Jan, André und Carsten von Circle Of Grin

(15.01.2005, Interview geführt von Jack)

Der deutsche Rocknachwuchs. Schon lange war er nicht mehr so gut wie heute. Die Bands überzeugen fast durchweg mit ihren genialen Ideen und Alben. So auch die Kölner Circle Of Grin, die mit ihrem Debüt SAME AS IT NEVER WAS meinen Kopf kräftig rotieren lassen haben (Review hier). Was die Jungs (am Start: Sänger Jan Müller, Gitarrist André Meinardus und Schlagzeuger Carsten Brennecke) selbst dazu zu sagen haben, erfahrt ihr jetzt!

Squealer.net: Hi, mit euerem ersten Album SAME AS IT NEVER WAS habt ihr ein wahnsinnig geiles Rockbrett rausgehauen. Auf der Platte finden sich sowohl ruhigere als auch Moshpit-taugliche Songs wieder. Wie ist es euch gelungen ein so vielschichtiges Scheibchen unters Volk zu bringen?

Jan Müller: Wow, erstmal vielen Dank! Ehrlich gesagt, wir haben die Platte einfach gemacht. Ich denke, die Varianz innerhalb der Songs selbst und auf der CD im Ganzen resultiert einfach aus unserer stark unterschiedlichen musikalischen Herkunft. Man muss da nur die beiden Gitarristen Deida und André betrachten; der eine ist ein klassischer Rockbrettprügler der alten Schule, der mit 7-Saiten-Peitsche agiert, der andere ein Sound-Gefrickel-Liebhaber, der seiner Gitarre äußerst gitarrenferne Sounds entlockt. Das beeinflusst das Songwriting natürlich extrem.

Carsten Brennecke: Bei Circle Of Grin gibt es kein "stilistisches Programm" das statisch abgearbeitet wird. Grundsätzlich kann man mit jeder Idee in den Proberaum einfallen. Alles wird angetestet und was rockt darf bleiben.

Squealer.net: Vor einiger Zeit war in der Rock/Metal Sendung auf VIVA+ auch euer Video zu "Turn Your Back On Me" zu sehen. Wie fühlt man sich da als Newcomer Band, wenn man bereits zum ersten Album seine Single im Fernsehen zu hören und sehen bekommt?

Jan Müller: Die meisten Vergleiche, die ich da jetzt anführen könnte, sind nicht allzu jugendfrei, daher sage ich einfach… Oh, man fühlt sich ganz "prima"! Im Ernst, es ist einfach schön zu sehen, dass sich die Arbeit, die man sich in den letzten Jahren gemacht hat, ein bisschen auszahlt und dass da tatsächlich ein bisschen öffentliche Wahrnehmung stattfindet… das is' schon geil… (ähm… hüsterl… man kann das jetzt übrigens bei Get the Clip - Rock weiterhin voten… danke!)

Carsten Brennecke: Leider wird die Sendezeit, die Bands alternativen Einschlags noch gegönnt wird ja zusehends knapper. Auch angesichts des Fokus auf die Übermacht der US-Bands in Deutschland geht da für einheimische Gewächse nur wenig. Da freut es einen natürlich schon, wenn man eine derartige Chance bekommt und man hofft, dass der eine oder andere auch mal einer deutschen Band das Ohr schenkt.

André Meinardus: Im ersten Moment dachte ich einfach nur "Wow", das ist ja unser Song und unser Video, wobei ich es noch nicht so richtig realisiert hatte. Erst als ich dann die Titeleinblendung gesehen habe bin ich ausgeflippt und es dürfte recht albern ausgesehen haben, wie ich durch die Wohnung gesprungen bin und dabei Freunde und Familie angerufen habe.

Squealer.net: Denkt ihr, dass es in Deutschland in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung in Sachen Rock und Metal gegeben hat und was muss noch besser werden, damit deutsche Rockkapellen auch international punkten können?

Jan Müller: Erstmal muss innerhalb Deutschlands selbst noch eine ganze Menge passieren, bevor da auf internationalem Parkett getanzt werden kann. Der Aufdruck "deutsche Rockband" ist ja gerade inländisch immer noch unheimlich negativ behaftet, weil keiner wahrhaben will, dass deutsche Bands mit englischsprachiger Musik irgendwas Konkurrenzfähiges auf die Beine stellen können. Im so genannten Underground gibt es natürlichen einen heftigen Aufschwung - Gott sei Dank! - aber die deutsche "Öffentlichkeit" schafft es immer noch nicht, über den Tellerrand zu gucken. Das muss sich noch ändern.

Carsten Brennecke: Das Hauptproblem in Deutschland ist nicht eine mangelnde Qualität deutscher Gruppen, da geht momentan jede Menge. Das Problem ist die Mentalität vieler Radio-Redakteure, Booker, Presseleute und schließlich auch der deutschen Konsumenten: Bands aus Übersee mit den selben Qualitäten wie eine einheimische Band bekommen meist den Vorzug bzw. die Vorschusslorbeeren, während bei einer deutschen Band meist gefragt wird: Brauchen wir die, wenn es aus den USA ähnliche Bands gibt. Dabei sollte man sich vielleicht manchmal umgekehrt fragen, warum man hauptsächlich den Fokus auf importierte Bands legen muss, wenn es vor der Hautüre genug zu entdecken gibt.

