Sebastian Scharf von Fading Starlight
(01.05.2004, Interview geführt von Jack)
Im Spätsommer gründeten zwei von ihren Bands frustrierte Gitarristen die Band Fading Starlight. Ein paar Jahre später konnte die Band mit LOST ihr erstes Album einspielen, worauf in diesem Jahr der Nachfolger TIMELESS FATE folgte. Gitarrist Sebastian Scharf stand squealer.net Rede und Antwort.
Squealer.net: Hi Sebastian, kannst du den Lesern von squealer.net die grundsätzlichen Unterschiede von LOST und TIMELESS FATE erklären?
Sebastian Scharf: Ich glaube, wir haben uns ein wenig vom 08-15 Melodic Metal weg entwickelt und unseren eigenen Stil etwas mehr gefunden. Die Einflüsse, die in früheren Zeiten klar bei Bands wie Stratovarius, Edguy und Konsorten lagen, sind zwar immer noch wiederzufinden, nur kommen nun vor allem meine Vorlieben als Schreiberling der Musik etwas mehr durch. Es ist für mich schon ein Kompliment wenn man musikalisch etwa mit Children Of Bodom verglichen wird (Alexi Laiho ist als Gitarrist klar einer meiner Einflussquellen), vor allem unser Live-Sound hat sich in den Jahren auch in härtere Gefilde entwickelt.
Generell möchte ich behaupten, dass die härteren Parts noch härter und die melodischen Teile noch melodischer ausgefallen sind als auf dem Vorgänger. Zudem ist das neue Album deutlich schneller als das Erstwerk.
Squealer.net: Zu Beginn der Bandgeschichte von Fading Starlight spieltet ihr mit einem Sänger. War der Austausch durch Inga Scharf eine bewußte Handlung?
Sebastian Scharf: Ich glaube nein. Damals wollten Florian und ich (die sich über einen Bekannten kennengelernt hatten) mit dem Proben der geschriebenen Stücke beginnen. So haben wir die Band mit ehemaligen Bandkollegen "aufgefüllt". Der Sänger ist dann nach einigen Wochen ausgestiegen und wir standen mit leeren Händen da, da habe ich meiner Schwester, die zu der zeit gerade mit klassischem Gesang begonnen hatte, angeboten mal mitzukommen. Eigentlich war es nur ein Experiment und zu Beginn gab es von Freunden und Bekannten sowie Möchtegern-Kritikern bzw. Sachverständigen harsche Kritik. "Titten- metal" usw. waren häufige Aussagen und am Anfang musste man auch lernen damit zurechtzukommen. Wir wußten aber genau was wir wollten....
Squealer.net: Als Metallica-Maniac muss ich dir diese Frage stellen: Ist es Absicht oder purer Zufall, dass ein Teil des letzten Liedes ("Every Hundred Years") des Albums TIMELESS FATE an Metallica's "For Whom The Bell Tolls" erinnert?
Sebastian Scharf: Oft kommt es vor, dass ich mich in meinen Keller zurückziehe und eine runde Brainstorming mache, einfach drauflos spielen und sehen ob verwertbares Zeug dabei herauskommt. Manchmal, z.T. Wochen später sitzt man dann im Zimmer, hört Musik und auf einmal kommen einem seine eigenen Ideen irgendwie bekannt vor. Was ich damit sagen will ist, dass ich bei dem Lied zwar nicht wirklich das besagte Stück von Metallica im Ohr hatte, doch über die Jahre hinweg vor allem durch diese Ausnahmebands inspiriert worden bin. Dies kommt hier und da sicherlich ab und zu durch, diesem speziellen Fall würde ich persönlich nicht unbedingt zustimmen aber man sieht ja selbst - vor allem als Songwriter - die eigenen Sachen immer in einem etwas anderen Licht.
Squealer.net: Eure erste Platte LOST habt ihr zuerst in Eigenregie aufgenommen und später noch einmal im TTS-Studio mit J.R.F. neu eingespielt. Dabei habt ihr die Songs zum teil erheblich gekürzt. War dies notwendig für die Zukunft der Band in Sachen Live-Auftritte?
Sebastian Scharf: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die Urversionen der LOST Songs wesentlich schlechter als die TTS-Versionen sind. Dies liegt an die relative Unerfahrenheit als Komponist und vor allem an fehlender Studioerfahrung. Früher dachte ich ein komplizierter Song ist bestimmt besser als ein einfacher, zudem bin ich bei den Liedern nicht wirklich schnell auf den Punkt gekommen. Live ist das natürlich ein Riesenvorteil, hatte man früher eine halbe stunde Spielzeit, so konnten wir nur vier oder fünf Songs spielen. Heute sieht das zum Glück anders aus.
