem Netz kommt. Wir haben zwar zum Glück, auch dank Mark, jüngere Fans, speziell in der Schweiz sind die ersten zwei Reihen mittlerweile auch unter 20. Ob die jetzt die Sachen aus dem Netz holen, oder ob sie ein wenig Geld für uns ausgeben, das weiß ich natürlich auch nicht. Klar, wenn sich Leute Musik gratis aus dem Netz ziehen, dann finde ich das Scheiße, logisch. Ich meine, Musik kostet was, das ist einfach so, und viele Leute sehen das gar nicht mehr.

Squealer.net: Da schließt sich auch der Kreis, die Musik insgesamt verliert an Wert. Wer nimmt sich heute schon die Zeit, sich mit einer Scheibe wirklich intensiv zu beschäftigen?

Thomas Muster: Die alten, treuen Rock-Fans, die machen das. Aber die werden auch älter, und natürlich sind wir darauf angewiesen, auch jüngere Leute zu rekrutieren. Genau da liegt aber das Problem, die kennen das einfach nicht, das Musik Geld kostet. Bei Filmen wird's vielleicht auch soweit kommen, der zieht sich die Filme, und keiner geht mehr ins Kino … wobei, die Leinwand hast du natürlich nur dort.

Squealer.net: Könnt ihr das ausgleichen, über Konzerte?

Thomas Muster: Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was uns die Tauschbörsen für einen Schaden einhandeln. Viele Leute sagen, die Einbußen im Musik-Business liegen bei ungefähr 30 % gegenüber vor drei oder vier Jahren. Das kommt vielleicht hin, aber ich denke, im Pop-Bereich ist es doch etwas extremer als bei uns. Ich hab mir noch nie überlegt, wie viel es jetzt sein könnte, denn weißt du, eigentlich bringt es uns ja auch nix, wenn wir genaue Daten kennen würden, wir können eh nix tun. Wir können nur weiter Songs schreiben und Platten veröffentlichen, alles andere liegt eh nicht in unserer Hand. Dann müsste eine andere Instanz her, die den ganzen Scheiß unterbinden kann, aber ich weiß natürlich auch nicht wie, keine Ahnung. Damit musst du leben, genau wie du damit leben musst, dass die Stars von heute einfach gecastet werden und nicht mehr, wie damals AC/DC, in irgendeiner stinkigen Bar entdeckt werden. Wir sind in 2006 …

Squealer.net: Und es gibt eigentlich auch keine Band mehr, der man zutrauen würde, dass sie in 20 Jahren immer noch oben ist …

Thomas Muster: Nein, das ist Zeitgeist, der Trend geht dahin. Wir können es insofern aufhalten, indem wenigsten wir versuchen, in ein paar Jahren noch da zu sein. Mehr können wir nicht tun.

Squealer.net: Passendes Schlusswort, Thomas. Danke dir für deine Zeit, und viel Glück heute Abend!


DISCOGRAPHY:

1998 - Shakra
1999 - Moving Force
2000 - The Live Side (Live)
2001 - Power Ride
2003 - Rising
2005 - Fall
2007 - Infected
2009 - Everest
2011 - Back On Track
2013 - Powerplay
2015 - High Noon

SQUEALER-ROCKS Links:

Shakra - Fall (CD-Review)
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