Squealer-Rocks.de CD-Review
Threshold - Dead Reckoning

Genre: Progressive Rock/Metal
Review vom: 28.03.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Preisfrage: Wie fasst man das Gesamtkonstrukt „Threshold“ am besten mit einem omnipräsenten Wort zusammen? – Unbeschreiblich! Die Briten um Bandgründer, Gitarrist, Songwriter und Produzent Karl Groom haben in der letzten Dekade in der progressiven Metalwelt weitaus mehr als die Klimadiskussion in der Lebens- und Denkweise von uns Menschen hinterlassen. Wer mit dem Labelwechsel von InsideOut zu Nuclear Blast den sich in einem Strohfeuer abzeichnenden Leistungsabfall respektive den Ausverkauf in Verbindung bringt, der irrt sich aber gewaltig. Wo der Name „Threshold“ das Artwork ziert, ist auch der wohl beeindruckendste Progressive Rock mit Metal-Anleihen drin. So auch auf DEAD RECKONING!

Unter dem Kommando von Mr. „Tausendsassa“ Groom hat das Quintett neun Lieder eingeschustert, die einen mithilfe ihrer spielerischen Leichtigkeit, ihrem düsteren Antlitz, ihrer gelegentlich auftauchenden solistischen Wuseleien und des Herausbrechens in ungezügeltere metallische Klangsphären, welche dem Vorgänger SUBSURFACE nur spärlich entlockt werden konnten, sprachlos zurücklassen. Und ehe man seine Fassung zurückgewinnt und die Anwesenheit des Edge Of Sanity Vorgrunzers, Dan Swanö, der sich kontrastreich, aber eingegliedert mit einigen Lauten in „Slipstream“ und „Elusive“ zu Wort meldet, als „neu gewonnene Härte“ zu Protokoll gibt, muss man konstatieren, dass der langjährige Fan der Engländer ob der minimalen Kurskorrekturen in keinster Weise besorgt sein muss. Threshold bleiben Threshold bleiben... ähm Threshold.

Im Grunde genommen bleibt es einzig dem drückenden, von allen Seiten aus auf dich einschießenden, verstärkt auf dominanteres Gitarrenverhalten setzenden, interessant strukturierten und selbstredend in die bandeigene Note eingefärbten Opener „Slipstream“ vorbehalten in die (in Threshold-Proportionen betrachtete) hartgesottenere Kerbe zu schlagen. Mit dem sich anschließenden und in Nullkommanix erschließenden, kurzweiligen, für eine Single-Veröffentlichung prädestinierten „This Is Your Life“ und dem Komplexität in allseits verständliche Melodien transformierenden „Elusive“ kehrt die Truppe, angetrieben von Johanne James Trommelschlägen, zurück in ihr „wide-opened“ Schema, das sowohl Prog-Fanatiker als auch etepetete Rocker und Popper in seinen Bann zieht. Einmal den CD-Player auf „Repeat“ eingestellt und der auf heute angesetzte Kegelabend fällt ganz ungewollt aus eurer Sicht ins Wasser.

Dem Ganzen setzt – und das ist seit Jahren so sicher wie das allmählich zu Grabe getragene „Amen“ in der Kirche – der Gesang die Krone auf. Wofür andere ein ganzes Ensemble bräuchten, haben Threshold ihren Andrew „Mac“ McDermott, der stets Herr der Lage(n) ist. Fast schon überflüssig anzumerken, dass sich dies nicht nur auf seine melodische Ausgangsposition, sondern auch auf aggressivere Wortfechtereien bezieht. Dieser Mann singt in einer Liga, die sich jenseits unserer Umlaufbahn befindet und in die bisweilen nur Wenigen der Zugang gewährt wurde.

Hört euch „Pilot In The Sky Of Dreams“ an und ihr werdet mir nahtlos zustimmen. Was im Video-Mix eine noble Ballade darstellt, entpuppt sich auf DEAD RECKONING und bei einer Länge von neun Minuten und 45 Sekunden als eine dramatische und pulsierende Prog-Oper, die selbst namhafte Dream Theater Werke wie „The Glass Prison“ oder „Learning To Live“ in den wohl nicht mehr für möglich gehaltenen Schatten stellt. Wenn ihr allerdings glaubt, dass diese an den zehn Minuten kratzende Spielzeit wie bei Petrucci und Co. aufgrund von minutenlangem Griffbrettgewichse zustande kommt, dann habt ihr meine Worte wohl nicht verstanden. Hier wird Prog für JEDERMANN dargeboten!

