Squealer-Rocks.de CD-Review
Slamer - Nowhere Land

Genre: Melodic Rock
Review vom: 22.09.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Beim Bandnamen Slamer zuckt wohl jeder Hardrock Freund zunächst mal mit den Achseln. Erwähne ich aber den Fakt, dass es sich hierbei um das Projekt des Gitarristen Mike Slamer handelt, dürfte der Eine oder Andere bereits in freudige Erwartung ausbrechen. Bei allen Anderen sollte der gute alte Groschen spätestens bei einem Auszug aus dem bisherigen Schaffen des Briten fallen:

Aktiv als Bandmitglied von Streets (mit Kansas Sänger Steve Walsh), Fiona, Seventh Key oder Steelhouse Lane tätig, veredelte das Melodic Rock Urgestein als Produzent oder Songwriter die Scheiben von Warrant, Hardline, House of Lords und weiteren Truppen aus der Poser Champions League. Eine richtig große Nummer also, der gute Mike – und das seit gut 30 Jahren.

Kann eine derartige Legende heute noch überzeugen oder lebt der Mann nur noch von seinem guten Ruf und liefert lediglich einen Abklatsch seines eigenen Schaffens ab, um schon mal für die Rente vorzusorgen? Er wäre ja nicht der Erste… Nun, er überzeugt nicht mit diesem Album – er begeistert; er hat eine vertonte Droge geschaffen; er lässt Dich heulen, schreien und lachen zugleich!

Halbwegs vernünftig ausgedrückt heisst das, "Nowhere Land“ bietet nicht nur einen stilistischen Querschnitt aus allen vorher genannten Bands, sondern quasi die Essenz aus den geilsten Songs, die jemals das Licht der Melodic Rock Welt erblickten.

Mr. Slamer hat nämlich noch einen Haufen Querverweise zu den ganz großen Combos aus dem altbekannten Genre zu bieten, würzt diese mit seinen eigenen Markenzeichen und schafft es so, traditionell und trotzdem frisch zu klingen.

Das ist es wohl auch, was dieses Album außergewöhnlich macht. Mike Slamer beschränkt sich nicht auf eine mitsingkompatible Melodie, die dann zu Tode gedudelt wird. Er komponiert Hymnen im 80er U.S. Stadion Stil, versieht aber jede dieser Fetenstampfer und Feuerzeugmeer - Kuscheldinger mit einer Menge an Finessen und Wendungen. Eine leichte Prise Prog lässt dann eine vermeintliche Hausfrauen Radio Nummer ganz schnell zu einem kleinen Meisterwerk werden.

Bereits der Blick auf die Spieldauer der einzelnen Songs bietet eine Überraschung: im Universum der einstigen 3 Minuten Haarspray Songs unterschreiten bei Slamer nur 2 Nummern die 5 Minuten, dreimal geht es über die sechser Grenze, und die stark an Journey angelehnte epische Ballade "Come to me“ erreicht sogar erst nach 8 Minuten das Fade out – und ist dabei zu keiner Nanosekunde langatmig.

Apropos Balladen: ganze 5 von den 11 Tracks verbuchen diese Bezeichnung für sich. Im Normalfall drücke ich als bekennender Romantikmuffel und Verfechter der These, dass alle guten Lovesongs schon vor 20 Jahren komponiert wurden, solche Dinger einfach weg. Bei Slamer sieht die Sache jedoch ein wenig anders aus. Durch die Bank einfallsreiches Songwriting, immer vom Niveau her vergleichbar mit den schon genannten Journey, REO Speedwagon, den Damn Yankees oder Boston.

Und dann ist da ja noch "Jaded“! Sollte Jerry Bruckheimer jemals "Armageddon 2“ produzieren, hat er hier schon mal den passenden Soundtrack. Die Chöre dieser Mega Schnulze wurden wahrscheinlich auf 2 Millionen Spuren aufgenommen und der Refrain ist sowas von zuckersüß, dass der Kopfhörer an den Ohren klebt. Kitsch? Na, klar! Aber sooo schön.

Bevor der Schwuchtelalarm zu laut wird sei gesagt, dass es bei 6 Stücken richtig schön kracht. Der Titelsong geht schon fast als Prog Metal durch. Schleppend, episch, mit vielen Breaks und einem mächtigen Chorus. "Not in love“ wiederum ist ein perfektes Beispiel für die angesprochene unkonventionelle Art des Songwritings: das Teil beginnt wie eine instrumentale Prog Nummer, bekommt dann ordentlich Rock’n’Roll Schlagseite und mündet schliesslich in einen Ohrwurm a la Van Halen.

Noch so ein schönes Ausstellungsstück Slammer’scher Liedkunst ist "Superstar“: Sänger Terry Brock tönt hier wie Vince Neil und die Nummer pendelt zwischen Mötley Crüe, Savatage, Prog und Musical. Womit Götterbarde Terry Brock endlich mal gesondert erwähnt werden muss. Der Mann schwang schon bei den legendären Strangeways und der All Star Formation The Sign das Mikro und hat bereits bei den famosen Seventh Key mit Mike Slammer zusammen gearbeitet.

Der Mann gehört nicht einfach nur zu den guten Sängern. Wenn es jemand schafft, auf einem einzigen Album wie Steve Perry, Sammy Hagar und Vince Neil in einer Person zu klingen und dennoch eine eigene Note zu besitzen, ist er außer Konkurrenz. Genauso wie Mike Slammer, der nebenbei noch die mehr als perfekte Produktion hinbekommen hat, die uns heulen, lachen und schreien lässt…(wie ich schon sagte – eine Droge, das Teil!).

DISCOGRAPHY:

2006 - Nowhere Land

SQUEALER-ROCKS Links:

Slamer - Nowhere Land (CD-Review)

Mike Slamer von Slamer (Interview)
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