Squealer-Rocks.de CD-Review
Chalice - Bare

Genre: Rock
Review vom: 10.08.2007
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 10.08.2007
Label: Rockphone Records



Es gab eine Zeit, da zuckte man zwangsläufig zusammen, wenn der Begriff „unplugged“ auch nur angedeutet wurde. Ausgelöst vom MTV-Hype sah sich jede Band, die was auf sich hielt genötigt, ein mehr oder weniger interessantes Stromlos-Scheibchen in die Regale zu bringen.

Diese Zeit ist Gott sei Dank vorbei und hat, neben einigen Perlen wie Teslas großartigem „Five Men Acoustical Jam“-Album, in erster Linie Belanglosigkeiten hinterlassen. Chalice, der hart rockende Fünfer aus dem hohen Norden, stöpselt also nun seine E-Gitarren aus und liefert mit „Bare“ 18 pure Akustik-Nummern. „Ehrlich gesagt ging uns dieser Unplugged-Hype sehr lange ziemlich auf den Zeiger. Wir wollten eben gerade nicht das machen, was alle machen.“, erklärt Frontmann Gino Naschke zur Verzögerung von einer Dekade. Decken wir über soviel gelebte Rock’n’Roll-Rebellion den Mantel des Schweigens und wenden uns lieber den 18 Nummern von „Bare“ zu.

In einem langen Jam-Wochenende wurden einige Band-Klassiker, 10 an der Zahl, neu arrangiert und akustisch eingespielt – und einige echte Highlights produziert. „Turn Into“ beispielsweise, das genau wie der Opener „Body & Soul“ mit dezentem Jazz-Feeling rüberkommt und bläserunterstützt mächtig Atmosphäre verbreitet. Dass Rock’n’Roll auch mit Piano und ohne Strom geht, beweist die gelungene Version von „Kick It“, und der Übersong des letzten Albums schlechthin, „Shotgun Alley“, entpuppt sich auch akustisch als schwermütiges, nachdenkliches Highlight.

Höchst unterhaltsam also und gelungen, was die fünf Nordlichter aus ihren Songs gemacht haben. Bei den übrigen 8 Tracks handelt es sich um diverse akustische Balladen, die auf den bisherigen Scheiben von Chalice vertreten waren, und an der Stelle büßt „Bare“ für meine Ohren dann doch Punkte ein. Klar, für sich genommen sind die Nummern hochwertiger Balladen-Stoff, in der 18-fachen Ansammlung jedoch schlicht zuviel. Was auf einem „normalen“ Album als balladentechnischer Farbtupfer das Bild abrundet, verkommt auf diesem Sampler mangels Abwechslung schnell zum Langweiler.

Allerdings, wie so oft im Leben, eine Frage der Sichtweise: Betrachtet man die ersten 10 Neueinspielungen als die „eigentliche“ CD und die versammelten Balladen als Bonus-Material, so bietet „Bare“ viel Gegenwert fürs Geld. Musikalisch hochwertig ist die Kiste allemal, und Anhänger der Band und Unplugged-Freunde sollten durchaus ein Ohr riskieren oder zwei.

Tracklist:

01. Body & Soul
02. I’ll Be There
03. Shotgun Alley
04. Turn Into
05. Hollywood Daze
06. Run For Cover
07. Somewhere
08. Can’t You Feel It
09. Kick It
10. Falling
11. T.W.I.M.T.B.
12. Make A Cross
13. My Own Paradise
14. Apart
15. Wonderlang
16. Amnesty
17. The Rain Is Gone
18. Hold On To The Years

Lineup:

Gino Naschke (vocals)
Oliver Scheer (guitar)
Steve Lagleder (guitar)
Michael Mehl (percussion, drums)
Axel Hoffmann (piano)

DISCOGRAPHY:

1995 - In Wonderland
1998 - Persistence Of Time
2000 - Digital Boulevard
2002 - Chameleonation
2005 - Shotgun Alley
2007 - Bare
2015 - Overyears Sensation

SQUEALER-ROCKS Links:

Chalice - Shotgun Alley (CD-Review)
Chalice - Bare (CD-Review)
Chalice - Overyears Sensation (CD-Review)

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