Wirft man während des kraftvollen „Hollow“ einen skeptischen Blick auf seine in den letzten Jahren rapide angewachsene CD-Sammlung, so faltet man bereits im Verlauf des 80er Charme versprühenden „Fighting For Breath“ und seines mit der Topmodernität, weil in den Bridges opulent an Verzerrungen, und exzellenten neo klassischen Prog-Verwehungen jonglierenden Pendants „Disappear“ die Hände zum Gebet zusammen, um sich schließlich das sphärische und poppige „Safe To Fly“ auf den Knien zu Gemüte zu führen, ehe Dir das zusammenfassende Machtwerk „One Degree Down“ im wahrsten Sinne des Wortes den Rest gibt.

Ich müsste lügen, wenn ich beispielsweise IQ oder härtere Saga (auch wenn es so etwas nicht gibt) als sinnvolle Vergleichsoptionen angeben würde. Denn Threshold und allen voran DEAD RECKONING über ein bereits fertiggekochtes Essen zu streuen, grenzt an ein Bekenntnis zum fehlenden Sachverstand. Auch wenn es manch einer in all den Jahren an superben Veröffentlichungen noch immer nicht erkannt hat, hier noch einmal zum mitschreiben: Diese Band ist allerspätestens seit dem Einstieg von seiner Majestät „Mac“ die fleischgewordene, sich stets selbstdefinierende Einzigartigkeit!
Diese macht auch vor hitverdächtigen Coverversionen wie der des Muse-Smashers „Supermassive Black Hole“ vom 2006 erschienenen Album BLACK HOLES AND REVELATIONS keinen Halt. Von wem stammt nochmals das Original? Ach, auch egal!

Bleibt letztlich noch der klangtechnische Rahmen, den Karl Groom wie immer selbst in Angriff genommen hat, zu erwähnen. Herausgekommen ist nämlich erneut eine saftige und zeitgemäße, jedoch keineswegs aufgetakelte oder übertrieben aus den Boxen tönende und so nichts zu wünschen übrig lassende Produktion. Von wegen einem Musiker fehlt der nötige Abstand, wenn er seine Songs selbstproduziert.

Fazit: Threshold sind für den Prog das, was der Ball für die allwöchentlich den Platz rauf und runter wieselnden Kicker ist, ein unverzichtbarer Bestandteil und Grundnahrungsmittel! Mit dem feinen Unterschied, dass Threshold nie die Luft ausgeht!
Bleibt zu hoffen, dass die fünf mit DEAD RECKONING und dem Major-Deal auch all das ernten, was sie gesät haben und überall steht:
England, ein Land im Wandel: Pink Floyd das war einmal... Threshold ist JETZT!

VÖ: bereits erschienen

Tracklist:
1. Slipstream
2. This Is Your Life
3. Elusive
4. Hollow
5. Pilot In The Sky Of Dreams
6. Fighting For Breath
7. Disappear
8. Safe To Fly
9. One Degree Down
10. Supermassive Black Hole

Anspieltipps: Slipstream, This Is Your Life, Elusive, Hollow, Pilot In The Sky Of Dreams, Fighting For Breath, Disappear, Safe To Fly, One Degree Down, Supermassive Black Hole

Band Line-Up:
Andrew "Mac" McDermott – Gesang
Karl Groom – Gitarre
Steve Anderson – Bass
Johanne James – Schlagzeug
Richard West – Keyboards

DISCOGRAPHY:

1993 – Wounded Land
1994 – Psychedelicatessen
1995 – Livedelica (live)
1997 – Extinct Instinct
1998 – Clone
2001 – Hypothetical
2002 – Critical Mass
2004 – Critical Energy (live)
2004 – Subsurface
2007 – Dead Reckoning
2007 - The Ravages Of Time - The Best Of Threshold

SQUEALER-ROCKS Links:

Threshold - Dead Reckoning (CD-Review)
Threshold - The Ravages Of Time - The Best Of Threshold (CD-Review)
Threshold - For The Journey (CD-Review)
Threshold - Legends of the Shires (CD-Review)

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