Jeff Scott Soto von Soul Sirkus

(05.05.2005, Interview geführt von Eric)

Jeff Scott Soto ist einer der besten Hardrock-Frontmänner seiner Tage, daran dürfte es keinen ernsthaften Zweifel geben. Zusammen mit Neal Schon hat er ganz aktuell das Projekt Soul Sirkus am Start, und die Live-CD/DVD von seiner Stamm-Combo Talisman steht auch noch relativ frisch in den Regalen. Zeit für ein paar Fragen an den Meistersänger.

Squealer.net: Hallo Jeff, lass mich zuerst sagen, dass es eine Ehre für unser Webzine ist, dieses Interview führen zu dürfen, herzlichen Dank! Wie würdest Du selbst das neue Album "World Play" beschreiben?

Jeff Scott Soto: Eine gute, arschtretende Rock & Roll-Band, die den klassischen Stoff mit zeitgemäßer Power rüberbringt. Wie klingt das?

Squealer.net: Gut klingt das! "World Play" wurde ursprünglich nur via Internet vertrieben. Was war der Grund dafür und glaubst Du, dass Internet-Downloads und mp3 auf lange Sicht das Medium CD ablösen werden?

Jeff Scott Soto: Wir wollten das Album eigentlich schon sehr viel früher veröffentlichen, aber als wir damit fertig waren, stand eine Journey-Tournee an (Anm. d. Red.: Gitarrist Neal Schon ist bei Journey tätig). Uns war klar, wir würden bis zum Ende der Tour warten müssen, um mit Soul Sirkus richtig durchzustarten. Damit war auch klar, dass es Anfang diesen Jahres werden würde, bis die Platte erscheint. Wir schlossen dann schnell einen Deal mit Warner Music, die es ermöglichten, das Album über ihre Seite zu kaufen.

Squealer.net: Ich war wirklich schwer beeindruckt vom Abwechslungsreichtum auf der neuen Scheibe, ich denke dabei z.b. an die a-capella-Nummer "My Love, My Friend". Passiert das einfach beim Schreiben der Songs, oder gibt es einen Plan, wie die Songs auszusehen haben?

Jeff Scott Soto: Nein, eigentlich war nicht mehr geplant als die 2 Songs, die über Frontiers gegenüber der US-Version zusätzlich auf das Album kommen sollten, nämlich ein neuer Song ("Alive") sowie den bereits existierenden "Coming Home" in einer Akustik-Version. Als wir Virgil's (Donati) Schlagzeug neu einspielten, entstanden lustige kleine musikalische Spielereien, die wir spontan als Verbindungen zwischen den Songs beibehalten wollten. Die von Dir genannte acapella-Nummer war eine Idee, die ich eigentlich schon auf der ersten Version von "World Play" unterbringen wollte, aber leider lief uns die Zeit davon und ich war in Europa auf Tour, als das Album fertiggestellt wurde. In der Zwischenzeit hatte ich etwas Zeit, die Idee umzusetzen, so dass der Song jetzt auf der Scheibe drauf ist.

Squealer.net: Gott sei Dank! Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Wo wird Dein Schwerpunkt liegen, bei Talisman, Soul Sirkus oder Deinen Solo-Projekten?

Jeff Scott Soto: Im Moment konzentriere ich mich ausschließlich auf Soul Sirkus. Wenn Journey mal wieder auf Tour gehen werden, kann ich an einem weiteren Solo-Album arbeiten. Das möchte ich dann soweit fertigstellen, dass ich es veröffentlichen kann, wann immer ich möchte. Was Talisman angeht existieren im Moment keine Pläne für irgendwas Neues, aber bei dieser Band geht alles oft schnell und spontan, da weiß man nie. Im Moment konzentriere ich mich jedenfalls auf eine Sache, nicht auf drei.

Squealer.net: In Deiner Karriere hast Du mit einer unglaublichen Zahl von Musikern gespielt. Wer hat Dich dabei als Musiker am meisten beeindruckt? Und welche Sänger stehen in Deiner persönlichen Liste ganz oben?

Jeff Scott Soto: Bis heute sind die Highlights sicher die Zusammenarbeit mit Neal sowie das Spielen mit Brian May und Roger Taylor von Queen. Was die Sänger angeht: Steve Perry und Freddie Mercury haben mich sicher am meisten beeinflusst, die kann man schon als meine Lieblings-Sänger bezeichnen. Ich denke, dass auch ich ein paar Ziele erreicht habe.

Squealer.net: Du hast auch bei dem Film "Rockstar" mitgewirkt, einer meiner persönlichen Favoriten. Kann mir vorstellen, dass er ihr dabei ne Menge Spaß hattet. Kannst Du Dir vorstellen, einen ähnlichen Job nochmal zu machen?

Jeff Scott Soto: Es war eine tolle Erfahrung, aber es war nicht wirklich viel anders als andere Sessions, an denen ich teilgenommen habe. Das geile daran war allerdings, ich konnte soviel "Hardrock" sein wie ich wollte, denn denn genau das war ja gefragt. Es gibt andere Sessions, bei denen es mehr in Richtung Pop oder Soul gehen soll, Rockstars war da ein echter Spaziergang im Park. Ich habe nach wie vor geplant, einige Soundtracks zu machen, es gab ja schon etliche vorher, allerdings keines war so erfolgreich wie Rock Star.

Squealer.net: Rockstar wirft ein dunkles Licht auf das Rock-Business. Wie viel ist wahr, wieviel Film?

Jeff Scott Soto: Es ist sicher eine Kombination aus beidem, einiges ist Real, einiges auch Fantasie.

Squealer.net: Du bist in etlichen, verschiedenen Projekten beschäftigt. Ist es die Power des Rock'n'Roll oder einfach eine finanzielle Notwendigkeit heutzutage?

Jeff Scott Soto: Beides. Ich kriege natürlich Angebote, gute Sachen zu machen, die für mich aufregend sind, aber wir alle müssen leben, nicht wahr? Ich lebe davon, Musiker zu sein, und da ich nicht den Luxus einer Karriere wie Neal oder Brian May habe, muss ich regelmäßig arbeiten, um am Jahresende hinzukommen.

Squealer.net: Lass uns kurz zurückblicken in die 80er: Wie hat sich das Geschäft entwickelt? Ich könnte mir vorstellen, dass die Zeiten für echte Musiker harter wurden? Ärgerst Du Dich nicht hin und wieder über den Scheiß, der heutzutage die Spitzen der Charts anführt?

Jeff Scott Soto: Nein, meine Einstellung zur Musik wird durch nichts beeinflusst, was da draußen passiert. Musik ist gemacht, um sich zu entwickeln, das hat sie immer getan und das tut sie auch weiterhin. Nichts bleibt gleich für immer, auch nicht für lange Zeit. Es ist wichtig, offen zu sein für neue Sachen, sich damit weiterzuentwickeln und neue Wege zu entdecken, um sich selbst auszudrücken. Natürlich, es hat sich einiges geändert seit den 80ern, aber auch damals haben sich Leute drüber beschwert, wie sehr es sich verändert hat seit den 70ern. Technologie und musikalischer Fortschritt werden nicht aufzuhalten sein, aber wir haben das Recht zu wählen und zu entscheiden, was wir in unser Herz schließen!

Squealer.net: Jeff, danke für Deine Zeit. Für die Tour alles Gute, vielleicht sehen wir uns da.

Jeff Scott Soto: Vielen Dank.


DISCOGRAPHY:

2005 - World Play

SQUEALER-ROCKS Links:

Soul Sirkus - World Play (CD-Review)
Jeff Scott Soto von Soul Sirkus (Interview)


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