Squealer-Rocks.de CD-Review
Seventh Angel - The Dust Of Years

Genre: Death/Doom Metal
Review vom: 25.07.2009
Redakteur: TheMattes
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Bombworks Records



Es waren einmal die glorreichen achtziger Jahre, in denen es musikalisch zum Ende hin doch ziemlich heftig zuging und der Thrash Metal fröhliche Urstände feierte. In Britannien gab es da von 1987 bis 1992 eine Combo mit Namen SEVENTH ANGEL, die zwar schon ein paar Sachen veröffentlicht hatte, aber ob sie die Legende ist, als die sie die Plattenfirma hier verkaufen will, kann ich nicht beurteilen. Der Tenor im Netz ist eher gegen den Legendenstatus.

Auf jeden Fall ist SEVENTH ANGEL nach 17 Jahren mit „The Dust Of Years“ wieder da. Der Thrash Metal ist aber zugunsten von Death und Doom eher in den Hintergrund getreten.

Mit „Chaos Of Dreams“ und “The Turning Tide“ wird richtig los gelegt, denn hier gibt’s Death Metal mit doomig getragenen Soundwänden, thrashigen Riffs und klasse Groove. Mein Bein wippt und das ist nie ein schlechtes Zeichen.
Dann wird’s aber richtig doomig mit „Exordium“ und „Weep Not For Us“, die sich logischerweise so lauthals dahinschleppen und auch nette Melodieparts mitbringen.
Nun aber…, Hammer, „Abelard And Heloise“ (und die Songs werden länger). Der Chor der Mönche beginnt und der Erzähler auch. Leise Leads und Stimmen bestimmen den Anfang des Songs, die Leadgitarre dominiert weiter und eine gar hübsche Melodie mit Flöte ertönt. Dann entwickelt sich der Song zu einer doomigen Perle, die mir Schauer über den Rücken jagt. Er klingt leise mit Gesang aus und ich stelle fest: „Abelard And Heloise“ ist das erste Highlight nach den wirklich nicht schlechten ersten vier Songs. *shiver*
Die Songs werden länger, „In Ruins“ ist schneller und Ian Arkley hat sich längst in mein schwarzes Herz gegurgelt, geröchelt und gebrüllt, mal klagend und mal aggressiv. Großartig!
Ebenso großartig ist „Lamentations“ mit seinem melodiösen Beginn und den geköppelten Zwischenparts mit Klargesang. Nochmal: Großartig!
Bei dem längsten Stück „The Raven Sky“, dem zweiten Highlight, nehmen sich die Jungs nochmal richtig zusammen und performen ein Stück, in dem sämtliche bisherigen Stärken von SEVENTH ANGEL zusammenkommen: leiser, melodiöser Beginn, schwere Grooves und harte Riffs, fette Bässe, Ian Arkley röchelt, dass es nur so eine Art hat, Bridges mit klagendem Klargesang bilden die Breaks, sanfte Zwischenparts gehen über in doomigen Groove mit harten Riffs und hohen Soundwänden, während der wegdriftende Schluss von der Flöte bestimmt wird. Genial!

Aufgepasst, denn jetzt wird es schwierig! Der letzte Song ist noch schwerere Kost als schon gewohnt. Er heißt „Oswiecim“ und das ist der polnische Name der Stadt Auschwitz in Südpolen, ca. 50 km westlich von Krakau. Dort befand sich während der Zeit des Nationalsozialismus der größte Komplex von Konzentrationslagern der Nazis. Bekannt geworden davon ist besonders das KZ Auschwitz II (Auschwitz-Birkenau). So weit, so unheilvoll!
Aber ist es nur Faulheit oder, schlimmer, pure Ignoranz, dass nirgendwo im Netz in einem Review etwas zu diesem Stück zu lesen war? Interessiert es eigentlich niemanden, wenn ein Musikstück plötzlich einen doch offensichtlich polnischen Titel hat? Recherchiert man da nicht automatisch? Das hamse wohl alle einfach weg gelassen! Ich befürchte, darüber muss noch zu reden sein!
Das Stück selber, ein Requiem und das dritte Highlight auf „The Dust Of Years“, ist in seinem kürzeren ersten Teil naturgemäß die Traurigkeit und Melancholie in Perfektion. Bedächtige Akustikgitarre trifft auf erzählenden „Gesang“ und einen todtraurigen Text. Wobei der dreiminütige Schlussteil mit seinem dunklen, auf und abschwellenden Keyboardton die jetzt an dieser Walstatt vorherrschende Stille des durch die Nationalsozialisten begangenen vieltausendfachen Todes symbolisiert.

