Michael Hakansson von Evergrey

(25.03.2006, Interview geführt von Jack)

Wie erwartet kam mit meinem Review zu MONDAY MORNING APOCALYPSE, dem neuen Sahnewerk aus dem Hause Evergrey, die Diskussion mit Ober-Progger Maddin ins Rollen: Progressive Power Metal vs. Metal. Welche Bezeichnung trifft den „neuen“ Sound der Schweden am besten. Auf eine gemeinsame Antwort werden wir uns wohl nie einigen können, aber vielleicht können wenigstens die Macher der „Apokalypse“ ihren Standpunkt noch erläutern. SQUEALER.net Redakteur Jack befragte Bassist Michael Hakansson.

Squealer.net: Hallo, wenn man THE INNER CIRCLE mit eurem aktuellen Album MONDAY MORNING APOCALYPSE vergleicht, stellt man fest, dass beide CDs beinahe wie Tag und Nacht sind. Woher kommt der Umschwung vom komplexen zum kurzweiligen, eingängigen Progressive Power Metal?

Michael Hakansson: Es gibt eine Menge Unterschiede, ja... aber es beinhaltet noch immer den wahren Evergreykern, auch wenn er diese Mal etwas anders verpackt ist. Wir haben es hingekriegt die Songs auf das Wichtigste zu beschränken, anstatt sie vielschichtig auszustatten. Wir haben einfach das getan, was wir niemals zuvor geschafft haben; und das ist, einen guten Song geradewegs auf den Punkt zu bringen. Und das ist es, für das Evergrey seit jeher standen..... gute Songs. Uns lag nie etwas am Progressiven, Technischen, Verrückten und Andersartigen, um einfach nur anders zu sein. Diese Elemente tauchten in der Vergangenheit in den Alben auf, stellten aber für uns nie die wichtigsten Zutaten dar.

Squealer.net: Kannst du auch einen kleinen Ausblick auf die Zukunft geben? Ist das Konzept von MONDAY MORNING APOCALYPSE jenes, mit dem ihr fortan Alben komponieren werdet?

Michael Hakansson: Wir hatten niemals irgendein festgelegtes Konzept, nach welchem wir arbeiteten, außer der Musik, die wir machen wollten, und diese Musik kommt ganz natürlich von unseren Herzen. So haben wir immer gearbeitet und so werden wir auch in Zukunft weitermachen. Wir sind sehr progressive in der Weise, dass wir immer damit hadern, uns als Band weiterzuentwickeln und niemals das gleiche Album zweimal zu machen.

Squealer.net: Kommen wir nun aber wieder von der Zukunft zur Gegenwart zurück. Manch einer mag von einem totalen Umsturz des Evergrey Klangspektrums reden, ich finde jedoch, dass auf MONDAY MORNING APOCALYPSE noch immer alle Evergrey-typischen Elemente vertreten sind, nur halt etwas dezenter eingesetzt. Kannst du mir zustimmen?

Michael Hakansson: Dem stimme ich vollkommen zu. Wir haben, so wie wir es immer getan haben, unsere Musik auf eine neue Stufe gebracht, aber ich denke, dass der Hauptunterschied darin liegt, dass der Schritt, den wir dieses mal nahmen, ein bisschen größer war als zwischen den vorangegangenen Alben. Wenn du dir das erste und dritte Album anhörst, dann merkst du, wie unterschiedlich jedes von ihnen klingt. Und genau das haben wir jetzt getan, wir haben statt einer Stufe zwischen den Alben gleich zwei genommen und ich glaube, dass es das ist, was die Leute schockiert und losschreien lässt: ‚Evergrey haben ja ihren Sound komplett verändert!!!'

Squealer.net: Als ein Highlight unter zwölf Highlights würde ich den Song "Lost" bezeichnen, in dem Stimmungsschwankungen auf einen bilderbuchartigen Chorus treffen. Wenn du dich auf einen speziellen Song des Albums festlegen müsstest, welchen würdest du nehmen und warum?

