Mike Slamer von Slamer
(11.11.2006, Interview geführt von Maddin)
Mike Slamer ist nicht nur ein Urgestein im Hardrock, das seit 30 Jahren für Furore als Musiker, Produzent und Songwriter sorgt (Steelhouse Lane, Streets, City Boy, Warrant, etc) und mit „Nowhere Land“ ein Highlight des Jahres 2006 veröffentlicht hat. Er ist auch ein überaus zuvorkommender Gesprächspartner, der sich gerne unseren Fragen stellte und wirklich informatives zu berichten hat:
Squealer.net: In meinen Augen ist „Nowhere Land“ eins der besten Hardrock Alben des Jahres 2006. Handelt es sich bei den Songs ausschließlich um neues Material oder sind da einige Überbleibsel aus alten Tagen dabei?
Mike Slamer: Erstmal vielen Dank für Dein Lob. Die Songs sind alle neu, auch wenn es einige Jahre gedauert hat, bis das Album endlich im Kasten war. Denn neben der Produktion von „Nowhere Land“ war ich in einige TV Produktionen eingebunden und außerdem viel mit der Band Seventh Key beschäftigt. Zwischenzeitlich gab es sogar noch technische Probleme im Studio und ich musste die Aufnahmen komplett stoppen. Die bis dahin aufgenommenen Songs sind quasi alle nebenbei komponiert wurden und so hörten sie sich auch an! Also schmiss ich alle Nummern mit Ausnahme des Titelstücks wieder raus und schrieb das ganze Album an einem Stück nochmal neu – diesmal ohne etwas anderes zu machen oder an was anderes zu denken .
Squealer.net: Bist Du denn nun endlich mit der Scheibe komplett zufrieden oder würdest Du im nachhinein nochmal etwas ändern?
Mike Slamer: Eigentlich bin ich zufrieden. Die Songs an sich würde ich nicht ändern. Lediglich die eine oder andere schnellere Nummer hätte der Platte noch gut getan.
Squealer.net: Haben alle von Dir für „Nowhere Land“ geschriebenen Stücke auch den Weg aufs Album gefunden oder gibt es Material, welches „ungeeignet“ war
Mike Slamer: Alles, was ich für die Scheibe geschrieben habe, ist auch zu hören. Es gibt lediglich einen, nicht fertig gestellten Song als „Überbleibsel“.
Squealer.net: „Nowhere Land“ kann man in vielen Punkten als ungewöhnlich bezeichnen. Der Mix aus eingängigen Melodien, kraftvollem Hardrock, vielen ruhigen Tönen und ein paar progressiven Elementen ist in der Tat ziemlich interessant. Würdest Du sagen, Du hast eine neue Musikrichtung geschaffen? So etwas wie „Slamer Rock“?
Mike Slamer (lacht): Ja! Diese Bezeichnung hört sich gut an! Aber – um mal bei Deiner Wortschöpfung zu bleiben – es müsste dann schon „Slamer Brock“ heissen. Terry (Brock, Sänger bei Slamer) und ich sind fest davon überzeugt, ein wirklich frisches, interessantes und nicht unbedingt typisches Melodic Rock Album gemacht zu haben. Es besitzt eine Menge Einflüsse, angefangen bei City Boy über Steelhouse Lane bis hin zu Elementen à la Yes oder Dream Theater. Das ist es wohl, was Du mit „Slamer Rock“ meinst. Ich könnte noch dutzende weitere Bands aufzählen, von denen ich beeinflusst bin: Supertramp, Jethro Tull, Queen, Beatles, Elton John, James Taylor...ich könnte ewig so weiter Bands und Musiker aufzählen. Ich mag halt diese alten Sachen, bin aber auch manch’ neuen Dingen nicht abgeneigt. Man könnte schon sagen, ich bin besessen von Musik! Rock Musik ist für mich immer eine Art gewesen, sich selbst auszudrücken, sich selbst zu verwirklichen. Es ist ganz bestimmt nicht einfach, all seine Einflüsse musikalisch umzusetzen. Noch schwieriger ist es, dann ein passendes Label zu finden. Frontiers Records gaben mir nicht nur die Chance ein Solo Album zu machen, sondern gaben mir auch absolute künstlerische Freiheit.
Squealer.net: Inwieweit war der Rest der Band – insbesondere Terry Brock - in das Songwriting mit einbezogen?
