Squealer-Rocks.de CD-Review
Jorn - Dio

Genre: Hardrock / Heavy Metal
Review vom: 23.06.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 02.07.2010
Label: Frontiers Records



Wohl kaum eine andere Veröffentlichung der jüngeren Vergangenheit sorgte bereits im Vorfeld für derartig hitzige Diskussionen wie Jorn Landes Tribute an den kürzlich verstorbenen besten Rock Sänger aller Zeiten.
Von Leichenfledderei sprachen die Einen, Andere wiederum meinten, die Platte käme genau zum richtigen Zeitpunkt, um das Gedenken an Ronnie James Dio hoch zu halten und die Trauer angemessen zu verarbeiten. Wobei Wendy Dios Warnung vor Leuten, die aus Ronnies Tod Kapital schlagen wollen, das Feuer zusätzlich schürte.
Daneben gab es noch Stimmen, die nüchtern meinten, Tribute Alben an sich wären sowieso Kacke und einen Dio kann man eh nicht imitieren.
Nun, ja – bevor ich meinen Senf auch noch dazu gebe, wollen wir uns aber zunächst mal mit dem Corpus Delicti befassen.

Jorn Landes tiefe Verehrung für Dio ist lange bekannt und es gehörte schon immer zum Live - Programm des Norwegers, mindestens 1-2 Coverversionen pro Abend zu spielen (nachzuhören, bspw., auf „Live in America“ oder „Unlocking the Past“). Von daher glaubt man ihm ohne den geringsten Zweifel, dass diese CD lange vor Dios Krankheit geplant / produziert wurde, und wenn es jemanden gibt, der prädestiniert ist für einen würdigen Nachruf, dann ist es Jorn Lande.

Das macht bereits der Opener deutlich. Die Eigenkomposition „Song for Ronnie James“ gehört zwar nicht zu den musikalischen Großtaten des Herrn Lande, der Text aus Versatzstücken einzelner Dio Titeln jedoch macht deutlich, welche tiefe Liebe Jorn für sein Idol empfindet, ohne das er nach eigenen Angaben niemals Musiker geworden wäre, und lässt den Hörer mit einem dicken Kloß im Hals zurück (das Video zum Titel wurde übrigens über 100.000 mal angeschaut und Jorn Lande bedankt sich ausdrücklich für „fast ausnahmslos dankbare und ermutigende Resonanzen“).

Bei der Songauswahl lässt der Norweger gottlob die Riesenhits außer Acht – wobei für Fans des Meisters jeder / oder gerade diese Songs ein Hit sind.
Der Überflieger „Holy Diver“ wird gleich mit 5 Titeln gewürdigt, wobei sich hier natürlich wieder die ewige Gretchen - Frage stellt. Die Originale sind für alle Zeiten unschlagbar, weshalb also Coverversionen hören, zumal es bereits ungefähr 8000 davon gibt?
Um diese Frage zu beantworten, muss man echt mal reinhören, denn:
Obwohl sich Lande und Band nahezu 100%ig an das Original halten, ist es in der Tat fantastisch, was aus den Vorgaben gemacht wird.
Im Gegensatz zu bspw. Nils Patrick Johansson (u.a. Astral Doors) klingt der Blondschopf ja nicht wie ein Dio - Klon und gerade das macht den Reiz aus.
Seine Interpretationen von „Invisible“ oder „Don't Talk to Strangers“ sind grandios, gehören vielleicht sogar zu Landes besten Gesangsleistungen überhaupt.

Weiterhin sind der „Dream Evil“ Track „Sunset Superman“, der etwas schneller als im Original gespielt wird, zu den leuchtenden Sternen am übervollen Cover – Firmament zu zählen, und auch das tolle „Push“ (von „Killing the Dragon“) lässt in manchen Momenten das Original FAST vergessen.
Wie man's auch nimmt: Man hört zu jeder Sekunde die Hingabe, die Verehrung, die Hochachtung vor dem großen Dio.
So weit, so gut also?
Nee, eben nicht.

Abseits der Moralfrage (die ohne Einschränkung zu Landes Gunsten beantwortet werden kann) bleibt nämlich folgender Fakt: Jorn Lande werkelt weiter fleißig daran, seine einst so fabelhafte Reputation zu zerstören.
Ken Hensley drückte es kürzlich so aus: „Jorn tanzt auf zu vielen Hochzeiten.“
Der stimmgewaltige Skandinavier scheint es immer noch nicht begriffen zu haben, dass er sich mit seinem Veröffentlichungs – Overkill mehr Feinde als Freunde macht.
Vor kurzem erst das neue Masterplan - Scheibchen, dazu seine Auftrittte bei „Avantasia“, ein neues Lande / Allen Schmuckstück steht ebenfalls in den Startlöchern und nun der (durchaus ehrlich gemeinte) Tribute.
Zu allem Überfluss enthält „Dio“ mit dem Sabbath Doppelschlag „Lonely Is The Word - Letters From Earth“, dem Rainbow Kracher „Kill the King“ und der Live Version von „Straight through the Heart“ drei Songs, die man bereits auf vorherigen Outputs aus dem Hause des sympathischen Goldkehlchens hören durfte.

Jetzt mal ernsthaft gefragt, und zwar ganz im Sinne des MÜNDIGEN Käufers:
Wer soll für diese CD 17 Euro ausgeben, und warum?
Da nützt der beste Gesang nix. Warum, lieber Herr Perugino (Boss von Frontiers), wird das Album nicht für kleines Geld verkauft oder wenigstens der Erlös an den
Ronnie James Dio "Stand up and Shout Cancer Fund" gespendet?
Das, das wäre wahrhaftig angemessen.
So aber bekommt eine wirklich ernst gemeinte Huldigung einen sehr üblen Beigeschmack und der Leidtragende ist der Künstler, der sicherlich nur beste Absichten hatte.
Und das, das tut richtig weh!

Tracklist:
01. Song For Ronnie James
02. Invisible
03. Shame on the Night
04. Push
05. Stand Up And Shout
06. Don't Talk to Strangers
07. Lord Of The Last Day
08. Night People
09. Sacred Heart
10. Sunset Superman
11. Lonely Is The Word / Letters From Earth (2010 version)
12. Kill The King
13. Straight Through The Heart (live)

DISCOGRAPHY:

2000 - Starfire
2001 - Worldchanger
2004 - Out To Every Nation
2006 - The Duke
2007 - Unlocking The Past
2007 - The Gathering
2007 - Live In America
2008 - Lonely Are The Brave
2009 - Live In America (DVD)
2009 - Spirit Black
2009 - Dukebox
2010 - Dio
2012 - Bring back Heavy to the Land
2013 - Symphonic

SQUEALER-ROCKS Links:

Jorn - Unlocking The Past (CD-Review)
Jorn - The Gathering (CD-Review)
Jorn - Live In America (CD-Review)
Jorn - Lonely Are The Brave (CD-Review)
Jorn - Spirit Black (CD-Review)
Jorn - Dukebox (CD-Review)
Jorn - Dio (CD-Review)
Jorn - Bring Heavy Rock To The Land (CD-Review)
Jorn - Symphonic (CD-Review)
Jorn - Traveller (CD-Review)
Jorn - Heavy Rock Radio (CD-Review)

Jorn - Live In America (DVD-Review)

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