Ferryman und Blindsoul + Tessellated Shapes (14.03.2015, Oer - Erkenschwick, maddin)
Nun ja - das die gestrige Veranstaltung trotz des lächerlichen Salärs von 'nem läppischen
Heiermann nur dürftig besucht war: Mittlerweile regt man sich über dieses Elend kaum
noch auf und ruft den Ignoranten lediglich ein schmetterndes: „Da habt Ihr echt was
verpasst, Ihr Idioten!“ zu.
So stürmten die Jungs von Blindsoul vor entsprechend spärlicher Kulisse auf die Bretter der doch recht schmucken Bühne des Joe's. Und siehe da: Der knallharte Sound der Burschen aus Lünen, deren Stil ich mal ungelenk als Modern Metal bezeichnen würde, kam sehr gut an. Zurecht, boten die Songs doch oft tolle Melodien und nette Details. Als Vergleich fielen mir Anhieb alte H – Blockxx ein. Vor allem Sänger Dens konnte durch eine tolle Show, eine sehr sympathische Ausstrahlung und eine außerordentlich gute Stimme überzeugen. Doch auch der Rest des Quartetts lieferte eine ordentliche, sehr professionell wirkende Leistung ab.
Dann war Umdenken angesagt. Statt brachialer Mitbrüll – und Hüpfmucke kamen nun die Frickelfreunde auf ihre Kosten. Progressive Metal hiess die Marschrichtung. Tessellated Shapes sind eigentlich ein Trio, welches gestern von Sabrina Lupp am Gesang unterstützt wurde. Und hier lag leider das Manko des exzellent musizierenden Dreiers. Zum Einen passt nach meinem Dafürhalten ein weiblicher Gesang so gar nicht zu der dargebotenen Mucke, und überdies verfügt die Dame zwar über eine nette Stimme, jedoch fehlte es hier etwas an vokaler Durchschlagskraft. Dass ihr Stageacting recht unbeholfen wirkte, bzw. nicht vorhanden war, machte die Sache nicht leichter. Nichts desto trotz gab es mehr als Höflichkeitsapplaus und musikalisch bewegte man sich hier durchaus in der Champions League.
Kann ja noch werden.
Das brauch' es bei Ferryman nicht mehr - -hier ist bereits alles in trockenen Tüchern. Aufregen kann man sich allenfalls darüber, dass die Truppe um Multitalent und Obersympathikus Andy Jones immer noch als Geheimtip in der Szene gehandelt wird. Denn das, was das mittlerweile zum Quintett gewachsene Ensemble so fabriziert, ist schlicht und ergreifend Spitzenklasse und hat internationales Format.
Für mich gab's zu Beginn des Gigs erstmal eine Überraschung: Frontman Andy thront nicht mehr wie einst mit seinem Keyboard Jon Oliva – like vorne am Bühnenrand, sondern fungiert komplett als „Nur – Sänger“. Irgendwie ein bischen schade, da das alte Bühnebild immer etwas majestätisches hatte. Andererseits macht es einen Heidenspass, diesen Vollblut – Musiker als Frontman par excellence zu erleben, als jemand, der seine Musik wirklich lebt.
Obwohl: Auch die Fans „lebten“ Hammersongs wie das flotte „A Storm is comming“ oder die beinahe schwülstige 70er Hommage „Mystery Woman“. Witzigerweise werden viele Ferryman Nummern nicht nur von Eurem - wie immer – höchst ergebenen Schreiber gerne mit Savatage verglichen. Sicher – die Fährmänner sind weniger heavy, doch Andies Stimme ähnelt der von Jon Oliva schon ziemlich, auch, wenn der Dortmunder in meinen Augen klar vorne liegt. Zudem könnten dramatische Klopper wie „What is mine“ locker auf „Gutter Ballet“ stehen.
Die Truppe bot das komplette aktuelle Album, daneben ein paar ältere Werke wie das überirdisch geile „Babylon“, das neben der neuen Single, dem dezent Alternative angehauchten „Down but not out“, zum Matchwinner avancierte.
Und hätte sich der Zeiger der Uhr am Ende nicht schon gen 1 Uhr bewegt - keiner hätte was dagegen gehabt, wenn Ferryman noch bis zum nächsten Morgen gezockt hätten.
Der Sound war, wie bei allen Bands, nahezu perfekt, ein großes Lob an die Jungs am Mischpult. Auch das Licht war für einen kleinen Club wie das Joe's absolut atmosphärisch.
Hiermit nochmal ein großes DANKE an alle Musiker, die Veranstalter und die vielen netten Fans, die ein soooooo kleines Konzert zu einem soooooo großen Erlebnis gemacht haben!
|