Mike Slamer: Die Grundgerüste für die Songs - also die groben Melodien und etwa 70% der Liedtitel - hatte ich fertig, bevor ich zusammen mit Terry und Billy (Greer – Bassist) daran ging, die Tracks zu komplettieren. Dann leistete Terry einen großen Beitrag zum Entstehen der Scheibe: er liess seine Gesangsarbeit für eine Woche komplett außer Acht und befasste sich lediglich mit meinen Rohkompositionen. Erst nachdem er völlig in die Songs eingetaucht war, begann er damit die Lyrics zu schreiben und kam mit ein paar großartigen Melodien um die Ecke. Billy steuerte dann noch ein paar tolle Melodien und Textstellen für die Stücke „Strength to carry on“ und „Come to me“ bei. Unser Drummer Chet (Wynd) ist auch eine absolute Granate, der alle meine Vorstellungen exakt umsetzen kann und mit dem man eine Menge Spass im Studio hat. Mit dem Songwriting hat er allerdings nichts zu tun gehabt.
Squealer.net: Also handelt es nicht um ein reines Mike Slamer Solo Projekt?
Mike Slamer: (lacht) am Anfang schon. Im Verlauf der Aufnahmen wurden wir allerdings eine echte Band.
Squealer.net: Du könntest Dir folglich keinen anderen Sänger als Terry für Dein Album vorstellen?
Mike Slamer: Um Gottes Willen! Nein!
Squealer.net: Obwohl ich kein Freund von Balladen bin, halte ich „Jaded“ für einen absoluten Übersong, der in den goldenen 80ern ein Riesenhit geworden wäre. Hältst Du so etwas heutzutage noch für möglich?
Mike Slamer: Nein. Ich kenne hier in Kalifornien keinen einzigen Radiosender, der diesen Song spielen würde. Schön wäre es natürlich schon, weil wir sehr viel Herzblut in diese Nummer gelegt haben. Ich mochte dieses Stück von Anfang an, jedoch fehlten mir die entscheidenden Harmonien und Lyrics, damit ich restlos zufrieden war. Terry vollendete diese Aufgabe mit diesem Wahnsinnsrefrain und nun bin ich absolut begeistert.
Squealer.net: Du bist nun schon seit 30 Jahren dabei. Inwieweit hat sich der Markt für Hardrock in Großbritannien und den U.S.A. verändert?
Mike Slamer: In England ist er quasi nicht mehr vorhanden. Aber auch hier in den Staaten hat man es als echte Rockband sehr schwer. Ich denke, das Ganze nahm mit Def Leppard und Mutt Lange seinen Anfang. Diese Band verkaufte etliche Millionen von Alben und die Major Labels wollten von daher nur noch Bands haben, die ebenfalls diesen überladenen Hochglanz Sound drauf hatten. Bis heute hat sich dieser Trend nicht gewendet und man hat mit ehrlichem Rock ziemlich schlechte Karten.
Squealer.net: Ich hoffe doch stark, dass es im nächsten ein weiteres Slamer Album gibt. Behältst Du Deinen Stil bei? Wieder 5 Balladen?
Mike Slamer: Wenn Frontiers mir die Möglichkeit gibt, werde ich selbstverständlich mit einer zweiten Scheibe am Start sein. Den Stil von „Nowhere Land“ würde ich natürlich beibehalten. Allerdings mit nur 3 Balladen – oder vielleicht vier (lacht).
Squealer.net: Nenne doch mal Deinen persönlichen Lieblingssong des Albums.
Mike Slamer: Oh, nein. Ich habe ganz ehrlich kein Lieblingslied. Jeder stellt mir diese Frage und ich kann sie nicht beantworten. Ich bin dermaßen zufrieden mit der Platte, dass ich beim besten Willen keinen Favoriten nennen kann.
Squealer.net: Hast Du jemals daran gedacht selbst eine Nummer zu singen?
Mike Slamer: Niemals! Das könnte ich mir selbst nicht anhören!
Squealer.net: Wir haben zwar schon über Deine Einflüsse gesprochen, aber was sind Deine absoluten Lieblingsbands?
Mike Slamer: Cream, weil Eric Clapton der Grund für mich war, mit dem Gitarre spielen anzufangen. Deep Purple, weil Ritchie Blackmore ebenfalls einer meiner größten Einflüsse ist und weil ich „Burn“ für das beste Album aller Zeiten halte. Die Beatles, weil sie die besten Songs geschrieben haben. Ausserdem noch Led Zeppelin und Free
Squealer.net: Wie sieht’s mit Live Gigs in Deutschland aus? Vielleicht beim Rock of Ages 2007?
Mike Slamer: Das wäre natürlich großartig. Wir würden gerne bei euch spielen, mal sehen, was machbar ist.
Squealer.net: Vielen Dank für Deine Zeit und die vielen ausführlichen Infos, Mike.
Mike Slamer: Ich bedanke mich für Dein Interesse, hoffe Euch bald mal in Europa zu sehen und... cheers!
DISCOGRAPHY:
2006 - Nowhere Land
SQUEALER-ROCKS Links:
Slamer - Nowhere Land (CD-Review)
Mike Slamer von Slamer (Interview)