Michael Hakansson: Für mich stellt "Still In The Water" meinen Lieblingssong dar. Er besitzt einen neuartigen Klang und einen Groove, den wir wirklich niemals zuvor bei Evergrey hatten und aus diesem Grund fühlt er sich für mich frisch und "exotisch" an. Aber ich liebe wirklich alle Lieder dieses Albums und ich bin wirklich stolz auf das Ergebnis des ganzen Albums.

Squealer.net: Für den markanten Posten des Produzenten fandet ihr dieses Mal in Sanken Sandquist und Stefan Glaumann zwei ganz große Namen der Szene. Inwiefern hat euch diese Zusammenarbeit weitergebracht? Alle vorherigen Veröffentlichungen nahmt ihr ja in Eigenregie auf.

Michael Hakansson: Persönlich, als Musiker, brachten mir diese Aufnahmen viel. Sanken gab mir eine Menge neuer Ideen und Denkweisen, die ich in Zukunft sicherlich nutzen werde. Ich denke, wir erlebten alle, dass er zwei neue Ohren und frisches Blut einbrachte, was wir brauchten und wollten. Wir waren seit jeher eine Band mit einer steten Weiterentwicklung und dieses Mal merkten wir, dass wir einige neue Ideen brauchten und beide unterstützen uns dabei.

Squealer.net: Wenn man sich mal eure Geschichte betrachtet, kommt man schon ein wenig ins Staunen. Innerhalb von acht Jahren habt ihr es bereits auf sechs Studioalben gebracht. Keine schlechte Statistik, oder? Wie schafft man es als Band in solch kurzen Zeitabständen wieder neue Ideen in neue Songs umzusetzen?

Michael Hakansson: Das stimmt, wir waren bis jetzt sehr produktiv. Musik ist, was wir am meisten lieben, und sie stellt für uns einen immerwährenden Schreibprozess da. Selbst wenn wir ziemlich intensiv am Touren waren, hatten wir in manchen Phasen den Luxus an Zeit übrig zu komponieren, wann immer wir wollten. Wir verspüren einen ‚Drive-to-write' neue Musik zu kreieren und aus diesem Grund folgten unsere Veröffentlichungen so kurz aufeinander.

Squealer.net: Für die anstehende Festivalsaison habt ihr euch auch für zwei Schauplätze in Deutschland entschieden. Was können die Rock-Hard- und Earthshakerfestivalbesucher von euch erwarten?

Michael Hakansson: Zu aller erst möchte ich sagen, dass wir uns sehr auf diese beiden erwähnten Festivals freuen, da wir bis jetzt in unserer Kariere nicht besonders oft in Deutschland auf der Bühne gestanden haben. Bei den Shows werden wir 100% reine Energie versprühen und einen Auftritt abliefern, den die Leute als eine Höllenshow im Gedächtnis behalten werden!

Squealer.net: Zum Abschluss darfst du dir mal selbst einen Werbeslogan für MONDAY MORNING APOCALYPSE überlegen:

Michael Hakansson: Wenn ihr Härte und Emotionsgeladenheit, Wunderschönes und dennoch Kompromisslosigkeit in ihrer Perfektion erleben wollt, dann stellt MONDAY MORNING APOCALYPSE genau den perfekten Anfang oder Fortsetzung der Reise in der dunklen Welt von Evergrey dar.


DISCOGRAPHY:

1998 – The Dark Discovery
1999 – Solitude, Dominance, Tragedy
2001 – In Search Of Truth
2003 – Recreation Day
2004 – The Inner Circle
2005 – A Night To Remember (CD/DVD)
2006 – Monday Morning Apocalypse
2008 - Torn
2011 - Glorious Collision

SQUEALER-ROCKS Links:

Evergrey - A Night To Remember (CD-Review)
Evergrey - Monday Morning Apocalypse (CD-Review)
Evergrey - Torn (CD-Review)
Evergrey - Glorious Collision (CD-Review)
Evergrey - A Night To Remember (DVD-Review)
Majesty, Mystic Prophecy, Evergrey - Bochum, Matrix (Live-Review)
Michael Hakansson von Evergrey (Interview)


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