Squealer-Rocks.de CD-Review
Ferryman - What is Mine

Genre: Metal / Hardrock
Review vom: 17.08.2014
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Van Holt Recordings



An meine erste Begegnung mit Ferryman erinnere ich mich noch sehr gut: Die Gute Laune Melodic Metaller von Axxis spielten in Lünen einen restlos ausverkauften Gig, der den Fans im Vorfeld mit einer reinen old school Setlist den Mund wässrig machte. Kurz vor Beginn der Veranstaltung dann das altbekannte Prozedre: „Wer ist eigentlich Vorgruppe?“. „Ferryman, irgendwo aus der Gegend hier!“. „Sind die gut?“. „Keine Ahnung, bin nur wegen Axxis hier!"

Als der Support dann die Bühne enterte, das erste Staunen: An der Pole Position steht ein Keyboard und der Rest der Truppe formiert sich dahinter.
An den Tasten nimmt dann Bandchef und Alleinkomponist Andy Jones Platz und bevor man sich überhaupt fragen kann, was diese seltsame Konstellation soll, macht die Verwunderung purer Bewunderung Platz.

Bereits beim zweiten Song denkt keiner der Axxis Fans mehr daran, das obligatorische „Vorgruppen Bier“ zu trinken, sondern lauscht fasziniert dem musikalischen Schaffen oder feiert es ab.
Der symphonische Metal, der mehr als einmal an Savatage erinnert, wird dermaßen frenetisch aufgenommen, wie ich es selten bei einer bis dato nahezu unbekannten Band erlebt habe.
Als dann irgendwann im Set ein Song namens „Babylon“ auftauchte, hatte ich – das ist mir in 35 Jahren Rockfan Dasein noch NIE passiert – bei einem mir bis dahin völlig unbekannten Track Tränen der Freude in den Augen!
Danach schnell die verfügbaren EPs der Truppe gekauft.
Doch: Trotz „Babylon“ machte sich unterm heimischen Kopfhörer schnell Ernüchterung breit: Die Qualität der Produktion machte keinen Spaß und nahm der geilen Musik das Magische.

So – und wenn jetzt irgendeiner fragt, weshalb diese lange Vorrede sein muss: Weil die Band es verdient hat!
Der erste Longplayer ist nämlich nicht nur wesentlich hörbarer produziert, er bietet ganze 10 Songs, die – OHNE AUSNAHME!!! - alle das Level des erwähnten Tränentreibers halten.

Natürlich nimmt nun der Fluch der guten Tat seinen Lauf und eine Song für Song Besprechung, die dieses Album verdient hätte, fällt leider meiner ausufernden Einleitung zum Opfer.
Wobei: Kurz und knapp tut es hier auch:
Die Savatage - Affinität von Mainman Andy ist durchweg hörbar, wobei man hier niemals von einem Plagiat sprechen kann und darf.
Seine tolle Stimme lässt sich oft mit der von Zak Stevens in tieferen Lagen vergleichen und sein Tasten – Kumpel Jon Oliva lässt ebenfalls grüßen, dazu kann der sympathische Kerl auch noch wie James Hetfield in sauberen Passagen glänzen.

Da passt es natürlich wie die Faust auf's Auge, dass ein Klopper wie der Titeltrack locker auf „Dead Winter Dead“ hätte stehen können, wobei – und das ist wichtig! - das Niveau, die Dramatik und die Kompositionskunst eben das Level der Amis erreichen – schlicht grandios!
Gleiches gilt für die Ballade „Weakness“, die ohne Übertreibung zum Schönsten gehört, was es in den letzten Jahren gegeben hat. Alleine für diesen Gesang hätte Andy Jones einen Abend Freibier von Jon Oliva verdient.

Ok - ich will mich auch nicht zu sehr auf den Savatage Vergleich versteifen. Will damit nur die geniale und höchst symphonische Dramatik unterstreichen, die oft locker an Dinger „Believe“ rankommt. „Feet of clay“ ist trotz seines Tempos gar in der „Gutter Ballet“ - Liga angesiedelt.
Natürlich können Ferryman auch anders: So gibt es hier und da sogar Ausflüge in den Alternative Bereich zu hören und bei bspw. „Writers Block“ gibt es gar Nickelback Vergleiche zu vermelden.
Wenn es denn schon Vergleiche sein müssen.

Denn, ganz ehrlich: Es gibt Alben, über die will man gar nicht schreiben, die will man einfach nur hören. Klar, das sollte ein Schreiber nicht tun, aber es gibt halt Scheiben, die faszinieren dermaßen, dass man jedem, der einem begegnet an die Gurgel packen und sagen will: „Hör Dir das an! HÖR DIR DAS AN!!!“.

Andy Jones und seiner Truppe ist mit „What is mine“ ein richtig, richtig geiles Album gelungen, das keinen internationalen Standard fürchten muss.
Angesprochen fühlen sollte sich eigentlich jeder, der symphonischen Rock mit Metal Elementen mag und auf Hymnen mit viel Pathos steht, die aber niemals klebrig süß, sondern schlicht packend und raffiniert sind.
Zudem bieten Ferryman eine enorme Vielseitigkeit, niemals macht sich das Gefühl von Eintönigkeit breit.

Ich habe zu viele geile Bands kaputt gehen sehen, deshalb verkneife ich mir die Prognose, dass Ferryman eine rosige Zukunft bevor steht.
Die Welt und das Leben sind halt nicht gerecht – umso mehr berührt diese tolle Musik.....oder gerade deswegen...

Tracklist:
1. A storm is coming
2. What is mine
3. Don't look
4. Down but not out
5. Weakness
6. Writer's Block
7. Bound to the dust
8. Feet of clay
9. Your Sacrifice
10. Mystery Woman


Line Up:
Andy Jones – Lead and Backing Vocals, Keyboards
Jan Braun – Bass
Armin Höhn – Guitars
Fab Regmann - Drums

DISCOGRAPHY:

Sorry, noch keine Discography eingestellt.

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