Squealer-Rocks.de CD-Review
Crimson Cult - Crimson Cult

Genre: Power Metal
Review vom: 30.04.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 20.04.2009
Label: Dockyard 1



Es gibt zahllose Beispiele in der Hartwurst – Szene, dass Qualität nicht zwangsläufig mit kommerziellem Erfolg einher gehen muss. Eins der tragischsten ist sicherlich die österreichische Power Metal Truppe Stygma IV. Denn die Band aus Salzburg gehört wohl zu den wenigen Künstlern, die nicht einfach nur gute, sondern ausnahmslos euphorische Kritiken einfahren konnten – weltweit! Selbst in den größten Printmedien war das Quartett stets in den Top 3 der Ranglisten vertreten.

Gebracht hat es leider wenig, denn rechtliche Streitigkeiten zogen mehrere Namensänderungen nach sich, was dem Marktwert nicht gerade gut getan hat. Dazu legten - Herr Murphy lässt grüßen – die falschen Labels und windige Tourveranstalter weitere Steine in den eh schon holprigen Weg. Ende 2005 dann konnten die Burschen die ewigen Nackenschläge nicht mehr aushalten und lösten sich frustriert auf. Die Lücke, welche die Band hinterließ, konnte bis heute nur sporadisch von gutklassigen Nachahmern wie Solidvision oder Dominici geschlossen werden, und auch die von Gitarrist Günter Maier ins Leben gerufenen Flood of Ages erreichten keineswegs die Klasse seiner alten Truppe.
Doch nun ist ein neuer Stern über unserem Nachbarland aufgegangen, der sich Crimson Cult nennt und dessen Strahlkraft der von Stygma IV verdammt nahe kommt.

Der Saitenvirtuose Maier hat sich seinen früheren Mitstreiter, den Bassisten Alex Hilzensauer, geschnappt und sich in den Kopf gesetzt, die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen.
Als Verstärkung holten sich die beiden alten Kumpels den Drummer Peter „Peda“ Bachmayer ins Studio, der keine Mühe hatte das anspruchsvolle Material schlagtechnisch umzusetzen.
Ein Knackpunkt dürfte sicherlich die Wahl des neuen Sängers gewesen sein, denn Stygma IV - Barde Richie Krenmayer ist ohne Zweifel unschlagbar im Power Metal Bereich. Umso überraschender, welch' tollen Frontman man nun präsentieren kann: Walter Stueffer klingt - natürlich – anders als Ricthie, kommt diesem aber oft verdammt nahe. Und das ist auch gut so, schließlich könnte das Album auch den Titel - man verzeihe mir das in Euphorie entstandene Wortspiel - „Stygma V“ tragen.

Der erste Durchlauf der CD lässt in der Tat keinen Zweifel aufkommen, wer hier Regie geführt hat. „Crimson Cult“ ist nicht anderes als der logische Nachfolger von „The Human Twilight Zone“ und „Hell Within'“. Mit diesen Alben kehrten Stygma IV den progressiven Klängen ein wenig den Rücken und konzentrierten sich mehr auf geradlinigen Power Metal, der zwar immer noch virtuos, aber deutlich direkter klang.
Der Opener „Evil Design“ wird von den Maier - typischen Stakkato - Klängen eingeleitet, bietet aber dann ein paar Melodic und auch U.S. Metal Anleihen oder lässt gar dezente Vergleiche mit Maiden zu und ist zudem ein echter Ohrwurm. Der Song ist als Einstieg optimal gewählt, da hier Sänger Walter sofort seine facettenreiche Visitenkarte abgeben kann: Der Gute besitzt eine Menge U.S. Metal Flair, singt extrem kraftvoll, meistert aber auch mühelos hohe Passagen.

Das nachfolgende „Undead“ klingt dagegen zu 100% nach Stygma IV. Ach, Mann – wie haben wir das vermisst! Eine fett riffende, höchst melodiöse Abrissbirne mit einem Chorus, der an den Geniestreich „Point Of No Return“ von „Hell Within'“ erinnert.
Einen noch deutlicheren Verweis auf die einstige Truppe bietet „Dirty Demon“. Das schleppende Monstrum lässt an Psycho - Tracks wie „The Fool“ oder „The Void“ denken.
Fast wie ein Medley aus alten Tagen kommt der beste Track des Albums, „Amok“, daher.
Der vermeintlich simpel konstruierte Song - schleppende Strophe, stampfender Mitgröhl Chorus – wimmelt nur so von Zitaten aus der Vergangenheit. Ein Hammer samt Amboss!!

Nun gut – ich könnte jetzt jede Nummer mit Stygma IV vergleichen und würde damit fast immer richtig liegen. Im Grunde ist es ja auch das, was man (endlich) wieder hören will. Dennoch muss man Günter und seinen Mannen eine leichte Stilkorrektur bescheinigen.
Crimson Cult sind in der Gesamtheit wesentlich leichter verdaulich und eingängiger. Epische Midtempo - Stampfer wie das tolle „Lava Machine“ könnten auch von DIO sein. Fantastisch!
Ebenfalls ein Fleckchen Neuland betreten die Österreicher mit dem Rausschmeißer „Centre of the Universe“, das in den Strophen sehr modern / amerikanisch und im Refrain sehr traditionell / deutsch nach Gamma Ray und Konsorten klingt. Ein sehr eigenwilliger Track, der allerdings über eine enorme Faszination verfügt.

Crimson Cult ist ein Debut gelungen, das endlich die Lücke füllt, die Stygma IV hinterlassen haben. An die großen Werke dieser einzigartigen Band kommen sie noch nicht heran, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Im Moment tut es einfach nur gut, wieder dieses geniale Gitarrenspiel von Günter Maier zu hören und diese tollen, markanten Kompositionen, die nahezu alle anderen Power Metal Bands in den Schatten stellen, zu genießen.

Einen kleinen Minuspunkt gibt es für die Produktion, die etwas übersteuert ist, was aber paradoxerweise für die Klasse des Albums spricht.
Eigentlich handelt es sich hier nämlich um ein Demo. Doch nachdem man einen Deal mit Dockyard 1 für die nächste Scheibe unterzeichnet hatte, sahen sich diese veranlasst, das Teil als reguläre CD zu veröffentlichen. Dies gilt bei dem renommierten Label als eine Art Ritterschlag und ich erwähne diesen Fakt nur, um meiner Euphorie Nachdruck zu verleihen.
Kaufen! Hören! Glücklich sein!

Tracklist:
01. Evil Design
02. Undead
03. Land Of The Crimson Night
04. In The Eyes
05. Lava Machine
06. Dirty Demon
07. Misanthrope
08. 2000 Lights
09. Amok
10. Centre Of The Universe

Line Up:
Walter Stuefer - Vocals
Günter Maier – Guitar, Keyboard
Alex Hilzensauer - Bass
Peter "Beda" Bachmayer - Drums






DISCOGRAPHY:

2009 - Crimson Cult

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Günter Maier von Crimson Cult (Interview)
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