Squealer-Rocks.de Live-Review
StOp,sToP! (02.08.2014, London, Big Red, Siggi)

Oh Scheiße, wie fang ich denn jetzt bloß an? Wie zum Teufel soll ich das, was ich letzten Samstag erlebt habe, auch nur annähernd beschreiben? Ich krieg das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.

Kleine Vorgeschichte: Anfang März kam mir der Promo-Download von „Join The Party“ unter die Finger und wie jeder in meinem Review nachlesen kann, machte mich das schlagartig zum Fan der spanischen, inzwischen in England ansässigen Formation StOp,sToP!. Nachfolgende Kontakte nicht nur zur Band sondern auch zum harten Kern der englischen Fans trugen dazu bei, dass sich dieses Gefühl immer mehr verfestigte, mit dem Ergebnis: ab nach London zum Gig im „Big Red“.

Ein Treffen wurde bereits für nachmittags abgemacht, auch zwecks eines Interviews, das in Kürze auch hier auf Squealer Rocks erscheinen wird. Sollte sich keiner entgehen lassen, denn die Jungs haben wirklich was zu sagen!

Ich also gegen 16:30 auf zum Big Red ... Ja, und dann kamen sie angefahren in ihrem weißen Van, unter hunderten schon an Dannys unglaublicher Mähne auf der Beifahrerseite zu erkennen. Nach dem Einparken ging die Schiebetür auf und ein blondgelockter Flummi namens Jacob A.M. sprang heraus, geradezu in meine Arme. Ich wurde hochgehoben und gedrückt, dass mir fast die Luft weg blieb. Nachdem dann auch die allseitig herzliche Begrüßungszeremonie mit Vega und Danny erstmal beendet war (alles erinnerte eher an ein Wiedersehen langjähriger Freunde als an ein erstes Treffen zwischen Fan und Band), wurde der Van ausgeladen und anschließend das Equipment aufgebaut. Danach war Zeit fürs Interview (viel Zeit!) und schließlich verschwand von den dreien einer nach dem anderen, um sich bühnenfertig zu machen. Insbesondere bei Jacob braucht das seine Zeit … ;-)

Das Big Red, ein Pub mit Live Musik, hatte sich inzwischen recht gut gefüllt und so langsam steigerte sich meine Spannung ins Unerträgliche. Ich hatte ja schon reichlich Lobeshymnen englischer Fans gehört bzw. gelesen, aber was steckte wirklich dahinter? Waren die Jungs tatsächlich so gut?

YES! Als Berliner ist man ja in punkto Konzerte durchaus verwöhnt, aber was da abging, war hammermäßig!

Gegen 21:30 eroberten die Rock-Matadoren die Bühne und ab ging die Post, halleluja! Total umgehauen hat mich zunächst der Sound! Es gibt ein paar Amateurvideos auf youtube und ich kann nur jedem raten, diese zumindest was den Sound betrifft, ganz schnell zu vergessen, an dem gabs nämlich absolut nichts auszusetzen. Da fällt mir so manche „große“ Band ein, die sich hier ne Scheibe abschneiden könnte. (OK, ist wahrscheinlich leichter einen Pub gut zu beschallen als eine größere Halle, aber trotzdem, dafür ist die Ausrüstung dann auch eine andere.)

StOp,sToP! rockten die Bühne vom ersten Ton an. Fast hätte ich geschrieben „die perfekte Show“, aber das wäre nicht ganz richtig. Es ist eben keine „Show“, die drei sind einfach nur sie selbst, sie spielen Rock 'n' Roll, sie fühlen Rock 'n' Roll, sie SIND Rock 'n' Roll, und das bis auf die Knochen. Man hört es an den CDs, man spürt es im Gespräch und man sieht es vor allem auch auf der Bühne! Und wer glaubt, von einem Trio nicht viel Action erwarten zu können, der sei hier eines Besseren belehrt, denn diese Truppe versprüht so viel Energie wie man es sich von manch fünfköpfiger Kombo nur wünschen kann.

Das Kneipenpublikum war zwar zunächst noch etwas unterkühlt, was aber lediglich an dem noch nicht ganz so großen Bekanntheitsgrad der Band lag. Der Spielfreude hats nichts anhaben können, das sind eben Musiker mit Leib und Seele, die selbst viel zu viel Spaß an dem haben, was sie tun.

