Squealer-Rocks.de Live-Review
Ferryman (23.10.2015, Waltrop, Yahoo, maddin)

Das 10 – jährige Jubiläum von Ferryman sollte etwas ganz besonderes werden – das wurde es dann auch! Leider nicht so, wie es sich Mastermind Andy Jones vorgestellt hatte.

Wobei: Wenn die Fans IHREN Musiker nach diesem, in schlechter Form einzigartigen Abend noch sympathischer als sowieso schon finden, dann kann man echt den ollen Spruch raushauen, das auch alles Schlechte etwas Gutes in sich birgt.

Doch der Reihe nach: Die neue „Konzerthalle“ des „Yahoo“ in Waltrop – die mit gerüchteten Baukosten um die 500.000 Euro Steuergelder verschleudert hat, ist echt sehenswert, bzw. ein echtes Erlebnis.
Dem Bauleiter, der dieses Gebäude in dieser Form abgesegnet hat, gehört schlicht die inkompetente Fresse poliert.
Die Eingangstüren lassen sich nur unter Mithilfe vom mächtigen Hulk öffnen und die Obenschliesser sind so eingestellt, dass nur der rote Blitz hindurchgleiten kann, dem normalen Menschen zerquetscht es die Gliedmaßen.
Also eine Halle nur für Superhelden.
Den kann man dann zumindest beim Pissen zugucken, denn die Türen zu den sanitären Anlagen verfügen über keinen vergleichbaren Mechanismus, stehen somit ständig offen und sind zudem von aussen gut einsehbar.
Wird also nicht lange dauern, bis die heimische Spanner – Szene eine neue Heimat findet....

Na, guuuuuut - ist ja nicht alles schlecht. Der Tanzsaal beherbergt eine tolle Bühne, bietet meiner Schätzung nach 200 Leuten Platz und kann mit einer tollen Lichtanlage aufwarten.
Ok - das ist eigentlich alles unwichtig, mir ist aber gerade danach, das zu erzählen.

Nun zum wirklich Wichtigen, zur Mucke: Den Anfang nachte das Duo The Whispering.
Hier ist der Name Programm. Fabian Regmann an Gitarre und Gesang bot mit seiner Violistin Veronique Erdelyi leise und - nach eigener Aussage – traurige tunes, die stets atmosphärisch wirkten, Euren – wie immer stets ergebenen – Schreiber aber ob seiner Biertrinker – Attitüde nicht vollends begeistern konnten. Der Rest des - leider viel zu spärlich anwesenden - Publikums sah das anders und spendete den Flüsternden den verdienten Beifall.

Zweiter Support waren The Flaw, die ich ahnungsloser Weise irgendwo zwischen Retro - und Stoner Rock einordnen würde. Musikalisch war hier alles in Ordnung, vor allem der Mann an der Klampfe dudelte in langen Passagen ziemlich geil vor sich hin. An der Performance jedoch sollte die Truppe mal arbeiten. Wenn man sich auf der Bühne nicht bewegt, ist es schon ziemlich tollkühn, vom Publikum so etwas wie Begeisterung zu erwarten.

Und dann -DANN – dann war es soweit: Ferryman legten los – UND WIE!!!
Laut, sauklarer Sound und ein Andy Jones, der über die Bühne tobte und Klopper wie „Feet of Clay“ nicht sang, sondern sie fühlte!
Und dann – der Eklat!
Die Polizei – Ja! - stand vor der Tür und drohte nach dem vierten Lied die Veranstaltung zu beenden, wenn die Lautstärke nicht drastisch reduziert würde.

Was blieb der Band nun übrig? Man unterbrach den Gig, kürzte ihn um beinahe die Hälfte und spielte zunächst unplugged weiter.
Alles gut? Nö – nix war gut, denn die P.A. wurde komplett abgeschaltet.
Man musste schon ziemlich nah an der Bühne stehen, um etwas zu hören.
Sämtliche Überraschungen, wie die, ehemalige Bandmitglieder auf die Bühne zu holen, wirkten zwar herzlich, verloren jedoch enorm an Wirkung.

Es ist der tollen Ausstrahlung von Andy Jones zu verdanken, dass jeder im Auditorium dennoch seinen Spass hatte. Wir alle -ja, WIR ALLE!! - fühlten uns wie eine Famillie und Songs wie
„Don't look“ funktionieren ja auch ohne Amps!

Dennoch: Es ist UNFASSBAR, dass einzelne, kleine Wichser, so etwas kaputt machen können!
Wir reden von einer Uhrzeit von 22.20 Uhr und die Lautstärke direkt vor der Halle war definitiv nicht lauter als mein Radio in meinem Büro – und das ist nicht laut!
Schön auch, dass die Polizei, die einen gewissen Spielraum hat, hier mit der ganzen Härte des Gesetzes droht, bei Gewaltttaten aber gerne vorbeifährt, damit der Cheeseburger nicht kalt wird!

Denke ich an Deutschland in der Nacht.....