Squealer-Rocks.de CD-Review
Kiuas - The New Dark Age

Genre: Power Metal
Review vom: 25.04.2008
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 02.05.2008
Label: Spinefarm



Wenn man heutzutage die Zeitung aufschlägt oder Nachrichten hört, vergeht kaum ein Tag, an dem nicht von Bürgerkriegen, Völkermorden, Seuchen oder Inflation die Rede ist. Diese vier Größen dürften einen bibeltreuen Christen wohl in helles Entsetzen versetzen, denn dies sind die vier Reiter der Apokalypse, die dem letzten Gericht Gottes vorausgehen.
Nicht die biblischen Vier sind es, die auf dem im Holzschnittstil gehaltenen Coverartwork der neusten Ausgeburt der finnischen Metalstreiter Kiuas zu sehen sind, sondern die fünf Mannen zeigen sich selbst als die apokalyptischen Reiter, die das Gericht über die Welt bringen wollen, um diese in THE NEW DARK AGE zu stürzen.

Viel Holz, dass sich Kiuas da vor die Hütte gesetzt haben, denn so nebenbei erklärt man eigentlich nicht den Weltuntergang. Nach dem ersten Durchlauf scheint auch festzustehen, dass die Band mit ihrem neusten Album den grandiosen Vorgänger nicht zu erreichen in der Lage ist und auch das Ziel einer finsteren Prophezeiung verfehlt hat. Jedoch, wer sich bereits mit eben jenem Vorgängerwerk auseinander gesetzt hat, der weiß, dass Kiuas nicht zu den Bands zählen, deren Alben man bereits nach einem Durchlauf bewerten sollte. Deswegen die Repeat-Taste betätigt und das Ganze von vorne.

Ja, so langsam geht die dunkle Saat, die bereits beim ersten Hören ausgestreut wurde auf, denn in ihrer typischen Weise gelingt es Kiuas den Hörer nach und nach an das dargebotene Material zu fesseln. Die Finnen spielen keinen leichtfüßigen, sondern viel mehr einen zu großen Teilen düsteren und bedrohlichen, mit dezenten Death Metal Elementen verwobenen Power Metal, der aus musikalischer Sicht die finsteren Texte des Finnen Fünfers unterstreicht, denn die Reise, die mit THE SPIRIT OF UKKO begonnen hat und mit REFORMATION fortgesetzt wurde, gipfelt nun in jener apokalyptischen Zukunftsvision, die vom Albumcover dargestellt auf erschreckende Weise in der Gegenwart oder nahen Zukunft zu liegen scheint.

Dabei verbinden Kiuas auf THE NEW DARK AGE gekonnt die hymnischen, melodienreichen Aspekte des Power Metals mit drückenden, nach vorne preschenden Death Metal Elementen (z.B. „To Excel and Ascend“). Diese Marschroute abzudecken sind wahrlich nicht alle Metalsänger in der Lage, aber wer sein Herz einmal an den Metal „made in Finland“ verloren hat, der weiß auch, dass dieses Land nicht nur tausende von Seen, sondern auch nahezu ebenso viele talentierte Sänger vorzuweisen hat. Kiuas Ilja Jalkanen macht da keine Ausnahme, denn was ihn besonders auszeichnet sind die Variabilität in der Stimme und die nahtlosen Übergänge zwischen den einzelnen Gesangsarten. So gehören todesbleierne Shouts und Growls ebenso zu seinem Repertoire wie gefühlvoll, balladeskes Singen. Diese gefühlvolle Seite kommt besonders beeindruckend in der Ballade „After the Storm“, in der Ilja ein Duett mit einer nicht weiter benannten Sängerin singt, und der Halbballade „The Wanderer’s Lamantation“ zum Ausdruck. Dieses letzte Lied des Albums, welches den Bogen zum folkig angehauchten Vorgänger schlägt, stellt den Höhepunkt dar, der noch einmal alles widerspiegelt, was diese Band auszeichnet.

Fazit: Wie schon beim Vorgängeralbum REFORMATION offenbart sich die wahre Klasse des neusten Kiuas Werks erst nach einigen Durchläufen, weswegen man nur schwer vom Ohrwurmcharakter der Stücke sprechen kann. Wem tiefgreifender Power Metal gefällt, der auch mal unerwartete Pfade einschlägt, und wer sich gerne einmal Zeit mit einer CD nimmt, dem wird THE NEW DARK AGE sicherlich gefallen. Bei mir läuft sie mittlerweile in Dauerrotation…

Tracklist:
1. The Decaying Doctrine
2. Conqueror
3. Kiuas War Anthem
4. The New Dark Age
5. To Excel and Ascend
6. Black Rose Withered
7. After the Storm
8. Of Sacrifice, Loss and Reward
9. The Summoning
10. The Wanderer's Lamentation

Anspieltipps: The Decaying Doctrine, The New Dark Age, To Excel and Ascend, The Wanderer’s Lamentation

Line-Up:
Ilja Jalkanen – Gesang
Mikko ‘Ilmarinen’ Salovaara – Gitarre
Teemu Tuominen – Bass
Atte Tanskanen – Keyboards
Markku Näreneva – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2005 - The Spirit Of Ukko
2006 - Reformation
2008 - The New Dark Age
2010 - Lustdriven


SQUEALER-ROCKS Links:

Kiuas - Reformation (CD-Review)
Kiuas - The New Dark Age (CD-Review)
Kiuas - Lustdriven (CD-Review)

Teemu Tuominen von Kiuas (Interview)
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