Squealer-Rocks.de CD-Review
Europe - War Of Kings

Genre: Hard Rock
Review vom: 03.06.2015
Redakteur: Metalhead
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: UDR




Um eines vorwegzunehmen: Wer EUROPE ausschließlich mit ihrem Smashhit "The Final Countdown" oder so Schmonzetten wie "Carrie" gleichstellt und von ihnen auch nichts anderes erwartet und akzeptiert, kann hier direkt aufhören zu lesen. Denn EUROPE im Jahre 2015 klingen so was von anders als die EUROPE anno `86.
Das Album "War Of Kings" verdient tatsächlich die Bezeichnung Hard Rock und in ein, zwei Momenten will mir sogar der Begriff Metal über die Lippen kommen. Insbesondere das Gitarrenspiel, welches mich bisweilen an Deep Purple oder Led Zeppelin erinnert fällt mitunter recht heavy ins Gewicht. Überhaupt ist "War Of Kings" eine kleine Zeitreise zurück in die Frühphase des Hard Rock, die frühen 70er, als unter anderem die beiden genannten Bands diese Musikrichtung festigten und etablierten und gleichzeitig den Weg für den Metal vorbereiteten.

Ich muss gestehen, dass ich das Schaffen von EUROPE schon lange nicht mehr mitverfolgt habe und umso überraschter bin ich, dass sich die Schweden in dieser Art von nostalgischem Hard Rock mit teilweise kantiger, kraftvoller Ausrichtung so gut zurechtfinden. Von easy-listening-Gedanken und Begriffen wie AOR oder Melo Rock muss man sich bei "War Of Kings" ganz klar verabschieden. Die Stücke sind in ihrer Ausrichtung anspruchsvoll, ohne den Hörer jetzt vor zu komplexe Anforderungen zu stellen wie beim Prog. Dennoch erschließt sich mache Hookline erst beim mehrmaligen Anhören so richtig, wobei die Songs aber immer einem klar erkennbar roten Faden folgen. EUROPE stellen auf dem Werk ganz klar den Groove, interessante Songwriting-Ideen und instrumentelle Facetten in den Vordergrund. Es verbergen sich hinter dem manchmal nicht ganz so leicht zugänglichen Material aber einige schöne Hard-Rock-Perlen.

Der titelgebende Opener kommt etwas doomig-psychedelich daher und erinnert anfangs an den letzten der großen drei Hardrock-Urväter Black Sabbath. Ein wahrlich fetter Groove führt aber auf einen vergleichsweise einprägsamen Höhepunkt hin. Ist aber eine sehr gelungene Ballance aus Komplexität und Eingängigkeit und gleich der erste Pluspunkt. Bei "Hole In My Pocket" sind die Purple-Vibes im Gitarrenspiel und Aufbau unüberhörbar. Eine schöne Hommage, nicht nur an diese Band sondern überhaupt an die Spielart. "The Second Day" ist einfach ein EUROPE goes to 70s-Song. Eigene Songwritingideen des Stils bringen den nächsten coolen Track zum Vorschein. "Praise You" fasst Led-Zeppelin-Trademarks auf und rückt die bluesige Seite des Hardrock stärker in den Vordergrund, ohne die Heaviness zu vernachlässigen. Ähnlich geartet ist "Nothin' To Ya", verfolgt aber insgesamt einen emotionaleren Weg mit einigen psychedelischen Elementen.

Ab Track 6 geht eine kleine Veränderung vor sich. Noch immer ist nostalgischer Hard Rock die Devise, aber teilweise werden die Hooklines etwas leichtfüßiger. Bei "California 405" bringt das genau den lässigen Spirit in den Song ein, den man musikalisch mit dem US-Staat verbindet. Nice! Das folgende "Days Of Rock 'n' Roll" lässt mich dann ernsthaft niederknien. Ich kann mich kaum erinnern, wann schonmal eine größere Ode an die Rockmusik geschrieben wurde. Und was für geniale Riffs! Wahnsinn! Danach müsste eigentlich alles abstinken.

Tut es aber nicht. Viel mehr ist "Children Of The Mind" gleich der nächste Hammer mit einem absolut unwiderstehlichen Höhepunkt. Ist das tatsächlich Joey Tempest, der hier wie eine Mischung aus Gillan und Coverdale singt? "Rainbow Bridge" hat seinen Titel wie ich meine auch nicht zufällig bekommen. Das ist so eine Komposition, die sehr gut Ritchie Blackmores Feder hätte entspringen können, mit schönen ideenreichen Riffs, die auch ein paar orientalische Elemente auffassen. Damit sich der euphorische Rezensent beruhigen kann, lassen EUROPE an zehnter Stelle den Gefühlen freien Lauf. Balladen sind zwar nie so wirklich mein Ding, aber "Angels (With Broken Wings)" kann ebenfalls mit schöner Melodie aufwarten. Das abschließende "Light It Up" lässt trotz recht eingängiger, straighter Hook den nostalgischen Vibes nochmal freien Lauf und erinnert mich an rockigere Bands der frühen Siebziger wie Beispielsweise Golden Earring. Auch ein guter Song, der sicherlich dazu animiert, gleich noch einmal bei Track eins anzufangen.

"War Of Kings" ist ein Album, mit dem EUROPE-Anhänger der frühen Tage wahrscheinlich nicht viel anfangen können. Das Werk zielt ganz klar auf Freunde des nostalgischen Hard Rock und diesen treffen die Schweden auch voll ins Herz. Ich kann auch kaum fassen, wie gut EUROPE im Jahre 2015 sind und muss mir "War Of Kings" einfach immer wieder anhören.

DISCOGRAPHY:

1983 - Europe
1984 - Wings of Tomorrow
1986 - The Final Countdown
1988 - Out Of This World
1991 - Prisoners in Paradise
2004 - Start from the Dark
2006 - Secret Society
2009 - Last Look At Eden
2012 - Bag Of Bones
2014 - Live At Sweden Rock - 30th Anniversary Show (Doppel CD)
2015 - War Of Kings


SQUEALER-ROCKS Links:

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Europe - Last Look At Eden (EP) (CD-Review)
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