Squealer-Rocks.de CD-Review
Helloween - Gambling With The Devil

Genre: Melodic Metal
Review vom: 15.10.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: 26.10.2007
Label: SPV



Das Spätjahr 2005 werden alle Helloween-Fans in bester Erinnerung behalten. Entgegen einigen Befürchtungen verabschiedeten sich die Kürbisköpfe um Gitarrist Michael Weikath mit der Fortsetzung ihrer für sich stehenden KEEPER OF SEVEN KEYS Reihe nicht endgültig ins musikalische Nirwana, sondern kehrten, von vielen nahezu ehrfürchtig bewundert, an die Spitze der deutschen Hard’n’Heavy Szene zurück. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später melden sich die fünf mit einem neuen Studioalbum erneut zu Wort. Unabhängig von unsäglichen „Helloween mit Deris sind sowieso scheiße“ Proklamationen dürften im Vorfeld der ersten Höreindrücke von GAMBLING WITH THE DEVIL dennoch – wie immer – alle Alarmglocken schrillen.

Bevor ich mir jedoch anhand des kitschigen Covers irgendwelche Assoziationen zum musikalischen Kontext des siebten Albums der Norddeutschen mit Andi Deris an der Front ausmale, tönt bereits (das von Biff Byford gesprochene Intro „Crack The Riddle“ stecken wir mal in die Schublade „unwichtig“) der erste Smasher „Kill It“ mit einer derartigen Energie und Härte, dass sich manch einer verwundert die Augen reiben wird. Solche straighten Gitarrenläufe und solch ein, vom Metal-God und Eric Adams adaptiertes, Wallkürengeschrei sucht mit einem Verweis auf die gesamte Diskografie ihresgleichen. Selbst vor den, von „Battle Hymn“ entliehenen, Steigerungsläufen und schwarzmetallischem Gekeife (!) macht man keinen Halt.

Auf im zweistelligen Minutenbereich angesiedelte, die Elemente ganzer Bandgeschichten verbratende Kompositionen muss man heute verzichten. Stattdessen wartet GAMBLING WITH THE DEVIL, das zusammen mit Charlie Bauerfeind in Teneriffa (ja, ja, den Arsch bräunen, Sangría schlürfen und nebenbei ein bisschen Metal machen) eingezimmert wurde, mit einem Streifzug durch die letzten 20 Jahre Helloween’scher Melodic Metal Kultur auf und versorgt letztlich jede einzelne Nuance.

Wer sich weiterhin an der mit superb eingängigen Passagen verknüpften harten Schlagseite ergötzen will, kann dies mit „The Saints“ und „Paint A New World“, die einmal mehr die Brücke zur ersten Deris-Ankunft (MASTER OF THE RINGS) schlagen, tun. Für Freunde des modern verarbeitenden Balladenstoffs drückt die erste Singleauskopplung „As Long As I Fall“ (die neue Hymne vom Betze) gezielt auf die Tränendrüse. Triefende, die Kluft zwischen Hit und Shit... bzw. Kitsch… enger werden lassende, ihren Ursprung im damals wie heute verschmähten CHAMELEON Album findende Songs („Final Fortune“, „Can Do It“) fehlen dabei genauso wenig wie klassische ausladendere Nummern („Dreambound“, „Heaven Tells No Lies“) und eine dreiteilige, eine stilistische Fortführung der LEGACY des KEEPER’s darstellende Konzeption („The Bells Of The 7 Hells“, „Fallen To Pieces“, „I.M.E.“).

Fazit: GAMBLING WITH THE DEVIL. Das ist sie nun die neue Scheibe aus dem Hause Helloween. Auch wenn das ein oder andere Stück einige Durchläufe bis zur vollständigen Entfaltung benötigt, bleibt zu konstatieren, dass wir es hier mit einer vorzüglichen, breit gefächerten Veröffentlichung zu tun haben, die erstens sehr viel Spaß macht (Kiske-Puristen wurden ja eingangs schon ausgeschlossen) und zweitens die Vormachtstellung weiter eindrucksvoll manifestiert.
Die vielleicht beste Gesangsleistung von Andi Deris in Diensten von Helloween.

Ach ja: Auf alle Käufer der aufwendigen Limited Edition warten noch weitere Tracks aus der GAMBLING WITH THE DEVIL Songwritingsession.

Tracklist:
1. Crack The Riddle
2. Kill It
3. The Saints
4. As Long As I Fall
5. Paint A New World
6. Final Fortune
7. The Bells Of The 7 Hells
8. Fallen To Pieces
9. I.M.E.
10. Can Do It
11. Dreambound
12. Heaven Tells No Lies

Anspieltipps: Kill It, As Long As I Fall, Final Fortune, The Bells Of The 7 Hells

Band Line-Up:
Andi Deris - Gesang
Michael Weikath - Gitarre
Sascha Gerstner - Gitarre
Markus Großkopf - Bass
Dani Loeble - Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1985 - Helloween
1986 - Walls Of Jericho
1987 - Keeper Of The Seven Keys Part I
1988 - Keeper Of The Seven Keys Part II
1989 - Live In The UK
1991 - Pink Bubbles Go Ape
1993 - Chameleon
1994 - Master Of The Ring
1996 - High Live
1996 - Time Of The Oath
1998 - Better Than Raw
1998 - Pumpkin Box
1999 - Metal Jukebox
2000 - The Dark Ride
2003 - Rabbit Don't Come Easy
2005 - Keeper Of The Seven Keys - The Legacy
2007 - Live In Sao Paulo (CD/DVD)
2007 - Gambling With The Devil
2010 - Unarmed: Best of (25th Anniversary)
2010 - 7 Sinners

SQUEALER-ROCKS Links:

Helloween - Keeper Of The Seven Keys-The Legacy (CD-Review)
Helloween - Light The Universe (Single) (CD-Review)
Helloween - Mrs. God (Single) (CD-Review)
Helloween - Live In Sao Paulo (Doppel CD) (CD-Review)
Helloween - Gambling With The Devil (CD-Review)
Helloween - 7 Sinners (CD-Review)
Helloween - Straight out of Hell (CD-Review)

Helloween und Primal Fear - Karlsruhe, Festhalle Durlach (Live-Review)

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