Matthias Träbert von Thrudvangar

(02.02.2010, Interview geführt von Reaper)

Auf „Durch Blut und Eis“ widmen sich Thrudvangar einer der berühmtesten Gestalten der nordischen Sagenwelt – Erik dem Roten. Was gerade den Reiz dieser Legenden aus vergangenen Tagen ausmacht, wie lange es dauert ein Album fertigzustellen und einiges Mehr fragte Squealer-Rocks.de Sänger Matthias Träbert.

Squealer-Rocks.de: Zunächst einmal Glückwunsch zu eurem gelungenen neuen Album. "Durch Blut und Eis" verfügt genau im richtigen Maße über eingängige Melodien, die den Hörer bereits von der ersten Minute an in ihren Bann schlagen, gleichzeitig aber auch über die nötige Abwechslung, so dass man auch bis zur letzten Minute gespannt den Stücken lauscht.
Kann man als Musiker während des Schreibprozesses überhaupt objektiv über sein Werk urteilen, oder ist man doch zu sehr befangen?


Matthias Träbert: Hallo Stefanie, hier ist der Matze von Thrudvangar und ich werde mir Mühe geben deine Fragen zu beantworten.
Zuerst einmal, freut mich sehr dass dir unser neues Album gefällt.
Nun zu deiner Frage, ja man kann recht objektiv urteilen. Wenn wir zu einer Probe ein neues Stück erarbeiten und es klingt an dem Tag ganz prima, kann es sein, dass es sich zur nächsten Probe schon wieder nicht mehr so gut anhört. Dann wird das komplette Lied, das Solo oder ein anderer Teil noch einmal überarbeitet, bis alle von uns sagen, dass es so in Ordnung ist. In einzelnen Fällen wird sogar noch während der Aufnahmen noch etwas verändert. Im Großen und Ganzen sind die Songs aber zur Aufnahme fertig. Vorher wird das komplette Album (in Rohfassung) noch einmal durchgehört und wenn von allen für gut befunden, dann können die Aufnahmen starten.

Squealer-Rocks.de: Wie lange dauert es normalerweise von der ersten Idee bis zum fertigen Stück? Orientiertet ihr euch im Falle von "Durch Blut und Eis" musikalisch an der Rahmengeschichte, die ihr erzählen wolltet, oder war es eher umgekehrt?

Matthias Träbert: Das ist bei uns recht unterschiedlich, manchmal ist ein Stück in 1-2 Wochen fertig, aber es gibt auch Lieder (oder Teile davon), die dauern Monate bis sie fertig sind. Je nach Stimmung oder Inspiration.
Bei unserem aktuellen Album haben wir uns musikalisch an der Rahmengeschichte orientiert. Da es eine durchgehende Geschichte ist, muss natürlich die Musik den Spannungsbogen schaffen und erhalten und die einzelnen Texte in das passende Gewand kleiden.

Squealer-Rocks.de: Dies bringt mich zur nächsten Frage. Was hat euch so an der Geschichte Erik des Roten fasziniert, dass ihr sie zum Thema eures Albums erwählt habt?

Matthias Träbert: Ich bin derjenige bei Thrudvangar, der hauptsächlich für die Texte verantwortlich ist. Ich lese viel und beschäftige mich mit nordischer Geschichte und Mythologie. Dabei bin ich häufig über die Person von Erik dem Roten gestolpert. Es ranken sich viele Geschichten um ihn und sein bewegtes Leben, da lag es nahe sich damit einmal intensiver auseinander zu setzen. Von seiner Flucht aus Norwegen, über sein Leben in Island, bis hin zur Entdeckung Grönlands, da gab es viel zu lesen. So reifte in mir der Entschluss, ein Konzeptalbum über diese historische Figur zu machen.

Squealer-Rocks.de: Das Genre des Folk Metals in all seinen Schattierungen erfreut sich bereits seit einigen Jahren zunehmender Beliebtheit. Was macht aus deiner Sicht generell die Faszination der alt-nordischen und germanischen Sagen und Mythologie aus?

Matthias Träbert: Ich denke mal, das hat verschiedene Gründe. Zuerst einmal sind die Sagen und Mythen in unserem Kulturkreis entstanden und damit ein Teil unserer Vergangenheit, mit dem es sich lohnt zu beschäftigen. Ein anderer Aspekt für diese Faszination ist, dass das Verehren der heidnische Götter und das Pflegen der alten Bräuche ein Gegensatz zur christlich geprägten Gegenwart bildet. Eine Art "Rebellion" gegen die bestehenden Werte und vorgegebenen Denkweisen, eine Sache für die sich junge (oder jung gebliebene) Menschen schon immer begeistert haben.

