Squealer-Rocks.de Live-Review
Symphony X und Circus Maximus (14.02.2008, Köln, Live Music Hall, Tydirium)

Ohne weitere Umschweife geht’s ab in die Halle zu einem Abend voller feinstem Progressive Metal. Auf dem Programm steht niemand Geringerer als Symphony X (USA); zum Warmwerden geben sich Dreamscape (D) und Circus Maximus (N) die Ehre.

Dreamscape beginnen von der ersten Minute an die überraschend gut gefüllte Live Music Hall zum Feiern zu animieren. „Prog? Das ist doch Notenschach, bei dem die Zuschauer höchstens mal anerkennend mit dem Kopf nicken wenn ein zehnminütiges Gitarrensolo endet oder?“ Von wegen! Dreamscape arten zu keiner Zeit in Instrumentalorgien aus und bieten eine halbe Stunde lang ein melodisches, durchaus headbang-fähiges Best Of Set ihres Repertoires an, das von großen Teilen der Menge gut aufgenommen wird.
So kann es weiter gehen. Als Circus Maximus nach kurzer Umbauphase auf die Bretter steigen, wird das Gedränge dann schon etwas dichter und als die sympathischen Norweger den ersten Akkord auf die Leute loslassen ist in der Live Music Hall kein Halten mehr. Die Truppe agiert mit äusserster Coolness, einer tollen Bühnenshow und hat den progressiven Pulk von der ersten Sekunde an im Griff. Diese Stimmung war ansteckend! Bessere Vorbands kann man sich als Hauptband an einem solchen Abend gar nicht wünschen. Musikalisch erinnert das Ganze stellenweise an Dream Theater, mit dem kleinen (feinen) Unterschied, dass Circus Maximus zu Gunsten von harten, headbang-tauglichen Passagen gänzlich auf endlose Soloteile verzichten.
Durchdachter, intelligenter Prog Metal, der zu keiner Zeit langatmig wirkt und eine gute Dreiviertel Stunde lang Bock auf mehr macht. Eine ca. fünfminütige Zwangspause auf Grund von technischen Problemen (man sollte es sich merken, denn das wird der einzig Minuspunkt des ganzen Abends bleiben!) wird professionell mit Sänger-Publikums Interaktionen und einer kleinen Drumsolo Einlage gefüllt. Sehr gut!

Die Umbauphase vor der Hauptband des Abends lässt dem Publikum mit Hintergrundmusik wie „2 Minutes to Midnight“ oder „Holy Diver“ nicht den Hauch einer Chance, etwas von der bisher großartigen Stimmung zu verlieren, und so ist das Getose als das Licht ausgeht und Symphony X die Bühne nach und nach entern dementsprechend gewaltig.

Mit dem atmosphärischen Orchesterintro und dem einzelnen Auftauchen der Musiker auf der Bühne wird die Vorfreude genüsslich herausgezögert und aufs Maximum hochgeschraubt. Begonnen wird dann mit drei Songs vom neuen Album „Paradise Lost“, die sich – wie bereits auf der Tour mit Dream Theater vergangenen Herbst – als Live-Kracher beweisen können. Da wird mitgegröhlt und gebangt wo es eben geht. Die Spielfreude ist jedem auf der Bühne anzusehen und wirkt mitnichten nur als „professioneller Bestandteil einer Show“. Man kauft ihnen das einfach ab und das ist gut so, denn es steckt die Menge an! Russel Allen’s (Gesang) Qualitäten als Frontmann müssen hier bei aller Bekanntheit noch einmal deutlich hervorgehoben werden. Der Hüne ist die Verkörperung von Power, Leidenschaft und Emotion auf der Bühne. Die Interaktion mit dem Publikum ist erste Klasse, der Mann gibt alles, er leidet mit, singt phänomenal und post dabei wie kein Zweiter. Im „Hintergrund“ agieren Michael Romeo (Gitarre) und Michael Lepond (Bass) mit gewohnter Virtuosität, Spielwitz und Bewegung. Tastenmann Pinella zaubert atmosphärische Klänge darüber und Jason Rullo an den Drums treibt die ganze Geschichte ordentlich an. Herrlich aufeinander abgestimmt, die Jungs wissen genau, was die Leute sehen (und hören!) wollen.
Nach den ersten Songs vom neuen Album geht die Reise weit zurück mit „Masquerade“ und der Klassiker vom Debutalbum brettert ohne das Orchesterintro direkt mit Höchstgeschwindigkeit auf die Masse zu. Die markanten Teile des Refrains braucht Allen gar nicht mehr zu singen, das Publikum lechzt förmlich danach, dies im Alleingang zu übernehmen. Zwischen den Songs gibt es kein floskel-überflutetes Gerede von Seiten der Band, es geht freudig und zügig weiter.
Nach „Inferno“ kommt er dann zur ersten kleinen Verschnaufpause im Set und der Titeltrack „Paradise Lost“ wird angestimmt. Atmosphäre? Aber hallo! Der Song wirkte wie ein zehn Jahre alter Klassiker den ausnahmslos jeder mitsingen kann. Begleitet werden die sanften Klänge vom Mitklatschen der Menge. Danach gibt es mit „Egypt“ und „The Death Of Balance“ ein nahtlos verknüpftes Doppelpack Prog vom Feinsten, das an einigen Stellen durch erweiterte Solopassagen aller Instrumente dazu einlädt, die Herren einmal kurz namentlich vorzustellen. Instrumental wird da ganz großes Kino geboten.
Es folgen weitere Klassiker wie „Smoke And Mirrors“ und „Sea Of Lies“, die mit erneut hochgefahrenem Tempo der Menge alles abverlangen. Die macht dabei natürlich freudig mit! Das Prädikat „Da muss man dabei gewesen sein“ kann hier ruhigen Gewissens genannt werden ohne dass ich auch nur einen Cent ins Phrasenschwein werfen muss!
Im Set wechselten sich bisher neue und alte Song wunderbar miteinander ab, also war es dann auch wieder Zeit für zwei Knaller vom aktuellen Album. Nach schätzungsweise 90 Minuten vollkommener Atmosphäre wird der Abend mit „Of Sins And Shadows“ als Zugabe abgerundet, bei der Fans und Band dann noch das letzte Bisschen Energie bündeln und einen würdigen Abschluss setzen.

Fazit: Das wirkte wie eine einzige Lobrede? Mit Recht! Stimmung von der ersten bis zur letzten Minute, ein transparenter Sound bei dem man zu jeder Zeit alles einzeln heraushören konnte (lediglich die Keyboards waren phasenweise nicht durchsetzungsfähig genug), die Halle war gut gefüllt, der Eintrittspreis von etwas über 20 Euro war ein Witz für die Show die dort geliefert wurde und selbst die Merchandise Artikel waren im überschaubaren Rahmen! (20 Euro für ein Tour Longsleeve! Das kennen wir auch durchaus anders!) Ein großartiger Abend!


Setlist Symphony X:
Intro
Set The World On Fire
Domination
Serpent’s Kiss
Masquerade
Inferno (Unleash The Fire)
Paradise Lost
Egypt
The death of balance
Smoke And Mirrors
Sea Of Lies
Revelation/Divine
Eve of Seduction
Of Sins And Shadows