V.O. & Tschibu von Gurd

(18.07.2006, Interview geführt von Jack)

Sie sind die Schweizer Metalinstitution schlechthin und doch gehören Gurd, um die mit Pseudonymen abgedeckten Musiker V.O. am Gesang bzw. an der Gitarre und Tschibu am Schlagzeug, noch lange nicht zum alt-metallischen Eisen, wie ihr neuestes Album BANG! beweist. SQUEALER.net bat die Herrschaften zum Interview.

Squealer.net: Erst einmal Glückwunsch zu euerem neuen Studioalbum BANG!, dessen Titel programmatischer nicht hätte ausfallen können, oder?

Tschibu: Vielen Dank, wir sind sehr stolz drauf. Der Titel hätte sich einfach nicht anders ergeben können. Nachdem V.O. diesen Song geschrieben hatte, war uns allen klar, dass das
Album so heißen muss. So kam zwangsläufig auch ein Headbanger auf's Cover!

Squealer.net: Es gibt auf BANG! einige Highlights, über die man euch stundenlang ausfragen könnte. Beschränken wir uns mal auf den Titeltrack, der ganz sicher so etwas wie einen neuen Karrierehöhepunkt darstellt und ein fester Bestandteil anstehender Touraktivitäten werden dürfte, oder? Wie seid ihr daraufgekommen, solch einen - ich sag mal - klischeeträchtigen Song zu komponieren?

V.O.: Weißt du, ich bin als Metal-Kid aufgewachsen und auch immer ein Metalhead geblieben. Auch habe ich keine Probleme mit gewissen "Metal-Klischees" (grinst), deswegen wollte ich einfach eine Headbanger-Hymne machen, in der es darum geht, wie es ist, von den anderen immer als "Metal-Spinner" oder "Assi" belächelt und unterschätzt zu werden, aber am Ende trotzdem seinen Spaß mit der besten Mucke der Welt zu haben!! Sprich: An einem Gig, oder zu Hause vor der heimischen Anlage seiner Leidenschaft zu frönen und der Kopfhaut ein wenig Sauerstoff zuzuführen... ich meine, einige der geilsten Rock/Metalsongs handeln auch von nix anderem, als seinen Spaß und eine gute Zeit zu haben und das braucht's meines Erachtens auch im Metal wieder vermehrt! Live kommt der Song auf jeden fall extrem gut an und wir haben ihn auch schon seit einiger Zeit fest in die Setliste integriert.

Squealer.net: Auf dem Album befindet sich mit "Children Of The Grave" auch eine Black Sabbath Coverversion. Dazu zwei ganz banale Fragen: Warum spielen Gurd eine Coverversion und warum Black Sabbath?

Tschibu: Nun, wir sind mit all den Bands wie Kiss, Sabbath, Priest etc. aufgewachsen und wir lieben diese Bands (auch wenn die meisten heute nur noch am Geld abzocken sind), aber sie haben großartige Musik geschrieben. "Children Of The Grave" ist einfach ein cooler Song und wir wollten wie beim letzten Studioalbum ENCOUNTER ein Cover ("Warmachine" von Kiss) aufnehmen, weil's einfach auch riesigen Spaß macht. Abgesehen davon haben Poltergeist diesen Song auch damals schon live gespielt. Wir haben auch einen Song von Motörhead eingespielt, der es aber nicht aufs Album geschafft hat. Mal sehen, ob wir den auf die Website zum Downloaden bereitstellen…

V.O.: Wie schon gesagt, habe ich den Song mit meiner alten Band Poltergeist schon in den 80ern gecovert und mein Plan war, meinen alten Kumpel André Grieder, welcher damals bei Poltergeist sang, überfallartig in unser Studio zu zerren und ihn den Song singen zu lassen!
Letztes Silvester war es dann soweit und der Arme wusste nicht, wie ihm geschieht...hehe..
Aber es war dann kein Problem für ihn, nach zwei Takes war der Gesang im Kasten!

Squealer.net: Gute zehn Jahre existieren Gurd inzwischen. Was könnt ihr rückblickend als die schönsten Momente euerer bisherigen Bandgeschichte in euere persönliche "Ruhmeshalle" hängen?

Tschibu: Platte des Monats, Dynamo, With Full Force….

V.O.: Auf jeden Fall unser Jubiläums-Gig 2004, welcher auch auf der letztjährigen DVD zu sehen ist. Dann auch die Show letztes Jahr in Basel, mitten in der Stadt auf dem Theaterplatz vor ca. 3.500 Wahnsinnigen, welche komplett ausgetickt sind und den Platz in eine hüpfende, pogende Masse verwandelten. Das so was in meiner Heimatstadt möglich ist, hätte ich ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten.
Natürlich kommen noch die großen Highlights aus der weiteren Vergangenheit von Gurd dazu, allen voran die 96'er Show am Dynamo Open Air, dann das With Full Force 2001, die ganzen Tourneen mit Pro-Pain, Stuck Mojo, Life Of Agony, Such A Surge, Schweisser, etc. und nicht zu vergessen die 2mal Platte des Monats im Rock Hard.

Squealer.net: Fällt es einem nach über zehn Jahren eigentlich schwer immer wieder auf's Neue Thrashgranaten zu schreiben? Die Einstellung von Früher dürfte sich im Laufe der Jahre mit einer dazugekommenen Reife ja erheblich verändert haben. Oder liege ich da mit meiner Annahme zumindest im Falle von Gurd falsch?

V.O.: Also bei mir ist's eigentlich eher umgekehrt, meine Songs klingen immer mehr wieder nach Thrash Metal... liegt wohl daran, dass ich wieder vermehrt die alten Klassiker wie Forbidden, Testament, alte Slayer, Metallica oder Anthrax rauskrame... (grinst)
Für die "typischen" Gurd-Songs ist mittlerweile eher unser Neuzugang Pat (Gitarrist - Anm.d.Red.) zuständig, seine Faves liegen, glaub ich, mehr in den 90ern als in den 80ern.

Squealer.net: Wenn man von Thrash Metal spricht, kommt man nicht drum herum einige Worte über die "Großen 4" (Slayer, Metallica, Megadeth, Anthrax) zu verlieren. Wie steht ihr zu diesen Bands, im Sinne des Einflusses auf euch selbst, und wie beurteilt ihr deren aktuelle musikalische Entwicklung?

Tschibu: Der Einfluss dieser Bands ist - oder besser gesagt - war riesig, allerdings nicht nur bei uns, sondern bei den meisten Metalbands. Vor allem Slayer, die von den vier genannten Bands die Einzige ist, die nichts von ihrem Glanz verloren hat. Die andern drei haben sich meines Erachtens in den letzten Jahren massiv ins Abseits manövriert…

V.O.: Seh ich etwa gleich, ich war/bin ein totaler Thrash-Maniac und habe den Aufstieg und Fall dieser Bewegung eigentlich hautnah miterlebt, auch durch meine Arbeit mit Poltergeist.
Eigentlich ist's heute ja auch nix anderes mit den ganzen anderen Stilen/Trends. Ein paar innovative Bands kreieren etwas Neues/Frisches und ganze Heerscharen von Bands kopieren diese dann. Die Industrie springt dann völlig aufgeschreckt und verspätet auf den Zug auf und signed alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist... der Markt wird überschwemmt und den Leuten hängt's zum Halse raus, egal wie hochstehend die Nachfolger auch sind und es überleben immer nur ganz wenige so einen "Zyklus", und "Zyklus" sage ich bewusst, weil gewisse Sachen sich immer wieder wiederholen... und von den "Großen 4" gefallen mir eigentlich auch nur noch Slayer richtig gut, obwohl die neue EP nicht wirkliche Heldentaten erahnen lässt...

Squealer.net: Da einige euerer Bandmitglieder auch in der neuen Schweizer "Supergroup" The Order involviert sind, stelle ich einfach mal eine Frage zu den Aussichten dieser Truppe: Haben The Order das Zeug sich hinter dem Dreigestirn Schweizer Rockmusik (Gotthard - Krokus - Shakra) zu etablieren?

Tschibu: Ich muss was klarstellen: Nur ich spiele bei "The Order" mit und ich bin auch nicht bei Gurd ausgestiegen, wie das oft in den The Order-Reviews falsch dargestellt wird. Mit von der Partie sind aber Ex-Gurdler Spring und Andrej, und am Mikro Pure Inc. Rockröhre Gianni Pontillo. Ob wir uns hinter diesen Größen des Schweizer Hardrocks einreihen können, wird sich in diesem Jahr noch zeigen. Wir lieben einfach diese Musik, aber hatten nie einen entsprechenden Sänger, um das möglichst professionell durchzuziehen. Mit Gianni sieht das jetzt anders aus…(lacht) Und noch was; ich arbeite mit Shakra-Bassist Oli zusammen im gleichen Büro und wir amüsieren uns köstlich darüber, was alles geschrieben wird, wer besser ist, und und und…

V.O.: Ich habe die Scheibe "nur" produziert und gemischt... war lustig, aber solche Musik höre ich mir lieber an, als selber zu spielen. Wenn schon, dann eher Rotz-Rock a la Rose Tattoo oder AC/DC... aber ich denke, die Jungs haben das Zeug um in dieser Liga mitzumischen!!

Squealer.net: Zum Abschluss dürft ihr noch mal etwas Werbung in eigener Sache machen. Die letzten Worte gehören euch!

Tschibu: Im September werden wir eine kleine Babypause einlegen, da unser Gitarrist Pat zum ersten mal Vater wird. Danach werden wir aber wieder Vollgas geben und die Buden rocken! Wir möchten alle Metalheadz grüßen, die uns über all die Jahre tatkräftig unterstützt und motiviert haben, immer weiterzumachen und nie aufzugeben! We will resist!

V.O.: Kauft unsere neue Scheibe BANG! Ihr werdet es nicht bereuen... (grinst) Wir sehen uns auf Tour!!! BANG THAT HEAD THAT DOESN'T BANG!!!!!


DISCOGRAPHY:

1995 – Gurd
1995 – Addicted
1996 – D-Fect
1997 – D-Fect (Remixes)
1998 – Down The Drain
2000 – Bedlam
2003 – Encounter
2005 – 10 Years Of Addiction
2006 – Bang!

SQUEALER-ROCKS Links:

Gurd - Bang! (CD-Review)
V.O. & Tschibu von Gurd (Interview)


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