Squealer.net: Ihr seid zum Beispiel schon Support für In Extremo gewesen. Kommt man da auch mit den Leuten der anderen Bands ins Gespräch. Wenn ja, über was redet man dann?
Sebastian Scharf: Nun, gerade mit der angesprochenen Band sind wir nicht ganz warm geworden (was aber definitiv nicht an uns lag), wenn die andere Band nicht wirklich sympathisch rüberkommt und ein Stück auf einen zukommt, dann lässt man diese Leute Backstage besser in Ruhe. Sonst haben wir uns z.B. wunderbar mit den Leuten von Dew Scented verstanden (mit denen wir auch z.T. in Kontakt sind), oft trifft man sich auch bei gemeinsamen Gigs wieder, wir haben in letzter Zeit ein paar Auftritte mit unseren (heterosexuellen! ;-)) Freunden von Jesters Funeral gespielt und da ist es eigentlich immer sehr lustig. Prinzipiell redet man über alles mögliche, ich selber bin wohl ein wenig Equipment vernarrt und diskutiere oft und gern über Verstärker und Co.... lustig sind etwaige Kickerspiele oder Bolzeinlagen vor dem Gig. Kommt aber wie gesagt immer auf die Persönlichkeiten der Bands an.
Squealer.net: Motörhead stiegen mit ihrer neuen Scheibe INFERNO auf Anhieb auf Platz 10 in den deutschen Albumcharts ein. Siehst du damit einen Rock/Metal Aufschwung in Deutschland, oder denkst du, dass dies nur an der Popularität von Lemmy und Co. liegt?
Sebastian Scharf: Diese Band ist schon eine Ausnahmeerscheinung, nur beobachte ich diesen Trend auch generell. Ich bin immer froh, wenn es "handgemachte" Musik in die Charts schafft, es gibt nichts schlimmeres als diese Konservensounds aus dem Rechner. Ob das dann Metal sein muss, steht auf einem anderen Blatt und der Meinung bin ich gar nicht, mir reichen halt oft schon ein paar Gitarren ;-). Hier muss man aber zudem die Erfolge von Nightwish anführen, die nun auch auf den Musiksendern hoch und runter gelaufen sind. Daumen also hoch, es geht aufwärts!
Squealer.net: In einer Zeitspanne von sieben Jahren (1997-2004) habt ihr gewissermaßen drei Alben aufgenommen. 2mal LOST und einmal TIMELESS FATE. Für wann ist der nächste Streich geplant?
Sebastian Scharf: Nun ja, das Ding ist, dass wir eigentlich doch etwas schneller sind, nur ist das Label mit dem Veröffentlichen nicht ganz so schnell. Wenn du mal die Daten des Studiotagebuchs bzw. der Aufnahmetermine auf unserer Homepage (www.fadingstarlight.de) vergleichst, so wirst du feststellen, dass wir auf LOST über ein Jahr und auf TIMELESS FATE fast zwei Jahre lang gewartet haben...... deshalb sind die Kritiken, die zu dem Zeitpunkt sicherlich berechtigt waren, für mich selbst schwer nachzuvollziehen, weil wir mittlerweile wieder anders klingen. Auch live haben wir z.T. eine halbe bis ganze CD vorausgespielt.
Im Moment arbeiten wir an einem Demo mit vier neuen Songs, die wir bei einem befreundeten Musiker aufnehmen. Zum einen wollen wir testen, inwieweit der Kram einzuspielen ist und wie der ganze Kram wohl grob auf CD klingt. Mit neuen Liedern ist es z.Z. nicht so einfach, da ich wie gesagt allein schreibe und mich in der angehenden Examensvorbereitung befinde. Manchmal geht die Uni halt vor - aber nur manchmal ;-) man muckelt halt nebenbei immer noch ein wenig an neuem Material, das ich mich aber in einer Schaffensphase befinde kann man nicht behaupten (Zügel schleifen lassen kann man das aber auch beim besten willen nicht nennen).
Squealer.net: Danke für das Interview!
DISCOGRAPHY:
2002 – Lost
2004 – Timeless Fate
2005 – The Crowbar Dance (EP)
SQUEALER-ROCKS Links:
Fading Starlight - The Crowbar Dance (EP) (CD-Review)
Fading Starlight - Timeless Fate (CD-Review)
Sebastian Scharf von Fading Starlight (Interview)