Squealer-Rocks.de CD-Review
StOp,sToP! - Join The Party

Genre: Hard Rock
Review vom: 23.03.2014
Redakteur: Siggi
Veröffentlichung: 17.04.2014
Label: Metalapolis / DA Music



Erster Eindruck: Was ist denn das für ein Cover?
Zweiter Eindruck: Was ist denn das für eine Zirkustruppe?
Dritter Eindruck: Was ist denn das für eine geile Scheibe?
Ich hab ja schon so einiges an Glam und Hard Rock gehört, aber das hier haut mich mal wieder echt aus den Schuhen. So viel Energie und Spielfreude springt einem selten entgegen. Rote und weiße Blutkörperchen waren sich schon nach einer Minute einig: Join The Party? Yes!!!

Man, diese drei Jungs haben so richtig Spaß und bringen das auch perfekt rüber. Schon nach spätestens eineinhalb Minuten war mir klar: Das will ich! Aber immer schön der Reihe nach...
Normalerweise halte ich mich in meinen Reviews nicht besonders lange mit Bandgeschichten auf, das ist heute mal anders. Der Grund ist einfach, dass ich sie absolut erwähnenswert finde. Die Behaarlichkeit, mit der das verrückte Fronthuhn Jacob A. M. seinem großen Traum folgt, hat mich total beeindruckt. Schon die erste Frage, die sich meistens stellt, „Woher kommt diese Band?“ lässt sich nicht so einfach beantworten.
Jacob wurde auf Menorca geboren, zog 1998 nach Barcelona und 2002 nach Mailand, 2003 zurück nach Barcelona, 2006 nach L. A. und 2007 wieder nach Barcelona. Er verdiente sich sein Geld als Straßenmusiker, in L. A. lebte er in einem Van auf dem Sunset Boulevard direkt hinter dem legendären „Whiskey a Go Go“, in der Hoffnung, dort auf die passenden Leute für seine Band zu treffen. Viele kamen und gingen, aber irgendwie waren die richtigen nie dabei. 2009 hats dann mit Gitarrist Vega endlich geklappt, denn auch der wollte einfach nur fetten Arschtritt-Rock’n’Roll spielen. (Was anderes könnte Jacob mit seiner verdammt dreckigen Röhre wahrscheinlich sowieso nicht singen.)
Bulgare Danny Stix zog es von Sofia ebenfalls in die Hauptstadt Kataloniens. Er war zunächst großer Fan von StOp, sToP! und folgte der Band auf Schritt und Tritt. Als dort ein Drummerwechsel anstand, hatte er sofort einen Fuß in der Tür. Bei dem dünnen Typen mit seinem riesen Lockenkopf und seiner Art das Schlagzeug zu prügeln stand sofort fest: der passt!
Kurze Zeit war noch Mak G.G. (Wet Jack) mit von der Partie, verließ aber die Band kurz nach Erscheinen des Debüts „Unlimited“. (Das nur als CD bei den Gigs oder als Download direkt über die Homepage der Band erhältlich ist.)
Also machte man zu dritt weiter.
Trotz guter Kritiken und zahlreicher erfolgreicher und oft ausverkaufter Shows in Spanien, gings aber irgendwie nicht richtig weiter. Kurzentschlossen brachen die drei Ende 2011 alle Zelte ab und machten sich auf den Weg nach England. Es wurde ein Van gekauft und ein paar Shows gebucht und ab ging die Post! Ohne festen Wohnsitz rockten sie munter drauflos, wo immer eine Bühne zu finden war. Und siehe da: aus ein paar Shows wurde eine monatelange Tour und die Leute flippten aus! Ende 2012 kehrten sie vorläufig nach Barcelona zurück, um dort ihr zweites Album aufzunehmen und seit 2013 stellen sie mit ihren Gigs wieder bei jeder Gelegenheit die britische Insel auf den Kopf. Ein fester Wohnsitz wurde inzwischen ebenfalls eingenommen, Birmingham ist die neue Heimat. Passt auch!

Am 17. April ist es nun endlich soweit, Metalapolis bringt „Join The Party“ raus, und zwar weltweit! Und das hat es wirklich in sich! Diese Jungs spielen nicht Hard Rock, sie leben und verkörpern ihn! Die Scheibe klingt so pur und unverfälscht, als hätte man alle Techniker an Stühle gefesselt und dann für die Aufnahmen einfach drauflos gespielt. Kopfhörer auf, Augen zu und man sieht das bunte Trio auf der Bühne. Da hört man schon mal Gelächter oder ein ausgelassenes „Yeeehaaa” ... Der Funke springt sofort über und entfacht ein Feuer, das schwer zu löschen ist. Mir war sofort klar, diesem Teil gilt mein nächstes Review! Schon nach dem ersten Komplettdurchlauf hatte ich mindestens drei bis vier Ohrwürmer im Kopf, deren Refrains ich nicht mehr loswurde. Inzwischen läuft das Ding bei mir fast in einer Dauerschleife, und das obwohl gerade die von mir schon seit spätestens Oktober heiß ersehnte Frantic Four Tour 2014 angefangen hat. Eigentlich sollte ich also Quo hören und nicht diese komische Band, von der ich bis vor einer Woche noch nie was gehört hatte!

