Squealer-Rocks.de CD-Review
Kiuas - Lustdriven

Genre: Melodic Power Metal
Review vom: 11.04.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 09.04.2010
Label: Spinefarm Records



Regenschwer verhüllt eine dunkle Wolke das Antlitz der Sonne, Sturm kommt auf, peitscht durch die zart begrünten Zweige der Bäume. Plötzlich bricht sich Regen bahn fällt in schweren Tropfen gen Erde, als ob es kein Morgen mehr gäbe, und im nächsten Moment strahlt vom tiefen Blau des Himmels die Sonne wieder wärmend herab.
Der Frühling hat endlich Einzug gehalten und der launische Gevatter April spielt mit den Wettern, wie sonst kein Zweiter. Wohl trifft es sich da ausgezeichnet, dass die finnischen Metalstreiter Kiuas sich im Zeichen Ukkos anschicken ihren Frühlingsgefühlen nachzugeben.

Mit „Lustdriven“ erscheint das mittlerweile vierte Album des Quintetts und wie in den einleitenden Worten bereits zutage trat, zeigt es sich gleichsam dem April – vielgesichtig und doch durch und durch Kiuas. Denn auch auf diesem neusten Werk tritt erneut eine merkwürdige Besonderheit vor Augen; den Finnen gelingt es immer wieder aufs Neue, Lieder zu komponieren, deren Refrains sich unnachgiebig in den Gehörgängen festzusetzen in der Lage sind, obgleich man nach dem ersten Hören zumeist den Kopf schüttelte und nicht mehr als ein „ist ja nett“ auf den Lippen hatte.

Wie ein Sturm vermag es „Kiuassault“ mächtig am Genack zu rütteln, denn thrashig, flott und ohne Kompromisse geht man hier zu Werke, so dass man sich sehr an alte (Schand)taten vom Debütalbum „The Spirit Of Ukko“ erinnert fühlt, jedoch ist dies auch schon das einzige Lied, dass beim ersten Durchlauf wirklich vorbehaltlos zündet, denn was in der Folgezeit aus den finnischen Wäldern hallt, könnte gut und gerne von vollkommen verschiedenen Bands stammen.
Eine Power Metal Nummer der etwas anderen Art bekommt man mit „Cry Little Angel“ serviert, denn treffen hier rabiate, von Shouts begleitete Passagen in Metalcore Attitüde auf astreine sing along Refrains, die die altgedienten Helloween wohl vor Neid erblassen ließen. Weniger „happy“ dafür durch den Einsatz der Keys zunächst eine Nuance düsterer und damit im Stile von „The New Dark Age“, dem 2008 Album der Finnen, zerreißt ein fast schon quälend zuckersüßer Refrain das finstere Gewand von „Of Love, Lust And Human Nature“, welchen es erst einmal zu verdauen gilt, jedoch man vermag es nicht ihn am Ende der Tage mehr aus dem Gedächtnis zu verbannen.
In Sachen Refrain gilt wohl das Gleiche für „Lights Are Many“, denn selbst beim Frühsport nach einer durchzechten Nacht kommt einem dieses Stück in den Sinn und lässt einen so lange nicht wieder los, bis man der nächsten Kiuas typischen, vom überragenden Sänger, Ilja Jalkanen, intonierten Powerballade ohnheim fällt, die da „The Quickening“ heißt. Passagen begleitet von treibenden Riffs und aufreibendem Schlagzeug paaren sich in unorthodoxer Weise mit balladesken, ruhigen Parts.

Wer dachte, er hätte nun schon alles erlebt, was die frühlingstollen Finnen zu veranstalten in der Lage sind, der irrt und zwar gewaltig, denn mit „Summer's End“ beschwören Kiuas den lange vermissten Geist Ukkos herauf, den sie auf ihrem Debüt so wunderbar huldigten. Unter den folkloren Klängen dieses Akustikstückes schließt man unweigerlich, des gefühlvollen Gesanges wegen, schwelgerisch die Augen und folgt Ilja, der perfekt zwischen Tiefen und Höhen wechselt, auf die Pfade hinein in die weiten Wälder, wo man nach einem bezaubernden Gitarrensolo von einer wild wirbelnden Polka mitgerissen wird.
Wie ein Best-of-Kiuas erscheint einem da „Winter's Sting“, das nochmal alles vereint, was die Band auszeichnet.

Fazit: Kiuas zeigen sich auf ihrem neusten Werk launisch wie das Wetter im April und machen es einmal mehr dem unbedarften Hörer schwer der Zugkraft ihrer Musik zu erliegen. Jedoch wer die Finnen kennt, der weiß, worauf er sich einlässt. Mal thrashig, mal fast trashig melodisch, dann wieder düster ausladend oder gar folklor – wo „Lustdriven“ draufsteht ist Kiuas drin.


Tracklist:
1. Kiuassault
2. Cry Little Angel
3. Of Love, Lust And Human Nature
4. Aftermath
5. Lights Are Many
6. The Visionary
7. Heart And Will
8. The Quickening
9. Summer's End
10. Winter's Sting

Anspieltipps: Kiuassault, Lights Are Many, The Quickening, Summer's End, Winter's Sting

Line-Up:
Ilja Jalkanen – Gesang
Mikko ‘Ilmarinen’ Salovaara – Gitarre
Teemu Tuominen – Bass
Atte Tanskanen – Keyboards
Markku Näreneva – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2005 - The Spirit Of Ukko
2006 - Reformation
2008 - The New Dark Age
2010 - Lustdriven


SQUEALER-ROCKS Links:

Kiuas - Reformation (CD-Review)
Kiuas - The New Dark Age (CD-Review)
Kiuas - Lustdriven (CD-Review)

Teemu Tuominen von Kiuas (Interview)
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