Omer Ephrat von Ephrat
(19.09.2008, Interview geführt von maddin)
Selten wurde ein Debut weltweit dermaßen wohlwollend rezensiert wie das Album der israelischen Prog Truppe Ephrat. Kein Wunder, es ist ja auch höchst selten, dass man scheinbar unendlich viele verschiedene Stilarten auf einem Album präsentiert bekommt, dieses aber trotzdem absolut stimmig und nicht verstörend klingt.
Grund genug, mal bei Namensgeber, alleinigem Komponisten und Multi - Instrumentalisten Omer Ephrat anzuklopfen. Der sympathische Musiker liess sich nicht lange bitten und gab uns bereitwilig Auskunft zum Album, der israelischen Metal Szene und seinen Zukunftsplänen.
Squealer -Rocks: Hi Omer.
Erstmal Glückwunsch zum Album. Selten so eine Unmenge an verschiedenen Stilen auf einer einzigen Platte gehört. Wie lange hast Du denn an den Songs gearbeitet?
Omer: Danke! Ja, es war echt ein schönes Stück Arbeit, bis alles im Kasten war. Komischerweise hat das Songwriting lediglich drei Monate gedauert, aber dafür hat es 2 Jahre in Anspruch genommen, bis alles aufgenommen war. Ich kann sehr schnell komponieren, doch die technische Umsetzung dauert dann eben ihre Zeit, bis ich hundertprozentig zufrieden bin.
Squealer – Rocks: Wie steht's mit den Texten? Haben die Lyrics eine durchgehende Handlung?
Omer: Ich habe großen Wert darauf gelegt, dass jeder Sänger die Lyrics für den Song, den er singt selber verfasst. Auf diese Art sind die Sänger viel stärker mit dem Lied verbunden, als wenn man ihnen einen fertigen Text präsentiert. Von daher steht jede Nummer für sich alleine. Doch irgendwie kommt es mir so vor, als wenn jedes Stück wie ein Brief ist, den jemand in einer extremen oder verzweifelten Lebenslage geschrieben hat.
Squealer – Rocks: Was hältst Du von politischen Texten?
Omer: Es gibt keine auf dem Album und ich versuche auch, wenn es irgendwie geht, politische Themen zu vermeiden. Davon gibt es hier, wo ich lebe, genug.
Squealer – Rocks: Nun hast Du gerade schon erwähnt, dass die Sänger ihre Texte selbst verfasst haben. Inwieweit hat Daniel Gildenlöw (Pain Of Salvation) denn bei „seinem“ Song in das Songwriting eingegriffen?
Omer: Zunächst mal muss ich sagen, dass ich sehr stolz bin, mit Daniel zusammen gearbeitet zu haben. Ich habe ihm die Melodien zwar vorgegeben, doch ihm genügend Raum gelassen, um die Harmonien nach seinem Geschmack zu variieren, was er auch getan hat.
Squealer – Rocks: Sind Ephrat eine Band oder Dein Solo Projekt?
Omer: Hm, das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Als ich mit den Arbeiten an dem Album begonnen hab', hatte ich tatsächlich ein Solo Projekt im Sinn. Doch nach einiger Zeit sehnte ich mich regelrecht nach einer richtigen Band, weil mir dieses warmherzige „Rock 'n' Feeling“ fehlte. Also holte ich Gili Rosenberg als Bassisten und Tomer Z. als Drummer dazu. Ein Jahr später kam dann Lior Seker als Sänger dazu.
Squealer – Rocks: Haben die „Neuen“ auch am Songwriting mitgewirkt?
Omer: Prinzipiell nicht, die Songs waren ja eigentlich schon fix und fertig. Doch das Gefühl, diese tollen Musiker an meiner Seite zu wissen, hat mir unheimlich Auftrieb gegeben. Zudem haben Gili und Tomer ihren eigenen Stil mit eingebracht und einige Sachen schon etwas umarrangiert.
Nicht zu vergessen, dass Lior Seker mit seiner tollen Stimme das „Gesicht“ der Platte ist.
Squealer – Rocks: Apropos. Ein großes deutsches Metal Magazin schrieb in seinem Review:
„....Omer Ephrat ist ein guter Sänger..“, obwohl ein einziger Blick aufs Cover gereicht hätte um zu sehen, dass Du gar nicht singst und ein Song zudem noch von einer Frau eingesungen wurde.
Ärgert Dich so etwas?
Omer: Ja, schon. Es ist mir eigentlich egal, ob mein Album in einem Review gut oder schlecht abschneidet. Doch man sollte so eine Aufgabe schon gewissenhaft erledigen und sich zumindest mit der Band beschäftigen. Der Schreiber in diesem Fall hat seine Hausaufgaben nicht gemacht und weiss nicht, worüber er spricht.
Squealer – Rocks: Steven Wilson (u.a. Porcupine Tree) hat das Mastering und den Mix übernommen? Hat er auch etwas an den Songs verändert?
Omer: Nein! Er hat tatsächlich nur Mix und Mastering gemacht. Was hältst Du von dem Sound? Ich zumindest war echt sprachlos, nachdem ich zum ersten Mal den Mix gehört habe.
Es gibt niemanden, der Musik so sehr „fühlt“ wie Steven.
Squealer – Rocks: Die Produktion ist wirklich der Hammer, kein Einspruch. Sind die 6 Tracks eigentlich alles, was Du für das Album geschrieben hast oder haben es auch einige Nummern nicht auf die Scheibe geschafft?
Omer: Es gab lediglich noch ein paar Ideen, die aber nicht zu Ende gedacht wurden. Eigentlich wollte ich „Blocked“ wieder runter nehmen, weil ich zeitweise der Meinung war, es würde nicht auf das Album passen.
Squealer Rocks: Zum Glück hast Du Deine Meinung geändert.
Anderes Thema. Zumindest für mich ist eine Band aus Israel schon sehr exotisch. Wie sieht eigentlich bei Euch die Szene aus?
Omer: Nun, Israel ist ein kleines Land und hier gibt es mehr Bands als Fans – wirklich!
Es gibt eine Menge an tollen, talentierten Bands, aber es gibt einfach zu wenig Leute hier, die sich das anhören. Wir haben echt ein Problem damit!
Es stehen viele Bands in den Startlöchern, die sehen, dass z. B. Orphaned Land oder eben wir im Ausland Erfolg haben und natürlich auf ihre große Chance hoffen.
Ich glaube aber, dass es demnächst noch mehr Bands aus Israel schaffen, in der europäischen Prog – und Metal Szene Fuss zu fassen.
Squealer – Rocks: Und umgekehrt? Kennst Du deutsche Prog Bands? Sylvan, Sieges Even?
Omer: Natürlich! Es ist ja nicht so, dass wir hier nicht alles kaufen könnten. Von Sylvan hab' ich in der Tat ein paar Scheiben im Schrank.
Squealer – Rocks: Wie sieht's mit dem 2 . Album aus? Hast Du einen längeren Vertrag bei Inside Out? Schon irgendwelche Stücke geschrieben?
Omer: Ja, der Vertrag geht über mehrere Alben. Mit dem Schreiben neuer Stücke lasse ich mir aber noch etwas Zeit. Das aktuelle Album soll sich erstmal „setzen“. Aber mach' Dir keine Sorgen, die nächsten Scheiben werden auch wieder voll von Ideen und Innovationen sein.
Squealer -Rocks: OK. Nenne mir doch bitte abschliessend noch Deine 5 Alltime Faves.
Omer:
1. Yes – "Closer To The Edge" :
Als ich das Album zum ersten Mal hörte dachte ich mir:“ Meine Güte. Was ist DAS denn?“
Jede dieser Melodien, jedes noch so kleine Detail: so etwas habe ich in meinem gesamten Leben niemals wieder gehört!
2. Rush – "Moving Pictures" :
Hier spürte ich zum ersten Mal, dass es eine Band gibt, die genau das ausdrückt, was ich fühle.
Die perfekte Kombination aus intelligentem Songwriting und purem Rock'n'Roll!
3. Genesis – "Selling England By the Pound" :
Ein Kunstwerk! Einzigartig! So gut waren Genesis nie wieder!
4. Metallica – "Master Of Puppets" :
Dieses Album hat meine Liebe zur Musik entfacht!
5. Dream Theater – "Images And Words" :
Das muss ich wohl nicht näher erklären, oder?
Squealer – Rocks: Und was hörst Du an aktuellen Veröffentlichungen?
Omer: „Watershed“ von Opeth. ABSOLUTELY AMAZING!
DISCOGRAPHY:
2008 - Ephrat
SQUEALER-ROCKS Links:
Ephrat - No One's Words (CD-Review)
Omer Ephrat von Ephrat (Interview)