Für „Oswiecim“ gebührt SEVENTH ANGEL alle Achtung und mein voller Respekt!

Der SIEBENTE ENGEL ist wieder da! Und wie!
Die anderen sechs Engel sind zum Glück noch nicht über uns gekommen, aber der Siebente Engel reicht auch völlig aus, denn er bringt die siebte Plage, die die Erde und die Menschen völlig vernichtet (siehe auch Offenbarung des Johannes, 16, 16 – 21)! Zum Glück ist es hier nicht ganz so schlimm. Fest steht nur eines, nämlich das „The Dust Of Years“ eine Doom/Death/Thrash-Scheibe der feinsten Art ist!

Ich bin nun eigentlich kein Die Hard-Fan oder gar Old School-Fanatiker, vor allem nicht bei Death oder Doom, die Scheibe kommt mir trotzdem wie gerufen mit ihrem Mix aus doch sehr unterschiedlichen Genres und Songs. Ich mag das sehr, denn für mich müssen die Songs nicht alle zueinander passen, sie müssen keine „Einheit“ bilden. Es reicht, wenn sie, für sich genommen, gut sind! Aber der eine Song muss mit dem anderen nix zu tun haben. Ich bin nämlich sehr wohl in der Lage, innerhalb von, sagen wir, zehn Minuten zwei völlig unterschiedliche Songs zu hören, ohne dabei intellektuell oder sonst wie überfordert zu sein. Jawoll! Dieser Genremix ist also nix für Genrepuristen!

Aber ich sage: „Geile Platte, dieses „The Dust Of Years“, da haben die Jungs von SEVENTH ANGEL ja richtig einen rausgehauen!“. Yes Sir and Ma’am, so bin ich! Und Melodien gibt es auch, was will ich mehr?
Dabei ist der Sänger Spitze! Ob geröchelt, gegurgelt, gebrüllt oder aufgeklart, er kann alles und das meisterhaft!

Zum Abschluss noch eine kleine Geschichte: da saß ich doch letztens an einem Freitag in einem Auto unterwegs nach Oberhausen, kurz vor der Unwetter-Katastrophe im Ruhrgebiet, und ein werter Kollege, Dessen-Name-Hier-Nicht-Genannt-Werden-Soll, meint doch zu mir: „Mattes, ich hab hier noch’n paar Promos. Nix für mich, aber Du hörst doch auch so `nen Krach?“
„Kommt drauf an“, sage ich, „aber immer her damit.“
Dies war eine wirklich weise Entscheidung von mir *schulterklopf*, denn zu den drei Promos gehört, ihr werdet es jetzt kaum für möglich halten, SEVENTH ANGEL mit „The Dust Of Years". (Issnichwahr?, die Red.)
Die anderen beiden sind RUDE REVELATION mit „Lost In Entropy“ und BLOODLINE SEVERED mit „Visions Revealed“ und bilden mit der oben genannten Scheibe ein besonders für die Ferien (Schüler), die Semesterferien (Studenten) oder den Urlaub (Arbeitnehmer) unter uns das Tripple-Rundum-Sorglos-Thrash/Death/Doom/Alternative/Progressive Metal-Paket auf sehr hohem Niveau und für alle Fälle und die nächsten Monate, falls ihr versteht, was ich meine?


Track list:
1. Chaos And Dreams
2. The Turning Tide
3. Exordium
4. Weep Not For Us
5. Abelard And Heloise
6. In Ruins
7. Lamentations
8. The Raven Sky
9. Oswiecim

Line-up:
Ian Arkley – lead vocals, lead and rhythm guitars, ebow
Simon Bibby – rhythm and lead guitars, lead vocals, keyboards, acoustic guitars, ebow
Mark Broomhead – bass, background vocals and narration (“Abelard And Heloise”)
Link – drums

Guest musicians and performers:
Cat Brazier – flute
Greg Chandler – background vocals and keyboards
Peter Spencer – Narration (“Oswiecim”)
Kate Hamilton – Narration (“Abelard And Heloise”)

DISCOGRAPHY:

1988 – Seventh Angel (demo)
1989 – The Rehearsal demo
1990 – Heed The Warning demo
1990 – The Torment
1992 – Lament For The Weary
2005 – Heed The Warning
2009 – The Dust Of Years


SQUEALER-ROCKS Links:

Seventh Angel - The Dust Of Years (CD-Review)

Ian Arkley von Seventh Angel (Interview)
SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren