Micke Dahlquist von Dogpound

(21.11.2007, Interview geführt von maddin)

Mit dem Hammeralbum "III" haben die Schweden Dogpound eine extrem geile Mischung aus Ohrwurmmelodien und saftigem Heavy Rock aufs rockige Parkett gelegt. Logisch, dass mir da so manche Frage auf der Seele brannte. Gitarrist Micke war sofort zum Verhör bereit und entpuppte sich als der perfekte Interviewpartner schlechthin. Auskunftsfreudig, humorvoll und dabei stets ehrlich erzählt der Vollblutmusiker allerlei interessantes über Zeitmaschinen, Haustiere mit Schulden oder dummen Review Schreibern.

Squealer – Rocks: Hi, Micke. Als erstes verrate mir doch mal, was ein „Dogpound“ ist. Im Dictionary habe ich dieses Wort nicht gefunden.

Micke: Ein „Dogpound“ ist ein Zwinger, in dem Hundefänger herrenlose Tiere einsperren. Viele Leute meinen, dieser Bandname würde nicht zu unserer Art von Musik passen, da er zu aggressiv wäre. Als wir unser erstes Demo aufgenommen haben, hatten wir noch gar keinen Namen. Also versammelten wir uns zum verstärkten Brainstorming, um einen Bandnamen zu finden. Irgendwie wollte uns aber aufs Verderben nichts gescheites einfallen. Irgendwann meinte Figge (Bassist) dann mehr so aus Spaß: „Wie wär’s mit Dogpound?“. Wir anderen waren einverstanden, jedoch sollte der Bandname nur vorläufig sein. Er erschien uns nicht professionell genug. Spätestens zum ersten Album sollte ein anderer her. Doch als wir dann unser erstes Album „The Hellbum“ am Start hatten, war der Name Dogpound bereits ein Begriff, da wir weltweit gute Kritiken für unser Demo einfahren konnten. Deshalb heissen wir immer noch so.

Squealer – Rocks: In meiner Kritik nannte ich euch den „Besten Newcomer 2007“, weil Euer Album „III“ meine erste Begegnung mit Euch war. Natürlich seid Ihr alles andere als ein Neuling in der Szene. Erzähle doch bitte mal ein bisschen was über Eure Geschichte.

Micke: Zunächst mal: vielen Dank für Dein Lob. Auch wenn es nicht stimmt, hat es uns sehr gefreut (lacht). Figge und ich spielten in den 90ern in einer Prog Metal Band namens World Of Silence. Ich teilte mir das Songwriting mit dem Keyboarder Thomas Heder, der auch die Tasten beim Abschlusstrack unseres neuen Albums „Rain Must Fall“ bedient. Irgendwann aber war mir die ganze Sache zu komplex und ich hatte mehr Lust auf griffige Melodien und Songs, die nicht nur vom Anspruch leben, sondern einfach nur Spaß machen. Da kam mir die Idee, eine Coverband zu gründen. Figge und ich fragten also Hea (Dogound Sänger) und er hatte Lust mitzumachen. Das war eine recht spassige Angelegenheit und wir gaben eine Menge Konzerte, bis unser damaliger Drummer zum Militär musste und die Band verliess. Dann stiess Tuka (Dogpound Drummer) zu uns und von da an begannen wir eigene Stücke zu spielen. Wir nahmen in 6 Monaten drei Demos auf und bekamen wirklich sehr gute Resonanzen darauf. Wir bekamen sogar mehrere Angebote für einen Plattenvertrag, entschieden uns für einen----und von da an ging’s steil bergab. Nach der Vertragsunterzeichnung antwortete das Label weder auf E- Mails, Briefe oder Anrufe. Nichts! Irgendwie schien es, als wollten die uns nur vom Markt weg haben. Der Vertrag lief über ein Jahr und wir konnten nichts anderes tun, als dumm rum zu sitzen und zu warten, bis er ausgelaufen war. Zu diesem Zeitpunkt waren wir kurz davor, alles hinzuschmeißen und die Band aufzulösen. Dennoch entschieden wir uns, nach Ablauf des Jahres noch ein letztes Demo aufzunehmen. Wir hatten schon länger Kontakt zu Lion Music und schickten nur denen das Demo zu. Doch es gab eine Absage – das Label nahm keine neuen Bands mehr unter Vertrag. Und nun kommt Ola Sonmark (Produzent der ersten beiden Dogpound Alben) ins Spiel. Er stellte uns sein Studio für einen Tag umsonst zur Verfügung, damit wir etwas in vernünftiger Qualität aufnehmen konnten. Wir nahmen zwei Songs auf und schickten sie wieder an Lion Music. Und dieses Mal boten sie uns endlich den Vertrag an!

Squealer - Rocks: In einem anderen Interview habe ich gelesen, dass Ihr über 20 Songs für das Album komponiert habt. Was passiert mit den Stücken, die es nicht aufs Album geschafft haben? Material für die nächste CD?

Micke: Auf keinen Fall – das geht alles in den Müll! Ich mag es nicht, altes Material zu verwenden, da es die Band nicht aktuell repräsentiert. Klar – wir können nicht in ein paar Tagen ein Album fabrizieren, nur um unsere „aktuellen Gefühle“ in die Musik mit einzubringen (lacht). Meine Arbeitsweise ist aber nun mal so, dass ich Material für ein bestimmtes Album schreibe und was dann übrig ist, landet im Papierkorb. Momentan habe ich 6 Stücke für nächste Album fertig und es wird wieder ein ganzer Haufen sein, bevor wir ins Studio gehen. Es ist ein cooles Gefühl, mit einer riesigen Auswahl an Stücken aus dem Vollen schöpfen zu können.

Squealer – Rocks: Was mir besonders an Dogpound gefällt, ist der Mix aus fetten Gitarren und sehr eingängigen Melodien. Obwohl die Klampfen teilweise recht modern klingen, würde ich euren Stil mit dem von Victory oder den etwas softeren Accept Sachen vergleichen. Schöner 80er Metal halt. Was sagst Du zu diesen Vergleichen?

Micke: Ich bin ein großer Accept Fan und als ich zum ersten Mal „Fast as a Shark“ hörte, war das schon so etwas wie eine religiöse Erfahrung (lacht). Wenn ich mir „Culture killed the Native“ von Victory anhöre, verstehe ich Dich auch. Allerdings würde es mir nie in den Sinn kommen, diese Bands als Einflüsse von Dogpound zu nennen. Diese Ähnlichkeit ist wirklich zufällig! Als wir anfingen orientierten wir uns eher an Bands wie King’s X oder Galactic Cowboys. Aber wenn ich so recht überlege….Mann, Deine Frage bringt mich echt durcheinander! Du bist der einzige, der uns mit diesen Bands vergleicht, aber Du hast wohl recht (lacht). Die meisten Review Schreiber werfen uns mit Melodic Rock oder Poser Bands in einen Topf, was definitiv falsch ist! Deinen 80er Vergleich kann ich aber auch nicht so einfach stehen lassen (lacht). Wir sind zwar alle in den 80ern aufgewachsen, unsere musikalischen Vorlieben sind jedoch total breit gefächert. Von Death Metal über Jazz bis hin zu 60er Jahre Mucke hören wir alles. Wir versuchen also keineswegs jetzt ganz nach einem bestimmten Stil zu klingen. Das einzige, was für uns zählt, sind tolle Melodien und knackige Gitarren. Wenn der Hörer diese gut findet, kann er uns ruhig mit Schweizer Polka Combos oder holländischen Grindcore Bands vergleichen (lacht). Das liegt ganz im Ermessen des Fans…

Squealer – Rocks: Wer ist denn der Hauptsongwriter bei Euch?

Micke: Tja – das bin dann wohl ich. Der Text des Songs „One“ stammt von Hea, der Rest des Albums geht auf meine Kappe. Jeder von uns trägt seinen Teil zur Band bei und ich bin halt der, mit der meisten Kreativität. Wenn ich eine Idee für einen Song habe, beisse ich mich regelrecht an der Arbeit fest und kriege kaum noch was von außen mit. Dadurch, dass ich ein eigenes Homestudio besitze, kann ich mich voll dieser Sache widmen. Gott sei Dank hat meine Freundin vollstes Verständnis für meine Leidenschaft und erträgt es mit Gelassenheit, wenn ich mal wieder in „meine kleine Welt“ verschwinde.

Squealer – Rocks: Was hat es mit dem Beginn des Tracks „Not Welcome Here“ auf sich? Das klingt ja eins zu eins wie Queen!

Micke: Das war mehr oder weniger ein Unfall. Als letztes nehmen wir immer die Background Vocals auf. Bei diesem Stück wollten wir mal was Neues ausprobieren – einfach nur so zum Spaß. Wir haben dann halt so ein bisschen rumexperimentiert. Als regulärer Background war die Sache dann zwar zu abgefahren, aber als Intro fanden wir’s toll.