Squealer-Rocks.de: Siehst du dabei Probleme durch die Vereinnahmung vieler heidnisch-germanischer Symbole durch rechte Propaganda?

Matthias Träbert: Der Missbrauch heidnisch-germanischer Symbole begann schon vor langer Zeit und was noch viel schlimmer ist, es hat sich bis heute gehalten. In der rechten Propaganda werden viele Symbole, wenn auch in abgewandelter Form (z.B. Sonnenrad) verwendet. Das führt dazu, dass Leute die sich mit heidnisch-germanischer Kultur beschäftigen, oft zu Unrecht als Rechte bezeichnet werden. Das gilt für Bands des Genres als auch für die Fans jener Musik. So haftet dem Pagan-Viking Metal schon seit Jahren ein schlechtes Image an, was es zu zerstören gilt.

Squealer-Rocks.de: Insbesondere in Deutschland wird man recht schnell an den rechten Rand gestellt, befasst man sich mit der germanischen Sagen- und Mythenwelt, noch dazu wenn man in deutscher Sprache singt. Langezeit war es unter Metalbands verpönt Lieder auf Deutsch zu machen. War es deshalb für euch von vorneherein klar, dass ihr als Band auch in eurer Muttersprache singen wollt?

Matthias Träbert: Für uns stand nicht von Anfang an fest, dass wir unsere Texte in Deutsch verfassen. Auf den ersten beiden Alben waren auch englische Texte (wenn auch nur zwei). Wir haben uns für die deutsche Sprache entschieden, weil wir so die Inhalte und Gedanken der Lyrics am besten ausdrücken können und die Fans solche auch am besten verstehen können. Das schließt nicht aus, dass wir eventuell auch mal wieder was in Englisch machen werden.

Squealer-Rocks.de: Die ersten Bands, die man heute gemeinhin als Begründer des späteren Folk und Pagan Metals bezeichnet, zu denen unteranderem Bathory gehören, begannen teilweise bereits Anfang der 90er des vergangenen Jahrhunderts klassischen Metal mit Thrash und Black Metal Elementen und folkloren Melodien zu mischen, dennoch dauerte es fast zehn Jahre bis man vom sogenannten Pagan Metal als Szene sprechen konnte. Was zieht die Fans gerade zu solch recht spezieller Musik innerhalb des Metal-versums?

Matthias Träbert: Ich denke mal, das liegt an der Vielfältigkeit der Musik, die man in dem Genre verwenden kann.
Von Folk-, über Heavy-, Black- und Death-Metal Elementen kann man alles verarbeiten, ohne aus dem großen Rahmen von Pagan-Viking Metal zu fallen.

Squealer-Rocks.de: Welche Bands haben dich persönlich musikalisch beeinflusst?

Matthias Träbert: Ich persönlich bin seit vielen Jahren ein großer Bathory-Fan und die Musik von Quorthon, (Wir sehen uns in Walhall!), hat mich sehr beeinflusst. Vor allem die Alben "Blood Fire Death", "Hammerheart" und "Twilight Of The Gods". Auch andere Bands wie z.B. Immortal oder Dimmu Borgir haben mich musikalisch beeinflusst.

Squealer-Rocks.de: Die obligatorische Frage nach Erscheinen eines neuen Albums ist immer: Wo und wann bekommt man euch Live zu sehen?

Matthias Träbert: Wir werden dieses Jahr auf einigen Festivals wie dem Black Troll oder dem Metal Embrace spielen, einige Klubkonzerte und für den Herbst ist eine Europatour geplant.

Squealer-Rocks.de: Wenn du die Möglichkeit hättest, in der Zeit zurück zu reisen, welche Epoche oder welchen Zeitpunkt würdest du wählen?

Matthias Träbert: Da gibt es viele interessante Epochen und Zeitpunkte, da einen zu wählen wäre echt schwer. Ich sage mal einige davon wären mit Sicherheit zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert.

Squealer-Rocks.de: Vielen Dank für das Interview und wie üblich gebühren die letzten Worte dem Befragten!

Matthias Träbert: Wir danken auch für das nette Interview. An die Leser und Fans, ich hoffe, ihr habt Spaß an unserem neuen Album "Durch Blut und Eis", und wir sehen uns zu den Konzerten.
Um euch die Zeit bis dahin zu verkürzen, könnt ihr ja unser Video, welches auf unserer Homepage zu sehen ist, anschauen. Ich hoffe bis bald, Matze!



DISCOGRAPHY:

2003 - Demo 2003
2004 - Ahnenthron
2006 - Walhall
2007 - Zwischen Asgard & Midgard
2010 - Durch Blut Und Eis

SQUEALER-ROCKS Links:

Thrudvangar - Durch Blut Und Eis (CD-Review)
Matthias Träbert von Thrudvangar (Interview)


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