Squealer-Rocks.de CD-Review
Magnum - Escape From The Shadow Garden

Genre: Rock
Review vom: 11.03.2014
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 21.03.2014
Label: Steamhammer (SPV)



Okay, sind wir mal ehrlich und nennen das Kind beim Namen: Für einen Fan der ersten Stunde, für einen, der mit göttlichem wie „The Eleventh Hour“„On A Storytellers Night“, „Vigilante“ und „Wings Of Heaven“ (jaja, auch das gehört in diese Aufzählung) musikalisch groß wurde, waren die Outputs der Neunziger ff okay.

Klar, sie waren Magnum, mal besser, mal weniger gut, aber wenn das Review geschrieben war, lief in jedem Fall erst mal „How Far Jerusalem“ oder „Kingdom Of Madness“ oder „Days Of No Trust“ und wie bei so vielen großen, alten Bands war klar: So wie früher wird das nicht mehr.

Und jetzt das! Da kloppen uns die Bombast-Urväter einen Longplayer vor den dicken Latz, dass altgedienten Bombast-Recken der Mund offen stehen bleibt vor Erstaunen. Da bekennt die bekennende (Wortspielalarm, oje, aber der ganz billigen Sorte, hehe) Magnumnichtmögerin und Neu-Redakteuse Siggi doch frei weg, dass sogar sie das Album geil findet. Da gerät eine Säule der Altersweisheit in’s Wanken mit der Frage: Holy, wird es doch noch einmal wie früher?

Es scheint fast, als hätte Mr. Bob Catley bei den Auftritten mit Tobi Sammet und seinem AVANTASIA-Projekt einiges von deren Spielfreude und Frische direkt mitgenommen zu den Kumpels im Studio, um es dort zu neuen MAGNUM-Kloppern zu verarbeiten. Anders lässt sich eine Steilgehnummer (übrigens, wenn man die Buchstaben vertauscht, kommt „Geilstehnummer“ raus, lustig!) wie „Too Many Clowns“ kaum erklären, die alten Herren geben den Rock’n’Roller, und Hallelujah, wie sie das tun! Anders ist etwas wie „Midnight Angel“ nicht zu erklären, ähnlich wie „Don’t Wake The Lion“ mehr ist als „nur“ ein Song, vielmehr ein Erlebnis, auf das man sich am besten via Kopfhörer einlässt. Wie anders wären Gänsehautballaden im Stile von „Don’t Fall Asleep“ zu erklären, Nummern, in die man knietief eintauchen und dann ersaufen möchte darin wie weiland zu „When The World Comes Down“? Und so entstehen denn auch zeitlose Rocker wie „Crying In The Rain“, Nummern eben, die 98% der Genre-Konkurrenz aber so was von in den Orbit der songwriterischen Bedeutungslosigkeit pumpen. Oder Ear-Candys wie „Burning River“, direkt importiert vom göttlichen „Vigilante“-Longplayer in die Neuzeit, wie es scheint.

Ihr merkt es, wehrte Rockerinnen und Rocker: „Escape From The Shadow Garden“ ist weit mehr als „nur“ ein weiteres Album der Legende. Oh nein, es ist ohne jeden Zweifel das Beste seit vielen Jahren, man mag es kaum aussprechen, seit Jahrzehnten gar? Test of time wird es zeigen, aber Fakt ist: Kompositorisch und in Sachen Spielfreude war das britische Flagschiff des Bombastischen schon lange nicht mehr mit derart viel Wasser unter dem Kiel unterwegs. Dass die Scheibe darüber hinaus überragend produziert ist, versteht sich bei MAGNUM ohnehin von selbst.

MAGNUM hören ist, wie wenn ein alter Freund alle paar Jahre zu Besuch kommt. Es fühlt sich einfach gut an, immer noch, nach all den Jahren, seine Stimme, seine Nähe, und man verbringt einen herrlichen, erinnerungsseligen Abend. Beim Abschied verspricht man sich, es bald zu wiederholen und am Ende eines großartigen Wiedersehens bleibt bei aller Zufriedenheit dann doch oft ein diffuses Gefühl, dass es früher einfach besser war. „Escape From The Shadow Garden“ ist dieser eine Besuch alle paar Jahre, wir lassen uns auf ihn ein, aber im Laufe des Tages merken wir plötzlich: Heute ist einer dieser Tage, an denen wir uns nicht in Erinnerung an früher ergehen, keine Glory Days. Heute ist einer dieser Tage, über die wir später auch sprechen werden, und die Sätze werden mit „Weißt du noch…“ beginnen. Heute ist einer dieser Tage, die später selbst lächelnde Erinnerung sein werden. Heute ist ein Glory Day. Danke dafür, MAGNUM. Danke für ein großartiges Album, und danke dafür, dass ihr noch immer da seid. Ich verneige mich!

Tracklist:
1. Live ´Til You Die
2. Unwritten Sacrifice
3. Falling For The Big Plan
4. Crying In The Rain
5. Too Many Clowns
6. Midnight Angel
7. The Art Of Compromise
8. Don’t Fall Asleep
9. Wisdom Had It’s Day
10. Burning River
11. The Valley Of Tears

Lineup:
Bob Catley (vocals)
Tony Clarkin (guitar)
Mark Stanway (keys)
Harry James (drums)
Al Barrow (bass)

DISCOGRAPHY:

1978 - Kingdom Of Madness
1979 - Magnum II
1980 - Marauder (live)
1982 - Chase The Dragon
1983 - The Eleventh Hour
1985 - On A Storyteller's Night
1985 - The River Sessions (live)
1986 - Vigilante
1987 - Mirador (Compilation)
1988 - Wings Of Heaven
1990 - Goodnight L.A.
1991 - The Spirit – Live
1992 - Sleepwalking
1993 - Keeping The Night Lite Burning
1993 - Archive
1994 - Rock Art
1996 - The Last Dance – Live
2002 - Breath Of Life
2004 - Brand New Morning
2005 - On A Storytellers's Night - 20th Anniversary Expanded Edition
2005 - Livin' the dream (DVD)
2007 - Princess Alice And The Broken Arrow
2008 - Wings Of Heaven Live
2009 - Into The Valley Of The Moonking
2010 - The Visitation
2012 - On The 13th Day
2014 - Escape From The Shadow Garden

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