Squealer-Rocks.de CD-Review
Iron Maiden - A Matter Of Life And Death

Genre: (Progressive) Heavy Metal
Review vom: 25.08.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Während andere als Kult verschriebene Bands seit Jahren lautstark von einer bald erscheinenden neuen Platte prahlen, zogen sich Iron Maiden nach Beendigung der DANCE OF DEATH Aktivitäten ohne große Worte und Newsmeldungen ins Studio zurück, um mit A MATTER OF LIFE AND DEATH bereits einen Nachfolger vermelden zu können. Ob er hält, was die Vorankündigungen versprechen und die Messlatten BRAVE NEW WORLD und DANCE OF DEATH zu Beginn des Jahrhunderts vorgelegt haben, we’ll just see.

Sie haben nichts verlernt die Herrschaften um Sänger Bruce Dickinson und Bassist Steve Harris. Ganz im Gegenteil, Iron Maiden lernen trotz ihrer allesamt fast 50 Lenzen auf dem Buckel immer wieder neu hinzu und verfallen daher in keinen kreativen Notstand, was es ihnen seit jeher ermöglicht Alben zu schreiben, die nicht an die gesamten geschichtsträchtigen Releases gebunden sind – prähistorischer Selbstbedingungsladen gleich Fehlanzeige! Mit „Different World“ entstammt den Briten erneut eine knackige und unverbrauchte Einstiegsnummer, während die verbleibenden neun Songs durchweg über der Fünf-Minuten-Grenze wandern und von den Iron Maiden Fans (zu) viel abverlangen. Ein langes Stehvermögen kennt man bereits vom Vorgänger, der die CD ebenfalls bis an den Rand füllte. Dass man inzwischen mehrere Anläufe zum Glück braucht, dürfte vielen neu sein.

Mit A MATTER OF LIFE AND DEATH experimentieren die „eisernen Jungfrauen“ auf der Basis ihres eigenen Heavy Metal Sounds munter weiter und nehmen es als logische Schlussfolgerung der letzten beiden Veröffentlichungen mit dem Progressiven auf, was ein reger Soloaufmarsch und vertrackte Kompositionen mit sich bringt. Dennoch behalten die wahren „Gods of Metal“ ihre Schmankerl an Bord: Wie zum Beispiel das mit toller Riffarbeit versehene, zügige und irgendwie Iron Maiden fremde (das höchstens mit BRAVE NEW WORLD in Verbindung gebracht werden kann) „Brighter Than A Thousand Suns“, das sphärische und schwebende „Out Of The Shadows“, die für das Maiden des 21. Jahrhunderts typischen ausartenden aber zugänglichen Songs gegen Ende jeder Platte („For The Greater Good Of God“, „Lord Of Light“), sowie die Prog-Oper „The Legacy“. Freunde der Vielfalt werden ihren Heidenspaß damit haben. Ach ja, und der Bruce singt und schreit wie immer – außerhalb allem Irdischen.

Als weniger geschickt würde ich die Tatsache, dass die Götter der NWoBHM mit ihrem Produzenten Kevin Shirley auf ein finales Mastering von A MATTER OF LIFE AND DEATH verzichtet haben, bezeichnen. Es mag den einen oder anderen auf den ersten Blick erfreuen, dass selbst die Stars der Manege ihr Liedgut ungeschliffen vom Stapel lassen können – doch im Endeffekt fehlt dieses unerlässliche Mastering, um der Platte die nötige Würze, den letzten Schliff, zu verpassen. Diese Würze fehlt in den oftmals vor sich hin leiernden, sich in die Länge ziehenden Arrangements und Strukturen und dem Auslutschen so manches Refrains. Für Iron Maiden Verhältnisse hinterlässt das Album so ungewohnt viele Füller wie die total belanglose, ohne Pfiff daherkommende Single „The Reincarnation Of Benjamin Breeg“, das sperrige „These Colours Don't Run“ oder das viel zu unspektakuläre „The Longest Day“. Gerade von „The Longest Day“ hätte man sich aufgrund der Beschreibung, dass in der Lyrik der D-Day Pate stand, etwas mehr erwünscht.

Fazit: Das ist es nun, A MATTER OF LIFE AND DEATH, das neue Album der lebenden Legenden von Iron Maiden. Um ehrlich zu sein, kann und muss man von solch einer Hausnummer, einer Inspirationsquelle für unzählige Nachwuchsbands, ein bisschen mehr erwarten als fünf geniale Momente und viel Material der Marke „So la la“ und drunter. Ich denke nicht, dass das vermessen wäre. Wir wollen aber nicht alles schwarz malen, was noch im farbigen Bereich liegt. Denn, hätte vor 25 Jahren jemand gesagt, dass sich Iron Maiden irgendwann progressiv anhören würden, man hätte ihn wohl müde belächelt. Nun gehen die sechs diesen steinigen Weg und schaffen es sogar sich zu verzetteln. Das Maiden 2006 ist nun mal ein anderes als das aus dem Jahre 1982 – vor allem ein sehr gewöhnungsbedürftiges, aber auch interessantes...

Info: Als Bonus gibt’s für alle Die-Hard-Fans auf der Limited Edition noch eine DVD mit dem Making of von A MATTER OF LIFE AND DEATH, exklusivem Studiomaterial zu „Different World“, dem Video von „The Reincarnation Of Benjamin Breeg“ und vielen Bildern.

VÖ: 25. August 2006

Tracklist:
1. Different World
2. These Colours Don't Run
3. Brighter Than A Thousand Suns
4. The Pilgrim
5. The Longest Day
6. Out Of The Shadows
7. The Reincarnation Of Benjamin Breeg
8. For The Greater Good Of God
9. Lord Of Light
10. The Legacy

Band Line-Up:
Bruce Dickinson – Gesang
Janick Gers – Gitarre
Dave Murray – Gitarre
Adrian Smith – Gitarre
Steve Harris – Bass
Nicko McBrain – Schlagzeug

Anspieltipps: Different World, Brighter Than A Thousand Suns, For The Greater Good Of God, The Legacy

DISCOGRAPHY:

1980 – Iron Maiden
1981 – Killers
1981 – Maiden Japan
1982 – The Number Of The Beast
1983 – Piece Of Mind
1984 – Powerslave
1985 – Live After Death
1986 – Somewhere In Time
1988 – Seventh Son Of A Seventh Son
1990 – No Prayer For The Dying
1992 – Fear Of The Dark
1993 – A Real Dead One
1993 – A Real Live One
1994 – Live At Donnington 92
1995 – The X Factor
1998 – Virtual XI
2000 – Brave New World
2002 – Rock In Rio Live
2002 – Edward The Great – The Greatest Hits
2003 – Dance Of Death
2005 – Death On The Road (Live)
2006 – Death On The Road (DVD)
2006 – A Matter Of Life And Death
2010 - The Final Frontier


SQUEALER-ROCKS Links:

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