Squealer-Rocks.de CD-Review
Metsatöll - Iivakivi

Genre: Folk Metal
Review vom: 06.04.2008
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Nailboard



Wieder wandert der Blick gen Estland. Streicht auf seinem Weg über weite Felder und Wälder, Städte und Dörfer, Flüsse und Seen. Es ist fast, als ob sich Himmel und Erde berührten und eine Pforte öffneten, hinter welcher sich eine untergegangen geglaubte Welt von rauer Anmut verbirgt. Durch den finsteren, urtümlich anmutenden Wald, der sich vor dem wandernden Auge auftut, hallen Hymnen von archaischer Kraft und Schönheit. Trommeln und Flöten rühren das Blut und bringen es in Wallung. Das Heulen von Wölfen liegt im Winde und eisig knirscht Schnee unter Füßen. Haltet dieses Bild fest und lasst euch von der Magie IIVAKIVIs verzaubern.

Und in gewisser Weise magisch ist es schon das neuste Album aus dem Hause Metsatöll, denn die Esten verstehen es gekonnt Folk typische Instrumente wie Flöte, Dudelsack und Kannele (ein Zither ähnliches Instrument) und Melodien mit stampfendem und teils unerwartet eingängigem Heavy Metal zu verbinden, ohne dabei an Authentizität oder Atmosphäre zu verlieren. Bereits der Titeltrack und Albumopener „Iivakivi“ (dt. Der Fruchtbarkeitsstein) besticht durch eben diese Attribute, die dem Song spätestens beim zweiten Durchlauf seinen Weg durch die Gehörgänge zum Herzen des Folk Metal begeisterten Hörers weisen. Und dies ist kein Einzelfall, denn jedes Lied entfaltet nach einer gewissen Zeitspanne diese besondere, tiefgehende und mitreißende Wirkung, wie sie vielen Folk Metal Scheiben eigen ist. Dabei zeigen sich die Stücke anders als bei den Finnen von Korpiklaani meist in finsterem Klanggewand und auf bedrohliche Weise basslastig.

IIVAKIVI lässt einen, geriet man einmal in seinen Bann, nicht wieder so schnell los, denn die von hymnischen Chorgesängen wie zu Beginn von „Veelind“ (dt. Wasservögel), mystisch, in traditioneller Gesangsweise des Joik oder schamanisch beschwörend wie in „Metsaviha 3“ (dt. Waldeszorn) gestalteten Vocals nehmen einen auf bezaubernde Art gefangen, so dass man eintaucht in jenes, eingangs gemalte Bild einer archaischen, urwüchsigen Landschaft, die durchwoben vom fast vergessenen Zauber der Natur ist. Selbst wenn man der estnischen Sprache nicht mächtig ist, kann man sich den teils von mehrstimmigen Gesängen, teils nur von der Bassstimme des Sängers Markus getragenen Refrains wie in „Merehunt“ (dt. Seewolf) kaum erwehren. Besonders „Metsaviha 3“, dessen beiden Vorgängerteile auf dem 2005er Album TERAST MIS HANGUND ME HINGE 10218 zu finden sind, erinnert durch seinen Gesang (Jonne von Korpiklaani und Markus klingen recht ähnlich) und urtypischen Rhythmus an jene Stücke Korpiklaanis wie „Hengettömiltä Hengiltä“ oder „Tuli Kokko“, die den Bogen zur Vorgängerband Shaman schlagen.

Für alle Freunde des Folk, die sich auch in nicht metallisch gewandeten Regionen bewegen, an dieser Stelle noch ein Vermerk auf die, ebenfalls aus Finnland stammende Band Värttinä, die unter anderem für ihre Joik-Gesänge bekannt ist.

Metsatöll klingen, wenngleich episch anrüchig, nie sperrig oder ausladend, sondern bedienen sich diverser Spannungsbögen innerhalb der Lieder, die durch die bereits erwähnte Verknüpfung des variablen Gesangsstils mit den unterschiedlichen Instrumenten, zu denen auch der Dudelsack gehört, und dem treibendem Schlagzeugspiel beschrieben werden. Wer es gerne etwas epischer mag, der wird sich sicherlich über „Äikesepoeg“ (dt. Sohn des Donners) freuen, welches den Abschluss eines großartigen Albums bildet.

Fazit: Ich weiß nicht, aber seit ich IIVAKIVI von Metsatöll gehört habe, verspüre ich eine unglaubliche Lust ein großes Feuer zu entzünden und um jenes in wilden Posen zu tanzen, alten Göttern zu huldigen und die Geister der Ahnen anzurufen. Wer ebenfalls die Pforte zwischen Gestern und Heute durchschreiten will und dessen Herz sowieso schon für diese Art des Metals schlägt, der sollte sich das Album der Esten nicht entgehen lassen. Mein Herz ist bereits entflammt!

Tracklist:
1. Iivakivi
2. Merehunt
3. Hetk Enne Lahingut
4. Sõjasarv
5. Veelind
6. Isa Süda
7. Metsaviha 3
8. Rauast Sõnad
9. Va Lendva
10. Äikesepoeg

Anspieltipps: Iivakivi, Merehunt, Metsaviha 3, Rauast Sõnad

Line-Up:
Markus "Rabapagan" – Gesang, Gitarre
Lauri "Varulven" – Gitarre, Flöte, Dudelsack, andere traditionelle Instrumente
Raivo "Kuriraivo" Piirsalu – Bass, Hintergrundgesang, Yoik-Gesang
Marko Atso – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1999 - Terast Mis Hangund Me Hinge (Demo)
2004 - Hiiekoda
2005 - Terast Mis Hangund Me Hinge 10218
2006 - Lahinguväljal Näeme, Raisk! (DVD)
2006 - Sutekskäija (EP)
2006 - Raua Needmine (DVD)
2007 - Curse Upon Iron (Live album)
2008 - Iivakivi
2010 - Äio


SQUEALER-ROCKS Links:

Metsatöll - Iivakivi (CD-Review)
Metsatöll - Äio (CD-Review)

Raivo von Metsatöll (Interview)
SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren