Steve "Foxie“ Brown von Bleeding Hearts
(01.01.2004, Interview geführt von Jack)
Da sie in England kein Label fanden, versuchen die Folk Punk Rocker von den Bleeding Hearts ihr Glück auf dem europäischen Festland. So spielte das Quartett auf dem diesjährigen Tauberntal Festival und mit Alben wie dem Konzeptwerk THE MERCHANTS OF PROPAGANDA begeisterten sie ein breites Publikum, inklusive der SQUEALER-Crew. Im Interview erzählte Frontmann Steve „Foxie“ Brown von falschen Schafen in Politik und Musik, seiner Liebe zu AC/DC und verrät u. a. ihre Pläne für 2005.
Squealer.net: Hi "Foxie", in vier Jahren euerer Bandgeschichte habt ihr vier CDs aufgenommen. Meiner Meinung nach stellt die 2003er Veröffentlichung THE MERCHANTS OF PROPAGANDA euer reifstes Werk dar. Was meinst du?
Steve "Foxie" Brown: THE MERCHANTS OF PROPAGANDA ist was Songs, Hooks, Struktur und Produktion betrifft sicherlich die Auswahl des Besten was wir gemacht haben. Die anderen Alben (FLY IN THE FACE OF FASHION - 2001, ANARCOUSTICA - 2002) haben auch ihre Vorzüge und sie repräsentieren eine Stelle unserer Vergangenheit auf die wir seiner Zeit stolz waren. Ohne die früheren Alben wäre das neueste Album nie möglich gewesen. Wir lernten eine Menge aus diesen Alben und dem regelmäßigen Touren, um die Lieder und die Botschaft, die wir bei THE MERCHANTS OF PROPAGANDA darstellen wollten, zu perfektionieren. Klar haben wir uns auf viele Arten weiterentwickelt um besser zu sein und dynamischer zu spielen, da wir nun viel stärkere Ecken und Kanten in unserer Musik besitzen.
Squealer.net: Es ist auffallend, dass euere Songtexte Großbritannien und die U.S.A. sehr aggressiv angehen. Bist du mit der Politik dieser beiden Nationen nicht einverstanden und wie beurteilst du die immer stärkere Amerikanisierung des (guten) "alten Europas"?
Steve "Foxie" Brown: Ich wüsste nicht, dass wir die U.S.A. und Großbritannien aggressiv angehen. Wir versuchen unter anderem auf die Dummheit der amerikanischen und britischen Außenpolitik überall auf der Welt aufmerksam zu machen. Politik, die globalen Terrorismus erschuf und einzig und allein Gewalt als Lösung anbietet, wenn ihre gewalttätige Politik diesen zuerst verursacht hat. Die Vorstellung, dass sich die U.S.A. in die Angelegenheiten anderer Länder, wie in Afghanistan und im Irak, einmischen und Diktatoren (wie beispielsweise Hussein) einsetzen können, gibt es schon seit der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Vergesst nicht, dass Bin Laden ein Schützling des CIA ist. Die Leute müssen aufwachen bevor wir alle Opfer dieser Verrücktheit sind. Wir sind gegen Globalisierung und bevorzugen die lokale Lösung von lokalen Problemen und ökonomischen und Umweltangelegenheiten, obwohl eine weltweite Übereinkunft, wie man mit Verschmutzung umgehen soll, getroffen werden muss.
Squealer.net: Habt ihr schon in den Anfängen der Bleeding Hearts das Einbringen von traditionellen Instrumenten, wie Geigen, geplant und aus welchem Grund verwendet ihr sie?
Steve "Foxie" Brown: Das Line-Up Gitarren, Bass, Schlagzeug und Geigen war Absicht. Wir mögen den Klang all dieser Instrumente! Und das Mischen von modernen mit alten Instrumenten ist teil unserer Wesensart und unserer Weltanschauung. Diese Dinge können in Harmonie zusammen leben, genau wie es Menschen können, wenn wir es nur etwas stärker versuchen.
Squealer.net: Man hat mir gesagt, dass ihr in Großbritannien kein Label finden konntet. Warum ist es in England schier unmöglich von einem guten Label unter Vertrag genommen zu werden? Sind die sogenannten "Pop Stars" die Einzigen, die zählen?
Steve "Foxie" Brown: Es ist wahr, wir haben keinen Plattenvertrag. Alles was wir tun, tun wir auf einer Punk DIY (Do-It-Yourself) Basis. Wir finanzieren uns selbst aus Auftritten und bezahlen damit die Kosten für Aufnahmen und Albumproduktionen. Es ist gut, dass wir so die Kontrolle über unsere Musik behalten, aber es ist nicht gut, dass wir nicht zu größerem Publikum kommen können. Das könnten wir nur mit Hilfe eines Label mit den nötigen Ressourcen erreichen. The charts suck, haben sie immer, außer zum Höhepunkt des Punks, und wir sind auch nicht an Popmusik interessiert. Sie sind so oberflächlich. Britische Plattenfirmen sind wie Schafe: Wenn ein Label eine Art von Band, die später erfolgreich ist, unter Vertrag nimmt, dann gehen sie - die anderen Labels - alle auf die Suche nach ähnlichen Gruppen anstatt selbst etwas Neues zu finden oder Talente durch "Entwicklungshilfen" zu fördern und der gleichen. Sie bekommen keine Gelegenheiten mehr, es geht nur ums Geld und einen sofortigen Erfolg.
