Michael Lepond von Symphony X
(15.02.2008, Interview geführt von Tydirium)
Live Music Hall Köln, irgendwo im Backstage-Bereich in bequemen Sesseln und fernab dem Presserummel um Frontmann Russel Allen, steht ein entspannter und freundlicher Michael Lepond, seines Zeichens Bassist der Prog Metal Institution, Rede und Antwort.
Squealer - Rocks: Ihr seid seit einiger Zeit auf Tour mit eurem neuen Album „Paradise Lost“. Zuerst als Support von Dream Theater und nun auf eurer Headliner Tour. Wie kommt das neue Material live an?
Michael: Die bisherigen Shows haben gezeigt, dass das neue Songmaterial durchaus gut ankommt. Das Publikum feiert kräftig mit und etliche Songs wurden lauthals mitgesungen von der Menge, was uns ein wenig überrascht hat muss ich zugeben. Gerade die Dream Theater Fans sind oft „ernste“ und sehr nüchterne Musikhörer, bei denen man es als Vorband schwer hat, große Begeisterung auszulösen und sie zum Mitfeiern zu animieren. Das klappte allerdings auf der Tour wunderbar. Darauf sind wir alle sehr stolz.
Squealer - Rocks: Was sind Deine Eindrücke speziell von den Auftritten in Deutschland?
Michael: Das ist interessant, denn jeder Teil der Welt hat für uns einen ganz eigenen, gewissen Anreiz. Die Leute in Südamerika zum Beispiel sind absolut verrückt nach unserer Musik – und nach Heavy Metal im Allgemeinen. Dort wird jeder Musiker in einer Art vergöttert und angehimmelt, wie es in den meisten anderen Ländern nur die ganz großen Bands der Szene wie Iron Maiden schaffen. Die Leute in Deutschland sind da doch eher der „ernstere“ Musikfan, den ich gerade ansprach. Es ist hier zwar schwieriger, die Halle richtig zum Kochen zu bringen, aber wenn man es hier schafft, dann auch überall sonst auf der Welt, soviel ist sicher. Wir haben auf der Dream Theater Tour und der jetzigen die meisten Auftritte in Deutschland, weil wir lange nicht hier waren, und konnten bisher die Hallen begeistern. Das freut uns sehr!
Squealer - Rocks: Wie sieht für Dich das optimale Set aus auf dieser Tour? Willst Du in erster Linie möglichst viel neues Material präsentieren oder legst Du den Schwerpunkt mehr auf Klassiker um eine „Best Of“ Show geben zu können?
Michael: Nun, auf der Tour mit Dream Theater haben wir – auch aus Zeitgründen – fast auschließlich Songs von „Paradise Lost“ gespielt und zusätzlich einen, oder zwei alte Songs. Ich denke das war eine gute Gelegenheit vor der eigentlichen Tour das Material verschärft zu zeigen und ein wenig „Werbung“ zu machen. Nun auf der Headliner Tour versuchen wir eine gute Balance zwischen Altem und Neuem zu finden. Die Klassiker dürfen dabei natürlich nicht zu kurz kommen – gerade für unsere „älteren“ Fans und um alle Bandbreiten abzudecken. Es ist aber auch immer schwierig, das zu arrangieren. Je mehr Alben man hat, umso schwieriger wird da die Auswahl. Aber man kann ohnehin nicht allen Leuten ihre Wunschsongs präsentieren das ist klar. Was das Set auf Tour angeht sind wir aber auch relativ flexibel. Wenn ein Song nicht „funktioniert“, das Publikum ihn nicht annimmt oder er einfach nicht zündet live, wird er auch schonmal ausgetauscht.
Squealer - Rocks: Habt Ihr persönliche Lieblingssongs, die Ihr gern live spielt?
Michael: Na klar! Wir haben alle so unsere „Lieblinge“. Bisher sind wir immernoch alle sehr angetan von den neuen Songs weil sie gerade „frisch“ sind und „unverbraucht“. Aber ich wette, dass sie uns am Ende der Tour zum Hals heraushängen werden wenn wir sie jeden Abend spielen (lacht).
Zwei meiner persönlichen Lieblingssongs sind „Of Sins And Shadows“ und „Smoke And Mirrors“, da es zwei der ersten Songs waren, die ich lernte als ich vor knapp zehn Jahren zu Symphony X kam. Da habe ich Glück, das sind ja zwei absolute Klassiker die wir häufig spielen (lacht)
Squealer - Rocks: Bands wie Rage, die auch klassische Kompositionen schreiben, haben in der Vergangenheit immer wieder Konzerte oder ganze Tourneen mit einem kompletten Orchester zusammen unternommen. Kannst Du Dir so etwas mit Symphony X auch vorstellen?
Michael: Diese Idee haben wir in der Vergangenheit schon mehrmals besprochen. Allerdings bedeutet das Touren mit einem Orchester einen gewaltigen – vorallem auch finanziellen – Aufwand, der sich für uns bisher nicht realisieren ließ. Es wäre sicherlich unglaublich atmosphärisch, live ein riesiges Orchester hinter sich zu haben und würde auch zu Symphony X ausgezeichnet passen. Vielleicht wird es so etwas in Zukunft geben auf einer Tour oder einem einzigen Event dieser Art, das für eine Dvd-Aufnahme genutzt wird. Lust dazu hätten wir auf jeden Fall. Momentan muss Mike (Michael Pinella, Keyboarder. Anm. d. Red.) das ganze Orchester vertreten. (lacht)
Squealer - Rocks: Ist eine weitere Tour nach dieser geplant? Oder lenkt ihr euer Augenmerk hauptsächlich auf ein neues Album?
Michael: Das können wir momentan noch nicht absehen. Wir werden auf jeden Fall das ganze Jahr über auf Tour gehen - erstmal. Wenn die Shows weiterhin gut laufen, hängen wir eventuell eine weitere Runde dran. Das hängt auch davon ab, wieviel Zeit wir während der Tour haben, neue Sachen auszuarbeiten. Manchmal geht es direkt ins Studio und manchmal brauchen wir erst noch eine ganze Weile, bis vernünftiges, neues Material zustande kommt.
Squealer - Rocks: Die letzten Worte gehören Dir Michael! Ein abschließender Kommentar vielleicht zum heutigen Abend?
Michael: (lacht) Nun es ist großartig nach so langer Zeit wieder in Deutschland zu sein. Wir sind alle bereit für eine großartige Show nachher und auch ein wenig aufgeregt. Ich habe gerade gesehen, dass bereits jetzt zahlreiche Leute dort draussen vor der Tür stehen, das hat mich gewundert. In anderen Ländern treffen die meisten Fans erst im Verlauf der Vorbands ein oder kurz vor Einlass. Die Leute sind heiß heute Abend! Wir freuen uns auf nachher!
DISCOGRAPHY:
1994 - Symphony X
1995 - The Damnation Game
1997 - The Divine Wings Of Tragedy
1998 - Twilight In Olympus
1998 - Prelude To The Millennium (Compilation)
2000 - V: The New Mythology Suite
2001 - Live On The Edge Of Forever (live)
2002 - The Odyssey
2005 - Rarities & Demos
2007 - Paradise Lost
SQUEALER-ROCKS Links:
Symphony X - Paradise Lost (CD-Review)
Symphony X - Köln, Live Music Hall (Live-Review)
Michael Lepond von Symphony X (Interview)