Günter Maier von Crimson Cult

(13.06.2009, Interview geführt von maddin)

Mit ihrem selbst betitelten Debut haben die Österreicher Crimson Cult zweifellos eines der besten Power Metal Alben der letzten Jahre vorgelegt. Nicht nur der Fakt, dass dort 2 ehemalige Mitglieder von Stygma IV das Zepter schwingen lässt Erinnerungen an die beste Band dieses Genres wach werden. Auch die musikalische Ausrichtung lässt nicht nur mich von Stygma V sprechen.
Das ist allerdings etwas, was Gitarrist Günter Maier gar nicht gerne hört und seinem Unmut gleich etwas Luft verschafft.

Squealer- Rocks: Hi Günter, wir hatten uns ja im Vorfeld darauf geeinigt, dass sich die Fragen zu Stygma 4 in Grenzen halten. Doch so ganz ungeschoren kommst Du natürlich nicht davon. Außerdem ist es ja bestimmt kein Nachteil, eine Vergangenheit mit einer derartig erstklassigen Reputation zu haben.
Deshalb direkt zu Beginn die Gretchenfrage: Das Crimson Cult Debut klingt zu mindestens zwei Dritteln absolut nach Stygma IV. Außerdem ist Alex wieder dabei, also eine „50% Reunion“.
Gab es den Gedanken, auch Ritchie wieder ins Boot zu holen? (Herbert ist ja aufgrund eines Rückenleidens außer Gefecht).


Günter: Crimson Cult sind definitiv nicht Stygma V !!!
Auch wenn das einigen Leuten nicht in den Kopf will.
Betrachte es als reinen Zufall dass zwei ex-Stygma IV Mitglieder bei Crimson Cult zocken.
Dass es musikalisch eine gewisse Ähnlichkeit zu unserer Vorgängerband gibt kommt am ehesten daher, dass Alex und ich die Hauptzuständigen fürs Songwriting in unserer Vergangenheit waren.
Es wird wahrscheinlich seine Gründe haben warum Ritchie nicht an Bord ist...
leicht, oder ?(lacht).

Squealer – Rocks: Wie viele und welche der Songs sind Überbleibsel von Stygma 4 ?

Günter: Die Überreste der Stygma IV Aufnahmen wurden bereits auf der
CD „Rotting Corpses“ verwertet.

Squealer – Rocks: Mich irritiert etwas das Veröffentlichungs – Prozedre eures Albums. Zunächst wusste ich nur, dass ihr ein Demo rausbringt. Dann wurde der Deal mit DY 1 bekannt und plötzlich erscheint auch das Demo als reguläres Album. Ich habe in meinem Review einfach mal behauptet, dass das Label das Demo für so stark gehalten hat, dass es unbedingt als regulärer Output erscheinen soll. Liege ich da richtig?

Günter: Wir haben 10 Songs aufgenommen und fünf davon als „Demo“ verschickt.
Der Begriff Demo kommt ja von Demonstration, also herzeigen. Mit der Soundqualität hat das ja nicht wirklich was zu tun. Die Zeiten sind wohl endgültig vorbei.

Squealer – Rocks: Auch der VÖ Termin sorgt für Verwirrung. Zunächst wurde der 20.04. genannt, alle Reviews waren schon in den Print - und Online Medien, nun ging es aber erst am 29.05. los.

Günter: Es gibt Dinge, die nimmt man einfach so hin wie sie sind, sich unnötig darüber
aufzuregen bringt gar nichts, so ist das.

Squealer – Rocks: Euer Sänger Walter ist wirklich ein echter Glücksgriff. Gab es neben ihm noch andere Kandidaten für den Posten?

Günter: Alex hat Walter zufälligerweise „entdeckt“, er war von Anfang an unsere Nummer eins. Es gab keine anderen Kandidaten.
Squealer – Rocks: Einer meiner Lieblingssongs auf dem Album ist „Amok“. Der Titel ist momentan natürlich brisant. Eure Lyrics hier beschränken sich auf die reine Schilderung der Gedanken eines Amokläufers. Kreator haben auf ihrem aktuellen Album einen textlich ähnlich angesiedelten Song und mussten sich, weil sie die Nummer live ohne Stellung nehmende Ansage gespielt haben, viel Kritik anhören. Von „Geschmacklosigkeit“ war da die Rede. Wie steht ihr dazu? Habt ihr euch diesbezüglich auch schon rechtfertigen müssen?

