Squealer-Rocks.de CD-Review
Vengeance - Back In The Ring

Genre: Hard Rock
Review vom: 20.06.2006
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Drehen wir die Zeit zurück und reisen ins Jahr 1989, in einen Plattenladen (ja, damals hießen die Shops noch zu Recht Plattenladen) im Herzen von Kaiserslautern. Wir sehen einen aufgeregten Maniac, der den neuesten Output der Holländer Vengeance mit leicht zitternden Fingern zum Rotieren bringt.

"We Have Ways To Make You Rock“ und “Take It Or Leave It” waren ja schon hardrocktechnische Arschtritte vor dem Herrn gewesen und hatten mächtige Löcher in den Käse gerockt, aber was der aufgeregte Maniac bereits mit der ersten Nummer auf die Lauschlappen kriegt, treibt ihm fast die Tränen in die Augen. „Arabia“ ist nach wie vor einer DER Hardrock-Songs schlechthin, gleiches gilt für das gesamte Album. Leider war nach dem durchwachsenen Debut und drei grandiosen Scheiben Schicht im Schacht der Holländer, wenn wir das Lebenszeichen „Back From Flight 19“ und die Best-Of-Sammlung „The Last Teardrop“ mal außen vor lassen.

Zeitmaschine auf „Go“, Vollgas und zurück ins Jahr 2006. Der Schreiber dieser Zeilen ist nicht viel weniger aufgeregt als damals ob der Ankündigung eines Comebacks der holländischen Hardrock-Helden. „Back In The Ring, back with a swing“ sind sie also, und bei aller Vorfreude drängeln sich ein paar vorlaute Zweifel in den Vordergrund. Immerhin, Übersänger Leon Geowie ist wieder am Start, aber ansonsten hat die Truppe mit der Ur-Besetzung nicht wirklich viel zu tun. Insbesondere Saitenzauberer Arjen Lucassen, der seit Ende von Vengeance sehr erfolgreich auf eher progressiven Pfaden wandert, ist nur als Gastmusiker mit dabei. Apropos Gastmusiker: Neben Lucassen steuern nicht weniger bekannte Namen als Michael Voss, Michael Eurich, Wolf Hoffmann und Mat Sinner ihren Teil zum Comeback der Holländer bei.

Genug gequatscht, wie schlagen sich die Männer denn nun im Ring? Ein Wort: Boah! Die ersten Takte des stampfenden Openers „Back In The Ring“ geben den vorlauten Zweifeln eins auf die Glocke (oder war’s ein unerlaubter Tiefschlag?) und machen klar: Die Käsköppe haben nichts verlernt – insbesondere nicht, wie ein mächtiger Riff, kombiniert mit einem simplen Mitgröhlrefrain, unterm Strich einen geilen Song ergibt. Herr Geowie ist auch nach all den Jahren bestens bei Stimme, und auch wenn er naturgemäß nicht mehr klingt wie ein 20-jähriger Hüpfer, so bleibt seine Power und Leidenschaft nach wie vor Maßstab im Genre. Stilistisch weichen die Holländer nicht einen Millimeter von den glorreichen Zeiten ab. Ein knackiger Riff, ein eingängiger Refrain und eine ordentliche Prise gute Laune, das ganze ohne den geringsten Schlenker immer straight durch die Mitte und voll auf die Zwölf serviert – mehr 80er geht eigentlich nicht. Und so brauchen Nummern wie das groovende „Had Enuff“, der Shakra-lastige Rocker „No Mercy“ oder die keyboardgestützte Gute-Laune-Nummer „Now And Then“ (sozusagen die „Rock’n’Roll Shower“ 2006) keine zwei Durchläufe, um die Gehörgänge im Sturm zu nehmen und sich auf einen dauerhaften Belagerungszustand einzurichten. Highlight der Scheibe ist jedoch ohne Zweifel „Cowboy Style“, ein an D-A-D erinnernder Fun-Rocker in allerbester Vengeance-Tradition.

Um zum Abschluss zu kommen: Ein Comeback, das in jeder Hinsicht Sinn macht. Natürlich toppen Vengeance nicht, wie uns der Flyer weiß machen will, ihr Über-Album „Arabia“, aber diese Erwartungserhaltung dürften ohnehin nur die wenigsten eingenommen haben. Dafür liefern die Holländer astreinen Stoff für Fans der alten Gotthard, Shakra oder generell dem harten Rock der Achtziger und ohne Zweifel eines DER Hardrock-Alben in diesem Jahr. Wenn jetzt noch eine Club-Tour auf die Beine gestellt wird, dürfte dem holländischen Rock-Siegeszug nichts mehr im Wege stehen. Welcome back!


Tracklist:
01. Back In The Ring
02. No Mercy
03. Mind Over Matter
04. Captain Moonlight
05. Holy Water
06. Bad Attitude
07. Had Enuff
08. Now And Then
09. Cowboy Style
10. Rip It Off
11. Eveline

VÖ: 23. Juni 2006

Lineup:
Leon Goewie (vocals)
Barend Courbois (bass)
Hans In’T Zandt (Drums
Peter “Slash” Bourbon (Guitars)

DISCOGRAPHY:

1984 - Vengeance
1986 - We Have Ways To Make You Rock
1987 - Take It Or Leave It
1989 - Arabia
1992 - The Last Teardrop
1997 - Back From Flight 19
2006 - Back In The Ring
2007 - Same/Same... But Different Alive

SQUEALER-ROCKS Links:

Vengeance - Back In The Ring (CD-Review)
Vengeance - Same/Same... But Different Alive (CD-Review)
Vengeance - Soul Collector (CD-Review)

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