Florian Möller von Everfest
(05.05.2006, Interview geführt von Jack)
Die Setliste vom letzten Konzert des Fünfers prangert mit der Überschrift „Die 12 Metal Gebote“ an meiner Zimmerwand – diese fünf Hessen haben es mir und vielen anderen angetan, dem Bann ihres Metalsounds (neuerdings auch als Extreme Hard Rock bekannt) kann ich nicht mehr entfliehen ... kein Wunder also, dass es einige Fragen an den Schlagzeuger Florian Möller gibt.
Squealer.net: Hallo, seit wenigen Tagen können Fans aller Herrenländer euer (ich nenne es seit geraumer Zeit nur noch) gottgleiches Debüt RISING käuflich erwerben - die erste Demo erschien bereits zwei Jahre zuvor. Warum zogen knapp zwei Jahre ins hessische Land bis uns der erste Longplayer aus dem Hause Everfest vorgeführt werden konnte?
Florian Möller: Ursprünglich hatten wir uns zusammengetan, um einfach Heavy Metal zu spielen. "Just for fun", einfach rocken. Nachdem sich dann aber herausstellte, dass da was richtig geiles heranreifte und wir super Resonanzen aus unserem Freundeskreis bekamen, hatten wir Blut geleckt. Wir beschlossen im LFT-Studio bei Marc Bugnard ein professionelles Demo aufzunehmen, um gezielt auf die Suche nach einem Plattenvertrag zu gehen. Wir haben schließlich 200 Kopien des Demos an Labels, Veranstalter, Agenturen, Radiosender und Magazine geschickt. Das Teil schlug raketenmäßig ein und wir bekamen super Reviews, Airplay und gute Gigs. Des Weiteren bekamen wir auch viele neue Kontakte u.a. zu Labels. Jetzt weiß jeder der mit der Branche schon mal in Kontakt war, dass es dort viele schwarze Schafe und auch Knebelverträge gibt. Unser erster Schritt ins professionelle Business sollte einfach kein Griff ins Klo werden und deshalb haben wir uns die nötige Zeit genommen, um uns richtig in die Materie einzuarbeiten. Ich würde sagen diese Strategie hat sich gelohnt, denn die Zusammenarbeit zwischen Management, Label und Band läuft hervorragend und fängt an erste Früchte zu tragen.
Squealer.net: Enthalten sind auf RISING auch noch die vier Tracks der damaligen Demo EP ("See Me Rising", "Something To Believe", "Breathe" und "The Fall"). Es dürfte euch nicht sonderlich schwergefallen sein diese vier zugänglichen Metalkracher mit aufs Album zu nehmen, oder?
Florian Möller: Nein, das war ein logischer Schritt. Wie gesagt, das Demo wurde nur für Promo-Zwecke in einer kleinen 200er Auflage veröffentlicht. Die Songs gefielen uns aber nach wie vor so gut, dass sie mit aufs Album sollten. Sie hatten einfach eine reguläre Veröffentlichung mit Cover, Booklet und Texten verdient.
Squealer.net: Es gibt auf RISING einige Querverweise eurerseits über die man stundenlang quatschen könnte (zum Beispiel das grandiose Pantera-Riffing in "Prophets Of Hate"). Was jedem, der sich das Album zu Gemüte führt (und das sollte auch jeder), auffallen müsste, ist das Judas Priest Zitat am Anfang von "Fire". Hat Sänger Andy Sommer einfach mal spaßeshalber im Proberaum/Studio Rob Halfords Zeilen ins harte Riff des Songs gesungen oder wie kam diese "Huldigung" des "Metal God" zustande?
Florian Möller: Das war wirklich so wie Du sagst. Andy hat auch schon im Studio besagte Halfordsche Zeilen über das Anfangsriff gesungen. Das fanden wir alle so bescheuert und genial zugleich, dass wir beschlossen, dass das so bleiben muss! Ein bisschen Spaß gehört ja auch dazu! Außerdem spiegelt das auch ganz gut das Wesen der Band wieder. Wenn wir Lust auf was haben machen wir es halt, auch wenn es vielleicht zunächst etwas unkonventionell erscheint, haha.
Squealer.net: Apropos Andy Sommer: Diesen Sänger in seinen Reihen zu haben, das muss mit das beste sein, was euch je passiert ist, oder? Über solch eine prägende, verdammt klare, volle und dominante Stimme verfügen nur wenige Metalbands.
Florian Möller: Jo!
Squealer.net: Eines der elf (grins) Schmankerln von RISING ist auf jeden Fall das kernige und wunderbar eingängige "Change", welches sich sogar aus zwei Teilen zusammensetzt. Aus welchem Grund waren die zwei Parts von Nöten? Part eins ist gewissermaßen ja "nur" eine kurze Einleitung für Part zwei.