Squealer – Rocks: Das Album besticht durch einen absolut perfekten Sound. Wie kam der Kontakt mit Produzent Peter Tätgren zustande?

Micke: Peter ist ein alter Kumpel von Tuka. Wir haben zusammen mit ihm auf dem Gary Moore Tribute Album „Give Us More“ den Song „Led Clones“ aufgenommen und hatten einen Riesenspaß miteinander. Eigentlich sollte Peter schon unser Album „A Night In The Gutter“ abmischen. Doch da hatte er keine Zeit. Bei „III“ schwebte uns schon sehr früh vor, dass die Scheibe einen sehr metallischen Sound bekommen sollte. Deshalb war er natürlich erste Wahl für uns. Ich meine, Peter ist einer der besten Produzenten in Schweden, wenn nicht sogar auf der Welt! Du kannst Dir also vorstellen, dass wir in Jubelstürme ausgebrochen sind, als er uns seine Dienste zusagte. Er hat wirklich perfekte Arbeit geleistet und wir hätten ihn auch gerne beim nächsten Album wieder als Producer.

Squealer – Rocks: Inwieweit hat Peter die Songs beeinflusst, gar ihren Charakter geändert?

Micke: Als Peter dazukam waren die Songs bereits alle im Kasten. Er hat an den Kompositionen also gar nichts verändert. Wir haben den großen Vorteil, alles in unserem eigenen Studio aufzunehmen – und das wurde schließlich nur aus dem Grund gebaut, um geile Dogpound Scheiben einzuspielen (lacht). Dadurch sparen wir logischerweise eine Menge Kohle, die wir in den Mix stecken können. Klar, wenn Deine Songs Scheiße sind, kann auch der beste Engineer nichts mehr retten, aber im Endeffekt ist es der Mix, der alles ausmacht.

Squealer – Rocks: Bist Du denn insgesamt mit dem Album zufrieden oder würdest Du im Nachhinein noch etwas ändern?

Micke: Wir alle sind hochzufrieden mit dem Teil; es ist definitiv unser bestes Album bisher, in allen Punkten! Die Songs sind besser, wir spielen besser und die Produktion ist der Oberhammer! Das einzige ist, dass man ein bis zwei Songs hätte weglassen können. Dies ist allerdings ein Luxusproblem. Wem die Scheibe zu lang ist, der kann ja ein oder zweimal die Skip Taste benutzen (lacht). Auch das Coverartwork ist das Beste bisher. Wie wichtig so etwas sein kann, mussten wir schon auf schmerzliche Weise erfahren. Für unser Debut „The Hellbum“ kassierten wir teilweise schlechte Reviews, weil den Leuten das Cartoon – mäßige Cover nicht gefallen hat. Obwohl sie die Musik mochten! Unfassbar, wie dumm manche Menschen sind! Beim zweiten Album wählten wir dann ein Cover, auf dem wir in „feinem Zwirn“ zu sehen waren. Und – wieder wurde das Motiv verrissen! Daher haben wir diesmal etwas ganz schlichtes gewählt: keine Songtitel, kein Schnick – Schnack, einfach der gute alte Led Zeppelin Style (lacht). Das Ding wurde übrigens von Hea’s Bruder Daniel kreiert, der auch für unsere Bandphotos zuständig ist und als Regisseur unseres Video Clips „Glass Jar“ fungiert hat. Ein echtes Talent.

Squealer – Rocks: Gutes Thema! Wozu ist so ein Video heutzutage eigentlich noch gut? Ihr könnt doch nicht ernsthaft damit rechnen, auf den Pop verseuchten Musikkanälen gespielt zu werden? Und einen Single Hit werdet Ihr wohl auch kaum erzielen, leider haben wir ja nicht mehr 1986! Da wäre „III“ nämlich garantiert ein Megaseller gewesen.

Micke: Prinzipiell ist im Leben ja alles möglich, aber ehrlich gesagt glaube ich, dass eher einem Schwein Flügel wachsen, bevor Dogpound einen Nr.1 Hit landen werden (lacht). Das Video haben wir schlicht für Promotion Zwecke gedreht und weil wir so etwas noch nie gemacht haben. Wir werden Anfang 2008 sogar noch ein weiteres Video machen, allerdings wissen wir noch nicht, zu welchem Song. Solange sich „III“ jedoch besser verkauft, als unsere vorherigen Alben, bin ich hochzufrieden. Und bis jetzt sieht es ganz danach aus. Dennoch sind wir noch meilenweit davon entfernt, von der Musik leben zu können. Es ist aber ein Riesenspaß für uns mit der Band zu spielen und solange wir Fortschritte erkennen können, ist dies Belohnung genug für uns. Wir haben noch für kein Album derart viele gute Reviews bekommen, also scheinen wir ja irgendwas richtig zu machen. Übrigens: Wenn Du wirklich glaubst, „III“ wäre vor gut 20 Jahren ein Megaseller gewesen, versprich mir, dass Du mir sofort Bescheid gibst, wenn Du die Möglichkeit hast an eine Zeitmaschine zu kommen. Ich würde Kopf und Kragen riskieren, um in einer Band mit einem Nr. 1 Hit zu spielen (lacht).

