Atle, Rein, Nickolas, Joachim von Aspera
(17.02.2010, Interview geführt von maddin)
Sie gelten als die Shooting Stars im Prog - Universum und sind die jüngste Band, die jemals beim renommierten Label Inside Out unter Vertrag genommen wurde. Ihr Debut "Ripples" entkräftet mit seiner tollen Mischung aus modernem Metal und progressiven Elementen der alten Schule schnell jeglichen Verdacht, die gerade volljährigen Norweger wären nur ein Hype.
Zum Interview treten die talentierten Skandinavier lobenswerter Weise in kompletter Mannschaftsstärke an, so dass Gitarrist Robin nicht einmal mehr in die Headline passt.
Squealer – Rocks: Hi Jungs. Euer vielseitiger Stil ist echt sehr schwer zu beschreiben. In meinem Review hab' ich's mit Formulierungen wie “Modern Metal meets Progressive Metal meets Progressive Rock meets Melodic Metal“ versucht. Könnt ihr mir da weiterhelfen?
Joachim: Im Grunde trifft deine Beschreibung schon zu. Am wichtigsten sind uns Metal und Melodie, dazu eine Prise Prog. Allerdings versuchen wir jetzt nicht krampfhaft nach Metal oder Prog zu klingen. Wie haben alle einen breitgefächerten Geschmack und der fliesst natürlich mit in die Musik ein. Doch viel wichtiger als die stilistische Ausrichtung sind uns die Arrangements der Songs. Wir sind ziemliche Perfektionisten und unsere Musik ist sehr durchdacht.
Squealer – Rocks: Es ist in der Tat ungewöhnlich, dass eine so junge Band wie ihr so dermaßen perfekt klingt, als würdet ihr schon 30 Jahre zusammen spielen. Wie lange gibt es euch denn tatsächlich?
Joachim: Oh, vielen Dank. Es gibt uns ungefähr 5 Jahre. Zunächst bestand die Band aus Nickolas, Robin und mir, 2007 kamen dann Atle und Rein dazu.
Squealer – Rocks: Ein Song wie „Between Black & White“ könnte selbst hier in Deutschland auf Sendern wie „Eins Live“ gespielt werden und ein echter Hit werden, wenn ihr die progressiven Elemente weglassen würdet. Habt ihr jemals in Betracht gezogen, eure Songs zu entschärfen, um die „Charts zu knacken“?
Robin: Nein! Und das wird auch niemals passieren! Wir werden nicht unsere Musik beschneiden, nur um im Radio gespielt zu werden. Wir lieben unsere Musik so, wie sie ist. Sicher, wir könnten uns große Vorteile verschaffen, wenn wir unseren Stil anpassen würden, aber Musik machen, hinter der wir nicht hundertprozentig stehen? Nein, das wäre sinnlos.
Außerdem legen wir ja sowieso extrem viel Wert auf Melodien, so dass uns auch Nicht – Metal Fans gut finden könnten, ohne dass wir uns quasi prostituieren
Squealer – Rocks: Ich behaupte mal einfach so, dass ihr die jüngste Band seid, die jemals bei Inside Out unter Vertag genommen wurde. Was ist das für ein Gefühl, wenn man große Namen wie Saga oder Transatlantic plötzlich als „Kollegen“ hat? Seid ihr ein wenig aufgeregt oder einfach nur stolz?
Robin (lacht): Ja, ich glaube, du hast recht, wir sind echt die Jüngsten dort. Aber, ehrlich gesagt, haben wir gar keine Gelegenheit aufgeregt zu sein, weil wir einfach nur unheimlich stolz sind.
Inside Out ist ein fantastisches Label für eine Band wie uns und es stimmt:
Ein Traum ist wahr geworden!
Squealer – Rocks: Atle, dein Gesang ist mit Sicherheit einer der „winning points“ auf eurem Album.
Als Vorbilder gibst du Könner wie Jorn Lande oder Russel Allen an, so weit alles in Ordung. Doch voller Schrecken musste ich auch lesen, dass du Jon Bon Jovi und Richtie Samborra als Einflüsse nennst. Du willst uns verarschen, oder?
Atle: Nein! Absolut nicht! Ich bin Bon Jovi Fan, so lange ich denken kann. Außerdem höre ich total gerne Pop Musik wie Beyonce oder John Mayer. Meine Inspirationen beziehe ich nicht nur vom Metal, sondern aus allen möglichen Stilen.
Squealer – Rocks: Für mich klingst du ein bisschen so wie die typischen Nu Metal Shouter von Bands wie Limp Bizkit oder Linkin Park. Dennoch ist deine Stimme keineswegs limitiert, sondern besitzt eine unheimlich große Bandbreite. Für jemanden in deinem Alter fast ein Novum. Nimmst du eigentlich Gesangsunterricht?
Atle: Danke für das Kompliment. Ich habe schon als kleines Kind ständig gesungen und mit 14 Jahren habe ich dann zum ersten Mal Gesangsstunden bekommen. Ich habe schon immer sehr viel an der Vielseitigkeit meines Gesangs gearbeitet. Der größte Fehler, den man machen kann, ist einfach zu denken: „Ach, ich habe eine gute Stimme, das reicht.“ Man muss seine Stimme ständig fordern und trainieren, sie ist ein Instrument wie jedes andere auch.
Squealer – Rocks: Sagt doch mal was zu den Texten.
Rein: Es gibt zwar eine Art „roten Faden“, aber es steckt kein Konzept hinter den Texten.
Es gibt ein Grundthema, das – vereinfacht gesagt – davon handelt, dass jede Entscheidung, die man trifft, stets - möglicherweise fatale – Konsequenzen hat. Oft können unbedachte Handlungen ganze Gefüge ins Wanken bringen. Dieses Prinzip beleuchten wir mal aus globaler, mal aus persönlicher Sicht.
Squealer – Rocks: Ich weiss absolut nichts über die erstklassige Produktion eures Albums. Wer ist dafür verantwortlich?
Atle: Wir haben das Album in unserem eigenen Studio zu Hause in Skien aufgenommen – ohne Produzent. Lediglich ein paar Freunde haben uns ihr Feedback gegeben, ansonsten haben wir alles im Alleingang aufgenommen. Jens Bogren hat anschliessend den Mix und das Mastering übernommen.
Squealer – Rocks: Und, seid ihr nun - mit ein wenig Abstand – zufrieden mit dem Ergebnis?
Atle: Mehr als das! Jens hat einfach einen fantastischen Sound hinbekommen, besser als wir jemals zu hoffen gewagt hätten (lacht). Sicher gibt es im Nachhinein ein paar Kleinigkeiten, die wir heute anders gemacht hätten. Aber es war definitiv die richtige Entscheidung, alles alleine zu arrangieren, ohne das uns jemand bei den Songs reingereden konnte.
Squealer – Rocks: Ihr habt „Ripples“ schon vor weit über einem Jahr aufgenommen. Inwieweit habt ihr euch bis heute entwickelt oder verändert? Was haben wir vom nächsten Album zu erwarten?
Nickolas: Im Grunde bleiben wir so, wie wir sind. Allerdings planen wir, dich zu überraschen und qualitativ noch einen drauf zu setzen (lacht).
Wir werden noch bessere Melodien, Refrains und Soli bringen und die einzelnen Tracks werden noch perfekter arrangiert sein.
Verstehe mich nicht falsch, wir sind mit „Ripples“ hochzufrieden, aber wir haben uns wirklich weiterentwickelt, ohne das wir unseren Stil verändern werden.
Squealer – Rocks: Und wann darf ich mich davon überzeugen?
Nickolas (lacht): Keine Ahnung, aber auf myspace halten wir euch auf dem Laufenden.
Squealer – Rocks: In meinem Review habe ich euch eine großartige Zukunft prognostiziert. Wo seht ihr euch selber in 5 Jahren?
Nickolas: Zunächst wollen wir selbst noch viel, viel besser werden. Mein Traum wäre natürlich, dass wir um die Welt touren und von der Musik leben können.
Harte Arbeit, Entschlossenheit und eine grenzenlose Leidenschaft für Musik, das sind unsere Tugenden.
Wenn dazu noch ein gutes Label, ein guter Manager, ein paar helfende Hände, die richtigen Fans und das nötige Glück kommen, dann könnte unser Traum Wirklichkeit werden.
DISCOGRAPHY:
2010 - Ripples
SQUEALER-ROCKS Links:
Aspera - Ripples (CD-Review)
Atle, Rein, Nickolas, Joachim von Aspera (Interview)