Florian Möller: Part I ist quasi eine Art Intro zum eigentlichen Song, kann aber auch als extra Track gesehen werden. Zusammen bilden die beiden Teile allerdings eine Einheit. Kurz: Wer Gitarrensoli mag hört sich beide Teile an, wer Soli doof findet, skipt gleich weiter zu Part II.
Squealer.net: Wie schon für die Demo war auch für RISING (übrigens ein schöner kurzer Titel, hehe) Marc Bugnard wieder als Produzent tätig. Er scheint der Mann zu sein, der die Everfest'schen Ideen perfekt versteht und druckvoll wie kaum ein Zweiter auf Platte bringt, oder? Oder muss fürs zweite Album ein international hochdotierter Produzent wie Rick Rubin hinters Mischpult? (grins)
Florian Möller: Wir kennen Marc schon sehr, sehr lange und wir haben bereits mit anderen Bands bei ihm aufgenommen. Er kennt uns als Musiker ganz genau und weiß, wie er das Optimum aus uns herauskitzeln kann. Sein Sound ist klasse, er hat tolle Ideen und die Arbeit mit ihm ist sehr angenehm. Deshalb war es für uns keine Frage auch die Produktion für RISING mit ihm zu machen.
Squealer.net: Bei den Kritiken der Fachpresse zu RISING hält sich in etwa die Waagschale. Neben vielen positiven gab es auch einige relativ üble darunter, die nicht einmal ansatzweise der Wahrheit entsprechen. Was denkt man sich als Musiker, wenn man urplötzlich eine schwache Produktion, einen zu modernen Sound und einen unterdurchschnittlichen Sänger angeheftet bekommt? Da kann man ja nur sprachlos den Kopf schütteln oder sich schlapp lachen - was meinst du?
Florian Möller: Der größte Teil der Kritiken ist positiv und ich denke für eine Newcomer-Band können wir uns nicht beschweren. Das die CD nicht jedem super gefallen würde, war klar. Das wäre wohl auch zuviel verlangt. Das witzige ist allerdings das Widersprüchliche in den Kritiken. Der eine sagt: "Something To Believe", das mit Abstand beste Lied auf der CD. Der andere: "Something To Believe" hätten sie weglassen sollen. Dann heißt es die Produktion ist geil, dann ist sie wieder schlecht, usw.. Daran sieht man, dass man machen muss was einem selbst gefällt. Man muss einfach nach seinem Gefühl gehen. Wenn es dann noch anderen Leuten gefällt - prima. Das Beste ist sowieso, wenn sich die Fans ein eigenes Bild machen. Zu diesem Zweck haben wir zu jedem Lied Downloads auf unserer Website und zum Glück wird dieses Angebot auch von den Fans genutzt. Ich kann nur sagen hört euch die Songs an und wenn sie euch gefallen, kauft euch die CD!
Squealer.net: Kommen wir auf das zweitwichtigste jeder Band zu sprechen: Liveauftritte. Am Freitag, dem 28. April 2006, in "Die Halle" (lacht) zu Frankfurt habe ich aus sicherer Bandquelle erfahren, dass ihr für diesen Gig überhaupt nicht geprobt habt - und trotzdem war der Sound und euere Stagepower überwältigend und beeindruckend. Da fragt man sich ja schon: Wie bekommt ihr das hin? Andere Bands proben tage- oder wochenlang, um in solch eine Form zu kommen.
Florian Möller: Na ja, das stimmt nicht ganz. Wir haben einmal zusammen geprobt und um ehrlich zu sein, hätte ich gerne noch ein wenig mehr geprobt. Aufgrund unterschiedlicher Verpflichtungen hat das leider nicht hingehauen. Allerdings machen wir ja alle schon seit zig Jahren Musik und da kann man natürlich auf einige Erfahrung zurückblicken. Das kommt einem natürlich in solchen Momenten zugute. Vom Zusammenspiel hat aber alles gut hingehauen und wir waren nach dem Gig sehr zufrieden mit unserer spielerischen Leistung.
Für den Sound war ein neuer Mann am Mischpult zuständig. Das wird jetzt der neue Kollege von unserem Stamm-Mischer. Er hat seine Arbeit sehr ordentlich gemacht.
Squealer.net: Letztes Jahr habt ihr es über die sogenannte "Metal Battle" geschafft auf dem Wacken-Open-Air auftreten zu dürfen. Dieses Jahr folgt Anfang August das Monsters Of Rock in Bulgarien, bei dem auch Bands wie Judas Priest, Motörhead, Soulfly und Slipknot auftreten werden. Habt ihr noch einen Platz frei im Bus? (lacht) Nee, im Ernst: Wie fühlt man sich, wenn man weiß, dass man sich eine Bühne mit Halford, Lemmy und Co. teilen wird?