Das Faszinierende ist, trotz des Titels und des Wörtchen „Glam“ im Genre bietet dieser Longplayer nicht nur oberflächliche Hard-Rock- und Party-Kracher, sondern verdammt viel Abwechslung sowohl musikalisch als auch von den Texten her. Da gehts keinesfalls nur um Weiber und Party, sondern da gibts Songs wie „Lost In The U.K.“ oder „Coming Home“, in der sich Jacobs Bio bzw. die der Band wiederfindet, aber auch der eher witzige „Poser“ oder die drogensüchtige „Diane“, und in „Pigs Falling Down“ kriegen auch mal die Poltiker ihr Fett weg.
Ich hab durchaus eine große Schwäche für Scheiben, die von Anfang bis Ende in mehr oder weniger gleichem Tempo durchrocken und ehrlich gesagt, wenns genug kracht, sind mir die Texte meist nicht so wichtig. Aber bei „Join The Party“ ist irgendwie alles anders.

Dieses Album ist eine kleine Achterbahnfahrt. Der Opener zeigt gleich, wo es lang geht, ist ein absoluter Vom-Hocker-Reisser. Wen es da noch auf einer Sitzgelegenheit hält, der ist wohl nur aus Versehen auf dieser Webseite gelandet. Oder schließt sich zum Spaßhaben im Keller ein.
Die nächsten drei Songs sind ebenfalls echte Hammer. Auch wenn es teilweise in den Strophen etwas ruhiger zugeht, laden spätestens die Refrains wieder zum Mitgrölen und Hüpfen ein. „Pigs Are Falling Down“ schaltet dann einen Gang zurück, bei „Toilet Party“ gehts ein bisschen mehr funky zu, „In’n’out“ ist wieder Hard Rock durch und durch.
„Coming Home“ ist vom ganzen Aufbau her wohl der interessanteste Song, nach drei Minuten scheinbar zuende, gehts plötzlich doch ganz munter weiter.
Die spanische Dame „Lola“ hat sich mittlerweile nach gefühltem 150maligen Hören zu meinen Lieblingen hochgestampft. Da müssen schon mal alle Nachbarn mithören, von der ersten bis zu vierten Etage, und die Deckenlampe in der Wohnung unter mir führt sicher leichte bis mittelschwere Pendelbewegungen aus.
Und nun? Was ist das denn? Man höre und staune, mit „With You“ ein locker daher gespieltes Liebesliedchen mit einem unwiderstehlichen Rythmus, das ohne Spur von Schmalz einen Ausflug in die zwischenmenschlichen Beziehungen unternimmt. Der Song hat Pepp und berührt gleichzeitig ... Klasse! Gefahr in Gefühlsduselei abzurutschen besteht aber nicht, zumal bei „Diane“ gleich wieder richtig Vollgas gegeben wird. So viele Tracks mit Ohrwurmrefrains, da ist es ja kein Wunder, dass man diese Scheibe einfach nicht aus dem Schädel kriegt!
Bei „Bad Hair Day“ gehts ausgesprochen funky zu, normalerweise nicht so mein Ding, aber hier gefällt mir sogar das. Zu guter letzt „My Friend“, ein Song, wie ich ihn normalerweise als Rausschmeißer empfinde, aber hier ist eben alles anders. Sagte ich das schon?
Wieder einmal werden die Saiten der Akkustikklampfe gezupft, aber Moment mal ... Die eher einfache Melodie, das leicht spanisch angehauchte Gitarrenspiel und die Worte dazu ... Hab ja lange überlegt, ob ich das überhaupt schreiben soll, aber da musste ich mir doch neulich tatsächlich ein Tränchen aus dem Augenwinkel wischen! Ach, war bestimmt vom Fahrtwind, passiert schon mal in der Achterbahn. ;-)

Zusammengefasst knallen uns StOp, sToP! hier ein kurzweiliges und krachendes Hard-Rock-Werk vor den Latz, mit dem sie sich bei mir auf jeden Fall einen festen Platz auf meiner Favoritenliste erspielt haben. Das liegt wohl auch mit an dem Background und meinem Respekt gegenüber Jacob, diesem ausgeflippten Typen, der allen Widrigkeiten zum Trotz seinen Lebenstraum nie aufgegeben hat. Und ich hoffe sehr, dass es für die drei Mit-Leib-und-Seele-Rocker mit der Veröffentlichung von „Join The Party“ ein gutes Stückchen weiter nach oben geht und sie sich auch hier bei uns einen Namen machen.
Vergleiche mit anderen Bands? Wer sollte das bei „Glam/Hard Rock“ sein? Gibts denn da überhaupt welche? ;-)
StOp, sToP! haben ihren ganz eigenen Stil, und ich liebe ihn! Wer Anspieltipps haben will, kann sich aus den oben genannten Songs das Passende raussuchen, meiner ist eigentlich: das ganze Album anhören! Oder besser gesagt: einfach kaufen!

Und überhaupt... gestoppt wird hier hier erstmal gar nichts, denn jetzt gehts erst richtig los!

Spielzeit: satte 54:05

Tracklist
01 - Lost In The U.K
02 - Love Machine
03 - Join The Party!
04 - Poser
05 - Pigs Falling Down
06 - Toilet Party
07 - In'n'out
08 - Coming Home
09 - Lola
10 - With You
11 - Diane
12 - Bad Hair Day
13 - My Friend

Line Up
Jacob A.M. – Vocals, Bass
Vega – Guitar
Danny Stix – Drumms

DISCOGRAPHY:

2010 - Unlimited
2014 - Join The Party!
2016 - Barceloningham

SQUEALER-ROCKS Links:

StOp,sToP! - Join The Party (CD-Review)
StOp,sToP! - Barceloningham (CD-Review)

StOp,sToP! - London, Big Red (Live-Review)

Jacob, Vega und Danny von StOp,sToP! (Interview)
Jacob, Vega and Danny von StOp,sToP! (Interview)
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