Squealer-Rocks.de CD-Review
Ace Frehley - Anomaly

Genre: Hardrock / Heavy Rock
Review vom: 23.09.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Season of Mist



“Ace is back and he told You so!“ - nach fast genau 20 Jahren können wir diese Zeile endlich wieder aus voller Kehle brüllen. So lange nämlich hat Mr. Frehley kein Album veröffentlicht, zumindest keines mit neuen Stücken. Überhaupt war der liebenswerte Chaot aus New York nicht gerade freigiebig mit Platten nach seinem Rauswurf bei KISS, bzw. vor seinem Wiedereinstieg bei KISS, bzw. nach seinem zweiten Rauswurf bei KISS – oder so...

Zunächst sorgten die beiden „ Frehley 's Comet“ - Releases 1987 / 88 für eher gemischte Gefühle bei den Fans. Die Songs, die Ace selber sang, erreichten fast das alte Niveau seiner KISS – Zeit. Aber die von seinem Bandkumpel Tod Howarth eingeträllerten Schmalspur – Herzensbrecher waren lediglich ein kläglicher Suvivor - Abklatsch. Das sah unser Spaceman ähnlich und haute nur ein Jahr später das rohe und starke „Trouble Walkin'“ auf den Markt, das ihn im Alleingang präsentierte.
Nehmen wir das Solo Album von 1978 mit in die Wertung, so müsste sich das aktuelle „Anomaly“ also mit 4 Longplayern messen, wobei: Glaubt jemand ernsthaft, dass der olle Atze noch mal an sein Debut rankommt? Na, also.
Mit einer realistischen Erwartungshaltung erlebt der geneigte Hörer dann aber eine ziemlich positive Überraschung:
„Anomaly“ dürfte locker als zweitbestes Solowerk von Paul Daniel Frehley durchgehen.

Das Eröffnungstrio „Foxy & Free“, „Outer Space“ und „Pain in the Neck“ ist zunächst mal ein ganz klares Statement: Frehley rifft und soliert sich durch drei beinharte Rocker, die typischer nicht sein könnten: leicht abgedrehter Hardrock, immer etwas gegen den Strom, dabei aber catchy und irgendwie einzigartig. Am meisten Punkte fährt hierbei das schweinecoole „Outer Space“ ein, das man nach dem zweiten Durchlauf nicht mehr aus der Rübe bekommt.
Dem flotten Dreier folgt dann „Fox on the Run“, ein The Sweet Cover. Das Teil ist solide gemacht, aber mehr auch nicht. Cool ist es, dass die Keyboard - Parts hier von Aces Gitarre übernommen werden. Ansonsten hätte ich eigentlich wenig Verständnis dafür ein Lied zu covern, das schon von jeder Straßenfest - Combo verhunzt wird. Der Zusatz auf dem Cover „...in Memory of Eric Carr and Dimebag Darrell“ lässt die Geschichte allerdings in einem ganz anderen Licht erscheinen.
Respekt, Mr. Frehley.

Der erste echte Höhepunkt ist „Genghis Khan“, das schweinemäßig groovt und vom Stil her etwas an „Ozon“ erinnert. Grandioser Wechsel zwischen akustischer und verstärkter Gitarre, und am Ende soliert der Mann, was das Zeug hält – Ace pur!
„Too many Faces“ wird zwar nicht als Meilenstein in die Geschichte eingehen, verbreitet aber mächtig gute Laune.
Den ersten Exoten begrüßen wir mit „Change the World“. Diese Beatles / Psychedelic - Hommage würde eher auf das erste Solo Album von Gene Simmons passen, und ironischerweise singt der Spaceman auch ein wenig so wie sein Ex – Boss. Zweifellos eine Überraschung, aber nicht die letzte...

Das erste von 2 Instrumentals ist der „Space Bear“ mit ordentlich 70er - Feeling. Rockt, das Ding.
Schon folgt Surprise No. 2, „A Little Below the Angels“. Mit Lagerfeuer – Romantik ausgestattet gibt Herr Frehley hier einen tiefen Einblick in sein Seelenleben und sinniert wunderbar harmonisch u.a. über seine Alkoholsucht. Wenn dann am Ende noch Kinderchöre ertönen, ja dann muss man schon fast aufpassen, dass man nicht von Tränen der Rührung übermannt wird. Wer hätte das gedacht?
Aber unser ehemals trinkfreudiger Kumpel lässt die Seele nicht lange baumeln und legt mit „Sister“ ein beinhartes Riffmonster aufs Parkett, den wohl härtesten Song des Albums. Eine ganz simple Nummer, der ich allerdings Klassiker - Status attestieren möchte. Hält locker den Standard von 1978; so und nicht anders spielt man harten Rock!!!

Das dritte Ü – Ei versteckt hinter Nr. 11:
„It's a Great Life“ ist ein wunderbar leichtfüßiger Track mit einer ELO Harmonie, der zwischen hartem Country und Glam schwankt und ein wirklich sehr originelles Solo vorweisen kann. Klasse!
Traditionell endet die Platte mit einem „Fractured“ - Sequel. Hier ist – wie erwartet und zum Glück – alles beim Alten. Soll heißen, eine absolut gelungene Dramaturgie rahmt die tollen Ideen ein, die wieder mal beweisen, wie viel Talent und Genialität in einem Ace Frehley stecken.

Nicht unerwähnt bleiben soll noch die hervorragende, wuchtige Produktion, die Ace selbst übernommen hat. Ebenso hat er bei den meisten Tracks nicht nur die Gitarren, sondern auch den Bass eingespielt. An den Drums brilliert übrigens Anton Fig (KISS Fans wissen Bescheid...).

„Anomaly“ toppt „Trouble Walkin'“ locker, und ich kann es mit jedem Hören immer weniger fassen, dass Ace es tatsächlich geschafft hat, seine Großtaten von einst zumindest teilweise zu wiederholen.
Der Mann, der jahrelang aufgrund seiner Eskapaden das Gespött der Leute war, legt ein wirklich starkes Album der alten Schule vor. Hier gibt es nicht einen einzigen trendigen Ton zu hören, trotzdem klingt nichts altbacken oder gar kopiert.
Das müssen KISS nächste Woche erst einmal schaffen....


Tracklist:
1.Foxy & Free
2.Outer Space
3.Pain in the Neck
4.Fox on the Run
5.Genghis Khan
6.Too many Faces
7.Change the World
8.Space Bear
9.A Little Below the Angels
10.Sister
11.It's a Great Life
12.Fractured Quantum





DISCOGRAPHY:

1978 - Ace Frehley
1989 - Trouble Walkin'
1997 - 12 Picks
1998 - Loaded Deck
2006 - Greatest Hits Live
2009 - Anomaly
2014 - Space Invader

SQUEALER-ROCKS Links:

Ace Frehley - Anomaly (CD-Review)
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Ace Frehley - Bochum, Zeche (Live-Review)

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