Florian Möller: Das fühlt sich verdammt gut an! In Wacken konnten wir uns ja schon ein bisschen wie Rockstars fühlen. Frühstück mit Saxon, beim Motörhead-Gig habe ich Mikkey Dee über die Schultern geschaut, nicht zu vergessen natürlich unser eigener Gig - einfach geil! Das wird jetzt fortgesetzt und da freuen wir uns natürlich tierisch drauf. Ansonsten fliegen wir lieber nach Bulgarien anstatt mit dem Bus zu fahren - im Flieger ist aber bestimmt noch ein Platz frei, haha.
Squealer.net: Bis hier hin haben wir uns nur mit der Band Everfest befasst, jetzt wollen wir aber auch noch etwas über dich selbst - zumindest im Bezug auf Everfest - erfahren. Wie kamst du überhaupt mit den anderen vier "Banausen" in Kontakt?
Florian Möller: Holger (Wenck, Gitarre - Anm.d.Red.), Rene (Ritzmann, Gitarre - Anm.d.Red.), Thorsten (Baus, Bass - Anm.d.Red.) und ich kennen uns schon seit Ewigkeiten. Andy kam dann vor 4 Jahren dazu, als EVERFEST aus der Taufe gehoben wurde. Holger kenne ich schon seit fast 20 Jahren. Wir haben vor ca. 14 Jahren zum ersten Mal zusammen in einer Band gespielt. Da weiß jeder genau, was der andere spielen wird noch bevor der das selbst weiß, haha.
Squealer.net: Euere Managerin Tina hat euch liebevoll "Chaostruppe" betitelt. Kannst du den Lesern von SQUEALER.net einige Details, die hierfür sprechen, verraten oder kommt jetzt das "No comment!" Statement (grins)?
Florian Möller: Bei uns regiert einfach das Chaos und Tina versucht eine klare Struktur in die Geschichte zu bringen. Das ist ein verdammt harter Job kann ich dir sagen, haha. Beispiele zu erzählen ist die eine Sache, die Realität zu erleben eine andere. Hier einige Beispiele: Deutscher Rockpreis in Hamburg. 500 km Anreise. Ein paar hundert Leute im Saal + Auftritt vor einer Jury. 20 Minuten vor dem Auftritt fällt Rene ein, dass er ja noch seine Gitarre reparieren muss. Er holt den Lötkolben raus und lötet irgendwelche Kabel. Ergebnis: Die Gitarre gibt keinen Ton mehr von sich, ist also vorschriftsmäßig komplett kaputt-repariert. Noch 10 Min. bis zum Gig. Doof dass die Ersatzgitarre noch in Frankfurt steht. Rene rennt wie blöd durch die Location und labert jeden an ob er ihm nicht eine Gitarre leihen kann. Und kurz vor dem Gig findet er tatsächlich jemanden, der dazu bereit ist. 3 Min bis zum Gig. Rene rennt zur Bühne, stöpselt das Ding ein. 3,4 Metal los geht's! Blöd nur, dass das eine 7-saitige war und Rene bis dahin noch nie auf einer 7-saitigen gespielt hatte, haha.
Beispiel 2: Nach einem Gig ist die erste Probe angesetzt. Wir wollen gerade anfangen, als Thorsten sagt: Wo ist mein Bass? Chaos und Telefonate folgten. Ergebnis: Der Bass stand noch im Club. Vergessen in den Transporter zu räumen. Ja, ja und so weiter…
Squealer.net: Über Musik im Allgemeinen haben wir noch gar nicht philosophiert. Wie wichtig ist die Musik (sei es als Musiker oder einfach als Fan) für dich persönlich und warum?
Florian Möller: Es dreht sich fast alles um die Musik. Proben, Gigs, Studio, Promotätigkeiten und wenn wir sonst nichts machen, reden wir halt über Musik, haha. Da werden neue Alben diskutiert oder DVDs angeschaut. Es macht halt einfach Spaß!
Squealer.net: Was macht Florian Möller in seinem Leben außerhalb von Everfest - wenn es so eins denn gibt (grins)?
Florian Möller: Ich bin noch (Logistik)Student, was natürlich für die Musik sehr praktisch ist. Ich sag immer, ich bin Musiker und Hobby-Logistiker, haha.
Squealer.net: Die letzten Worte gehören Dir - jetzt kannst du noch das loswerden, das du unbedingt noch sagen wolltest. Vielen Dank für das Interview!
Florian Möller: Geht auf www.everfest.de und hört euch unsere Songs an. Wenn sie euch gefallen kauft unsere CD! Ich hoffe wir sehen uns auf Tour!
Danke für das Interview.
DISCOGRAPHY:
2004 – Everfest (EP)
2006 – Rising
SQUEALER-ROCKS Links:
Everfest - Everfest (EP) (CD-Review)
Everfest - Rising (CD-Review)
Holiday Break Festival - Offenbach, Am Schneckenberg (Live-Review)
Everfest - Frankfurt, Die Halle (Live-Review)
Florian Möller von Everfest (Interview)