Squealer-Rocks.de CD-Review
Death Before Disco - Barricades

Genre: (Psychedelic) Progressive Rock
Review vom: 28.07.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Progressive Rock. Unter dieser weiträumigen Genrebezeichnung stellt man sich normalerweise gemütliche, virtuos vorgetragene Klänge à la Saga oder anderweitiges von den alten Herren der Gattung Pink Floyd bzw. The Who, wenn nicht sogar Gefrickel, wie es bei Rush zum guten Ton gehört, vor. Von alledem nehmen die aus der „Rockgroßmacht“ Belgien stammenden Death Before Disco einen gehörigen (Sicherheits-)Abstand. „Wie kann das dann Prog sein?“, werden die Spitzfindigen unter euch fragen. Antwort: Death Before Disco, ein Bandname, um den sie wohl viele Krawallcombos beneiden, scheren sich einen Dreck um Schubladeneinordnungen und die ungeschriebenen Rockgesetze. Death Before Disco sind Death Before Disco sind einzigartig, wie BARRICADES, der zweite Output des Quintetts, beweist.

Gemütlichkeit? Nein, Danke! Gefrickel? Bedingt, wenn man Soundspielereien als Gefrickel bezeichnen möchte. Virtuos? Auf alle Fälle. Doch Death Before Disco sind wesentlich mehr als das. Die Jungs, um das Gitarrengespann Frederik de Moor/Birger Finaut, verwursteln so ziemlich jede Spielart von Pop bis Death Metal reichend in einen wunderbaren und leckeren Brei, der in keiner Weise gekünstelt schmeckt oder auf Dauer Magenkrämpfe hervorruft, trotz der zum Teil drastischen Variationen. In ein gutgläubiges new metallisches Gesangsgebet setzen unerwartet höllisch aggressive Growls des Stimmwunders Ioan Kaes ein, ehe man im Refrain melodische Alternative Rock Klänge mit einigen kommerziell tauglichen Popnuancen anschlägt, um nur wenige Sekunden später einen auf verspielt zu machen und gegen Ende die Härte auf Hardcore-Niveau hochzukatapultieren (siehe „Barricades Of Rumble“). Daher auch der Psychedelic-Zusatz in der obigen Stilbezeichnung.

Das war jetzt die Darstellung für ein Lied von BARRICADES. Die anderen Lieder verfolgen im Grunde genommen die selbe Mixtur der Genres, setzen diese zum Verwundern des Hörers jedoch ganz anders ein. Gelegentlich schimmern da zum Beispiel Punkelemente („Kill The Dancer“) oder Soundsequenzen mit der irischen Bouzouki oder anderen Percussion-Intrumenten durch. Ein besonderes Highlight der ausfallfreien Scheibe BARRICADES stellt der achteinhalb Minuten lange „Epos“ „Jaguar“ dar, bei dem sogar gestandene Prog Metaller vom Schlage eines Mike Portnoys und Konsorten auf die Knie fallen würden. Hier wird geklotzt, nicht gekleckert! Und das, das ganze Album hinweg – 47 Minuten Abwechslung und Spannung pur! Da fällt eine komplette Albumbeschreibung selbstverständlich ins Wasser, außer jemand von euch möchte eine Albumrezension mit Bestseller-Charakter.

Fazit: Etwa einmal im Jahr sieht sich der kühne Schreiberling damit konfrontiert, dass es sie doch noch gibt, die innovative, eigenständige und letztendlich großartige Musik. Heuer sind dies Death Before Disco aus dem Radfahrerland Belgien, deren Album BARRICADES alle aufgeschlossenen Freunde der handgemachten Musik, egal ob Progger oder Metaller, begeistern wird. Legt euch die Platte zu, und mailt mir mal, wie ihr das Genrekind taufen würdet... ich bin gespannt!

VÖ: 28. Juli 2006

Tracklist:
1. Etireno
2. Barricades Of Rumble
3. Full Metal Jacket
4. Jaguar
5. Goodbye
6. Pyramids On Mars
7. Matchstick Girl
8. Kill The Dancer
9. Modern Times
10. Set Ten Minutes

Anspieltipps: Etireno, Barricades Of Rumble, Jaguar, Goodbye

Band Line-Up:
Ioan Kaes – Gesang
Frederik de Moor – Gitarre, Bouzouki
Birger Finaut – Gitarre
Yannick Dumarey – Bass
Ace Zec – Schlagzeug, Percussion, Backing Vocals

DISCOGRAPHY:

2004 – Partybullet
2006 – Barricades

SQUEALER-ROCKS Links:

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Death Before Disco - Karlsruhe, Substage (Live-Review)

Ioan Kaes von Death Before Disco (Interview)
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