Günter: Bei unserem Titel geht es mehr um eine zwischenmenschliche Beziehung,
der Titel „Amok“ ist eher als Überbegriff für ein richtiges Durchdrehen oder Ausflippen zu sehen.

Squealer – Rocks: Ein Song, den ich anfangs gar nicht mochte, der sich aber mittlerweile zu einer echten Droge entwickelt hat, ist „Centre of the Universe“. Das Ding eröffnet bei jedem Durchgang neue Facetten. Ich würde soweit gehen und die Nummer zu den besten 5 Songs zählen, bei denen Du jemals zu hören warst. Kannst du was dazu erzählen?

Günter: Danke, der Song ist mir auch sehr wichtig.
Weniger weil wir hier halt so richtig musikalisch loslegen, eher die textliche Seite.
Es geht in dem Song ja darum dass wir unsere verlogenen Politiker in ein Raumschiff packen und per one-way-ticket ins Zentrum des Universums schicken.
Hör Dir beim Mittelteil einmal nur das Drumming an, eine Meisterleistung.

Squealer – Rocks: Du lehrst hauptberuflich Gitarre an einer Musikschule . Du könntest in einem 5 – minütigen Instrumental wahrscheinlich 90% der Szene in Grund und Boden spielen. Dennoch ist dein Spiel betont „mannschaftsdienlich“. Hattest Du eigentlich nie das Bedürfnis, mal so richtig die „Sau rauszulassen“? Es gibt immerhin genügend weniger talentierte Gitarristen, die sich in ausufernden Soli selbst feiern. Ein Solo Album? Schon mal dran gedacht?

Günter: Ich mache seit 20 Jahren meine Soloalben, unter eigenem Namen würde ich auch keine andere Musik als mit Crimson Cult hervorzaubern.
Wenn Du ein Instrumental - Album meinst, vielleicht passiert es ja irgendwann.

Squealer – Rocks: Bei „amazon“ behauptet jemand in den Kundenbewertungen, dass viele Songs von Crimson Cult schon bei deinem vorherigen Projekt Flood of Ages zum Einsatz kamen. Stimmt das?

Günter: Viele ist vielleicht doch ein wenig übertrieben.
Die „Flood Of Ages“ CD wurde ja nicht wirklich veröffentlicht sondern nur von einigen die-hard-Fans geordert.
Ich hätte es einfach schade gefunden einen Song wie „Amok“ einfach im Nirvana verschwinden zu lassen.

Squealer – Rocks: Ihr werdet mit u.a. mit Metal Church und Savatage verglichen. Welchen Vergleich würdest du am liebsten hören?

Günter: Diese Vergleiche sind so unterschiedicher Natur, dass ich über diesen Blödsinn eigentlich nur lachen kann.
Crimson Cult sind eine völlig eigenständige Band, da müsste mir schon jemand mit Songbeispielen daherkommen, dass ich da näher drauf eingehe.

Squealer – Rocks: Eine etwas persönliche Frage: Das neue Album schlägt, was die Kritiken betrifft, ein wie eine Bombe. Bekommst da manchmal so etwas wie ein „Deja vu“ - Erlebnis? Schließlich bist du erstklassige Kritiken gewohnt, weißt aber auch, dass sie noch lange nicht Erfolg bedeuten. Denkst du manchmal :“Oh, Mann – schon wieder lobt uns jeder und im Endeffekt bringt's doch nichts!“?

Günter: Mir ist manchmal nicht ganz klar, welche Vorstellung ihr Journalisten von Erfolg habt. Wir haben uns in der Vergangenheit ja auch niemals über irgendwelche Zustände beschwert.
Ich weiss nicht welche Vollidioten anfingen Stygma IV als unterbewertete Band hin zu stellen.
Stell dir einfach vor, wenn so manch wirklich schlechte Band (auch aus Euren Landen)
nicht so in den Himmel gelobt würde, wieviel Platz dann für richtig gute Musik wäre.

Squealer – Rocks: Dein Lieblingsstück auf der Platte?

Günter: „Lava Machine“, ganz klar.

Squealer – Rocks: Und noch einmal zum Abschluss das alte Thema: Werdet ihr bei - der hoffentlich bald stattfindenden Deutschland Tour !!!??? - auch Stygma IV Songs spielen?

Günter: Das wäre mir eine Ehre (lacht).


DISCOGRAPHY:

2009 - Crimson Cult

SQUEALER-ROCKS Links:

Crimson Cult - Crimson Cult (CD-Review)
Crimson Cult - Tales of Doom (CD-Review)
Günter Maier von Crimson Cult (Interview)


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