Squealer.net: Punk Rock spielte in der Vergangenheit eine große Rolle im Musikgeschäft - siehe dir nur Bands wie die Sex Pistols oder die Ramones an. Heutzutage gibt es viele Gruppen, die etwas unter dem Namen Punk Rock verkaufen, was nicht wirklich Punk Rock ist. Was hältst du von der Glaubwürdigkeit und Wichtigkeit des Punk Rocks? Haben "neue Bands", wie Blink 182 oder Sum 41, diese Punk Rock Ideale verraten?
Steve "Foxie" Brown: Diese Bands sind in dem Sinne Popbands, da sie ein großer Medienrummel umgibt und ihre ganze Maschinerie ist sehr geschickt darin die Leute zu verarschen, dass es etwas nicht Mainstream sei, wenn es aber ganz klar Mainstream ist. Ich würde sie nicht Punkbands nennen. Bands mit Gitarren, die spielen "Nasal Pop", das ist was sie sind. Wir sind ebenso keine Punkband. Wir sind eher ein Mix von verschiedenen Dingen, die mit wütendem Punk inspiriertem Rock mit einer Botschaft zusammen gekracht sind.
Squealer.net: SQUEALER.net ist ja auch ein "AC/DC Webzine". Was hältst du von den Young Brüdern und was ist dein Lieblings-AC/DC-Song?
Steve "Foxie" Brown: Wir lieben AC/DC, weil sie soliden Rock spielen wie er sein sollte: Keine Botschaft, einfach guten alten Rock ‚n' Roll, den wir immer noch zu schätzen wissen. Ich persönlich bevorzuge das ältere Zeug mit Bon Scott. Nun, da war ein Mann, der wusste wie man feiert.
... Mein Lieblings AC/DC Album ist die Live-Scheibe "IF YOU WANT BLOOD". Ich liebe jeden Song davon, die Atmosphäre, die Intensität, das Ereignis ... Brillant! ... Ich mag auch "Can I Sit Next To You Girl" von HIGH VOLTAGE ... Ich denke, dass HIGHWAY TO HELL Bon's bestes Werk war ... bin dabei mehrere Stunden am Tag abgerockt als Kind ... und für Brian Johnson denke ich war sein erstes Album BACK IN BLACK gut ... Ich finde, dass die Gebrüder Young ein großartiges Gehör für Riffs und einzigartige Sounds haben. Das macht sie so besonders.
Wusstest du, dass unser Bassist Gel (Newey, Anm.d.Red.) einst bei John Diggins, der die Gitarren der Youngbrüder macht, repariert und liefert, ein Gitarrenbauerlehrling war! Ja, es ist wahr, Gel hat gelegentlich Riffs auf ihnen gespielt, als er sie geliefert hat! Er erinnert sich besonders an Malcoms "Gretsch" mit Zuneigung, wegen der Arbeit, die er hinein gesteckt hat ... aber das ist eine andere Geschichte.
Squealer.net: Wie steht es mit der Zukunft der Band? Plant ihr ein neues Album oder kommt ihr zurück nach Deutschland um einige Konzerte zu geben?
Steve "Foxie" Brown: Wir haben Pläne für ein neues Album nächstes Jahr (2005), das KINGS OF EVERMORE heißen soll und das über kritische Verbraucherhaltung geht und großartige Rock ‚n' Roll Riffs enthält! Es ist ganz oben auf der Special Edition EP, die wir im Sommer in Deutschland veröffentlichten, BÖSE LIEBE (Review folgt!), die sich mit schlechten persönlichen Verhältnissen beschäftigte. Wir planen eine Minitour für Frühjahr 2005 und Ende Oktober 2005 und wir hoffen, wir können nächstes Jahr auch auf ein paar Festivals in Deutschland spielen. Wir fänden es großartig AC/DC auf Tour unterstützen zu können ... so, falls ihr sie fragen könntet. Das wäre cool!!!
So das wär's, danke für euer Interesse und viel Glück mit dem Webzine! You guys rock!
DISCOGRAPHY:
2001 – Fly In The Face Of Fashion
2002 – Anarcoustica
2003 – The Merchants Of Propaganda
2004 – Böse Liebe (EP)
SQUEALER-ROCKS Links:
Bleeding Hearts - Böse Liebe (EP) (CD-Review)
Bleeding Hearts - Fly In The Face Of Fashion (CD-Review)
Bleeding Hearts - The Merchants Of Propaganda (CD-Review)
Steve "Foxie“ Brown von Bleeding Hearts (Interview)