Squealer-Rocks.de CD-Review
Blut Aus Nord - Memoria Vetusta II - Dialogue With The Stars

Genre: Avantgarde Black Metal
Review vom: 11.03.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 27.03.2009
Label: Candlelight Records



Zugegeben, Blut Aus Nord waren vor etwa zwei Jahren mein erster Kontakt zur Black Metal Avantgarde und damals war ich doch etwas überfordert mit den abgründigen Tiefen, die sich in der dunklen Musik der Franzosen, gleich eines moorigen Sees auftaten. Nun also schreiben wir das Jahre 2009 und auf ODINIST folgt MEMORIA VETUSTA II. Werden die finsteren Männer aus der Grande Nation ihrem avantgardistischen Ruf erneut gerecht und wissen ihre Fans mit schwarzen Fanfaren zu verzaubern? Wir werden es erleben.

MEMORIA VETUSTA II – DIALOGUE WITH THE STARS ist die Fortsetzung des noch im Untergrund Aufsehen erregenden zweiten Albums der französischen Dunkelmänner MEMORIA VETUSTA I – FATHERS OF THE ICY AGE aus dem Jahre 1996. Dreizehn Jahre und einige abgründig finstere Veröffentlichungen später blickt man nun also in die Sterne und tritt in einen Dialog mit jenen. Huldigte man auf dem Vorgänger ODINIST – THE DESTRUCTION OF REASON BY ILLUMINATION noch den schleppenden Klängen des doomigen Black Metals, so steht heuer bereits nach kurzem fest, dass das Trio auf seinem siebten Album einen anderen, zwar nicht minder finsteren, aber durchaus epischeren und flotteren Pfad einschlägt und somit – glaubt man den werten Kollegen von Candlelight – eine Rückbesinnung auf alte Stärken anstellt.

Die sphärischen Klänge des Intros „Acceptance (Aske)“, die durchaus an Art Rock der 70er angelehnt erscheinen, entführen bereits nach einem Hauch von Zeit in galaktischen Dimensionen gerechnet in das epische, atmosphärisch dichte Machwerk von Blut Aus Nord.
Homogen verschmelzen harte, schnelle Black Metal Passagen mit den melancholischen Klängen einer allumfassenden (Un)Leere und (Un)Dunkelheit, wie sie nur das Universum selbst kennt. Man spürt förmlich die Verzweiflung, die einen dort draußen ergreifen muss, triebe man wie ein Komet durch die Leerräume zwischen den Galaxienhaufen, einzig geleitet von den unsichtbaren Kräften der Gravitation, entlang den Filamenten dunkler Materie. Und so findet sich bereits in dieser zweiten Nummer „Disciples Libration (Lost In The Nine Worlds)“ alles, was ein herausragendes Lied und ein ebensolches Album auszeichnet. Lärm und Ruhe, Geschwindigkeit und Langsamkeit, Progression und Melodie, Epik und Kurzweiligkeit.

Die wunderbaren, träumerischen Melodielinien und Soli, die man auf MEMORIA VETUSTA II gleich eines langen atemlosen Blickes in den sternenübersäten Nachthimmel erlebt, tragen einen hinfort, nicht in die feucht, warmen Sümpfe des Vorgängerwerks, sondern viel mehr in die Erhabenheit eines auf ewig expandierenden Universums. Dabei überkommt einen unbemerkt das Gefühl einer heidnisch, wissenschaftlichen Verzückung. Non-Matter – nicht baryonische Materie macht über 23% unseres Universums aus und über 73% werden von dunkler Energie erfüllt. Der Titel „The Cosmic Echoes Of Non-Matter (Immaterial Voices Of The Fathers)“ verbindet Wissenschaft und den Glauben an die allumgebenden Stimmen der Vorfahren in seinem Titel. Besonders im Titeltrack „…The Meditant (Dialogue With The Stars)“ steht man unvermittelt den Vätern des paganischen Metals Bathory gegenüber, so dass das Herz in all der Dunkelheit wie eine Radiogalaxie zu strahlen beginnt.

Fazit: Auf MEMORIA VETUSTA II - DIALOGUE WITH THE STARS zeigen sich unsere französischen Avantgardisten in bestechender Form und lassen den paganischen Geist erahnen, der wohl dereinst für die Wahl des Bandnamen sorgte. Ungeahnte Epik und Tiefsinnigkeit verbirgt sich im dunklen Gewand dieser acht Kompositionen, die an Art Rock der 70er gleichermaßen wie an Bathory der frühen 90er erinnert und dennoch die moderne Härte des Black Metals nordischer Prägung nicht scheut.


Tracklist:
1. Acceptance (Aske)
2. Disciples Libration (Lost In The Nine Worlds)
3. The Cosmic Echoes Of Non-Matter (Immaterial Voices Of The Fathers)
4. Translucent Body Of Air (Sutta Anapanasati)
5. Antithesis Of The Flesh (…And Then Arises A New Essence)
6. …The Meditant (Dialogue With The Stars)
7. The Alcove Of Angels (Vipassana)
8. The Formless Sphere (Beyond The Reason)

Anspieltipps: alle!

Line-Up:
Vindsval – Gesang, Gitarre
W.D. Feld – Schlagzeug, Keyboards, Synthesizer
GhÖst – Bass

DISCOGRAPHY:

1995 - Ultima Thulée
1996 - Memoria Vetusta I - Fathers of the Icy Age
2001 - The Mystical Beast of Rebellion
2003 - The Work Which Transforms God
2005 - Thematic Emanation of Archetypal Multiplicity (EP)
2006 - MoRT
2007 - Odinist: The Destruction Of Reason By Illumination
2009 - Memoria Vetusta II - Dialogue With The Stars
2010 - What Once Was – Liber I (EP)
2011 - The Mystical Beast Of Rebellion (Re-Release+777)
2011 - 777 - Sect(s)

SQUEALER-ROCKS Links:

Blut Aus Nord - Odinist: The Destruction Of Reason By Illumination (CD-Review)
Blut Aus Nord - Memoria Vetusta II - Dialogue With The Stars (CD-Review)
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