Squealer – Rocks: Standardfrage: Dein Lieblingsstück auf der neuen CD und welchen Titel magst Du eher weniger?

Micke: Ich habe kein Lieblingslied – ich liebe sie alle! Als ich in anderen Interviews mal danach gefragt wurde und einen Song nannte, hätte ich eine Minute später bereits wieder einen anderen genannt. Auf unserem Debut gibt’s allerdings eine Nummer, die ich nicht mag. Das Lied heisst „You Remain“, Hea hat einen wirklich schönen Text dazu verfasst, aber ich mag die Musik nicht, die ich dazu geschrieben habe. Die anderen in der Band meinten jedoch, er wäre cool, also kam er mit auf die CD. Später entwickelte sich der Song zu einem der beliebtesten des Albums und landete sogar auf einer Compilation namens „Rock Of Ages“, wo er zwischen Bands wie Magnum, Skid Row oder DIO stand. Tja, da sieht man mal, dass ich schon mal ganz schön daneben liegen kann (lacht).

Squealer – Rocks: Ist der momentane Stil auch der, den wir in Zukunft von Euch erwarten können oder muss ich mich auf Veränderungen vorbereiten?

Micke: Ich denke nicht. Wir haben unseren Stil gefunden und an dem werden wir wohl auch festhalten. Klar, keiner kann in die Zukunft sehen, aber im Moment sehe ich keine großartigen Veränderungen auf uns zukommen. Evtl. werden wir die Heavyness noch etwas ausbauen, aber die Melodien bleiben natürlich im Vordergrund; die sind ja schließlich unser Markenzeichen. Bands die jedem Trend hinterherlaufen, um ans schnelle Geld zu kommen, sind eh nur Eintagsfliegen und nicht wirklich ernst zu nehmen, weil ihnen die Ideale fehlen. Für uns als Band glaube ich auch nicht, dass wir noch irgendwie „moderner“ klingen könnten. Ein Schlagzeug ist ein Schlagzeug und eine Gitarre ist eine Gitarre – und die werden bis in alle Ewigkeit so klingen, wie sie’s eben tun! Und als 4 Mann Kapelle bleibt’s für uns bei diesen Instrumenten. Wir würden nicht in einer Million Jahre wie Linkin Park einen DJ oder Keyboarder dazu holen (lacht). Außer vielleicht der Produktion wird sich bei uns also nichts ändern.

Squealer – Rocks: Obligatorische Schlussfrage. Wann sehen wir Euch hier in Germany?

Micke: Tja – zwar sind wir gerne auf Tour, aber im Moment ist so etwas finanziell einfach nicht machbar. Für einen Deutschland Trip müssten wir alle Urlaub nehmen, was organisatorisch schwierig wäre und die Kosten für uns wären enorm! Und ich glaube nicht, dass unsere Frauen, Kinder und auch die Haustiere begeistert wären, wenn wir uns bis unters Dach verschulden, nur damit Dogpound auf Tour gehen können (lacht). Doch wenn es irgendwann mal finanziell zu stemmen ist und ein gutes Angebot kommen würde, verspreche ich dir, dass wir auf der Bühne richtig die Sau raus lassen. Und nach Deinem tollen Review ist Deutschland sowieso erste Wahl! Wir werden dann auch wie Victory und Accept klingen, damit es Dir gefällt!

Squealer – Rocks: Dann werde ich mal zum Rock’n’Roll Gott beten, damit es klappt. Bis dahin erstmal vielen Dank für Deine ehrlichen und ausführlichen Antworten.

Micke: Ich habe zu danken. Und viel Glück beim beten. Cheers!


DISCOGRAPHY:

2003 – The Hellbum
2005 – A Night In The Gutter
2007 - III

SQUEALER-ROCKS Links:

Dogpound - A Night In The Gutter (CD-Review)
Dogpound - III (CD-Review)
Micke Dahlquist von Dogpound (Interview)


BANDHOMEPAGE