Da haben wir zunächst mal Vega, der mit seiner Gitarre geradezu verschmilzt und mich in seiner Art sehr an Slash erinnert. Ein „Guitar Hero“ will er nicht sein, aber dann dürfte er einfach nicht so verdammt gut spielen! Je nach Song knallen seine Riffs und Soli entweder voll rein oder verursachen eine wohlige Gänsehaut.

An den Drums Küken Danny, das gerade mal sein 20. Lebensjahr vollendet hat und dessen Leidenschaft und sonniges Gemüt sowas von ansteckend ist! Während andere mehr im Hintergrund trommeln, ist der in Bulgarien geborene Wuschelkopf voll mit dabei. Bei den meisten Bands werden Drummerwechsel ja oft kaum wahr genommen, bei StOp,sToP! wäre das undenkbar. Ihn beim Spielen zu beobachten, ist das Antidepressivum schlechthin, da gehen regelmäßig ein paar Sticks zu Bruch. (Meinen durfte ich leider nicht mit ins Handgepäck nehmen. Der nette Herr vom Sicherheitspersonal kategorisierte ihn als gefährliche Stichwaffe, mit deren Hilfe ich möglicherweise das Flugzeug hätte entführen können.)

Last but not least, Jacob A.M. (der von seinen Fans inzwischen liebevoll „Jacob P.M.“ genannt wird, da er eher ein Nachtmensch und selten vor Mittag in wachem Zustand anzutreffen ist), Frontmann, Basser, Sänger, Songwriter in einem. Für den gibts eigentlich kaum Worte, man muss ihn erlebt haben! Er ist schlechtweg die absolute Rampensau, deren einzig wahrer Platz die Bühne ist. Er weiß das Publikum zu begeistern und aus der Reserve zu locken. Ob er nun zusammen mit Vega auf der Bühne herumhüpft oder auf seinem Weg durch die Menge (sich selbst mit dem „Pink Panther Theme“ begleitend) über Tische, Thresen und Stühle den ganzen Saal zur Bühne macht, man kann sich seinem Bann nicht entziehen. Er ist nicht nur Musiker sondern auch Entertainer, den nichts mehr antörnt als wenn die Menge so richtig mitgeht.

Die Setlist, eine gelungene Mischung aus Songs vom ersten und zweiten Album plus ein paar Coversongs, die als solche kaum zu erkennen sind. Sie fügen sich nahtlos ein, sind zu StOp,sToP!-Songs geworden, da nicht einfach nur nachgespielt, sondern an den bandeigenen Sound angepasst. Da werden selbst „Cocaine“ und „I Used 2 Love Her“ zu echten Partykrachern!

Zusammengefasst, das war kein StOp,sToP!-Gig, das war das StOp,sToP!-Experience! Nach Hause geflogen ist ein rundum glücklicher Fan, der nicht nur ein geiles Konzert erlebt, sondern auch unglaublich tolle Menschen kennengelernt hat.

Im September stehen die ersten Gigs in Deutschland und in der Schweiz an. Da gibts nur eins: „Join The Party“ und lasst die Sau raus, zeigt den Jungs, wie Deutschland rocken kann! Und trinkt hinterher noch ein Bier mit ihnen, denn sie lieben den Kontakt zu den Fans!:-)

Line Up
Jacob A.M. - Bass, Gesang
Vega – Gitarre
Danny Stix – Drums


Born To Rock
Lost In The U.K.
Toilet Party
Fire
In'N'Out
Diane
Too Late
Happy Man
Proud Mary
Bad Hair Day
Cocaine
Lola
Poser
Hush
----
StOp,sToP!
Up Around The Bend
I Used 2 Love Her

Tourdaten D/CH:
10.09. D Waldbronn (Karlsruhe) - Soundcheck One
11.09. D Ludwigsburg - Beatklub im Schlagzeugmuseum
12.09. CH Luzern - Bruch Brothers
13.09. D Balingen - The Ranch Festival im Loft
30.11. D Ludwigsburg - Rockfabrik (HEAT Festival)