Squealer.net: In Kürze werdet ihr quer durch Deutschland touren. Was erwartet ihr von euch als Band und vom Publikum?

Jan Müller: Von uns erwarten wir, dass wir rocken, so derbe es nur geht, Spaß haben und die Tour gesund überstehen. Was das Publikum angeht, hoffe ich, dass wir es überzeugen und auch ein paar neue Fans dazu gewinnen können. So strömet denn zahlreich zu uns, es soll euer Schaden nicht sein!

André Meinardus: Es wäre etwas anmaßend etwas vom Publikum zu erwarten, ich kann nur hoffen, dass das Publikum Spaß an der Musik hat, und dass wir freundlich empfangen werden. Von der Band hingegen erwarte ich einfach alles, knallharten Einsatz bis zum letzten Mann… ;-)

Squealer.net: Aus aktuellem Anlass: Was erhofft ihr euch von der neuen Judas Priest Scheibe ANGEL OF RETRIBUTION? Einen neuen Meilenstein in der Geschichte des Heavy Metals? Und habt ihr bereits Songs des Albums gehört?

Jan Müller: Gehört habe ich noch nix davon, aber es würde mich wundern, wenn die Herren es wirklich geschafft hätten, ihr Rad noch mal neu zu erfinden. Judas Priest hatten ihre Zeit und verdienen definitiv Respekt, aber man muss auch wissen, wann es Zeit ist, in Würde abzutreten. Dennoch bin ich gespannt auf das Album und lasse mich auch gerne eines Besseren belehren.

Carsten Brennecke: Ich glaube die Jungs wissen schon was sie machen. Das ist zwar nicht ganz meine Musik aber ich finde es beeindruckend wenn sich Bands über Jahrzehnte halten und sich immer wieder an die Spitze einer Bewegung setzen können. Das verdient Respekt.

Squealer.net: Die AC/DC Frage: Zu eueren musikalischen Einflüssen scheinen die Jungs um Angus Young nicht wirklich zu zählen, deshalb die Frage: Wie steht ihr zu den Australiern?

Jan Müller: Also Deida, einer unserer Gitarristen, hat zu Hause bestimmt einen kleinen heimlichen Altar… Ich bin auf jeden Fall ein Freund von AC/DC, allerdings mehr der Bon-Scott-Ära verbunden. Kanne Bier inne Hand und AC/DC auflegen ist aber so oder so immer noch eine wunderbare Art, seinen Feierabend zu begehen!

André Meinardus: Okay, mein direkter Einfluss ist es nicht und ich gehöre nicht zu den großen Fans wie z.B. Deida (Gitarre), aber ich finde es schlicht und ergreifend unglaublich, wie es eine Band nach Jahrzehnten ewigen Tourens (und ich glaube nicht, dass die Jungs nach den Konzerten ihren Durst mit Kamillentee gestillt haben) immer noch schafft derart auf der Bühne abzugehen, zumal Angus Young ein bekennender Kettenraucher ist. Musikalisch gesehen, sind sie auf jeden Fall DIE Band, die sich "weniger ist mehr" auf die Fahnen geschrieben hat und dabei komplexere Songs einfach auf drei Akkorde reduziert, um ein Maximum rauszuholen, davor kann ich einfach nur den Hut ziehen.

Squealer.net: Wie sieht nun der weitere Weg für Circle Of Grin nach Beendigung der Deutschland-Tour aus?

Jan Müller: Wir werden stink reich, verkrachen uns, lösen uns auf und machen in vier Jahren eine mittelprächtige Reunion-Tour…ähm… nicht! Ganz ehrlich? Weiter proben, Songs schreiben, zweites Album machen, überall spielen, wo ne Steckdose ist… und hoffentlich weiter so nach vorne gehen…

Squealer.net: Könnt ihr zum Schluss für die SQUEALER.net Leserinnen und Leser, die sich alle schnellstmöglich SAME AS IT NEVER WAS zulegen sollen, die einzelnen Songs des Albums in zwei bis drei Sätzen erläutern?

Jan Müller: Das müssten jetzt schon Thomas-Mann-Sätze sein…har har. Also, man bekommt 13 - wie ich finde - sehr unterschiedliche Packungen Alterna-Tieftonrock, groovig, dreckig, melodiös, mal laut, mal leise, mal nett, mal böse… kurzum, ein bisschen so wie gelungener Beischlaf.
Wer sich aber selbst ein Bild machen will, kann auf unserer Website http://www.circleofgrin.de die beiden Singles "Turn Your Back On Me" und "How We Fade Away" sowie das Video zu "Turn Your Back On Me" runterladen, die geben einen ganz guten Eindruck von dem, was man erwarten kann. Und vielleicht sieht man sich ja mal die Tage!


DISCOGRAPHY:

2005 – Same As It Never Was

SQUEALER-ROCKS Links:

Circle Of Grin - Same As It Never Was (CD-Review)
Jan, André und Carsten von Circle Of Grin (Interview)


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