Squealer-Rocks.de DVD-Review
Billy Joel - Live At Shea Stadium (Do. DVD + Do.CD)

Genre: Rock
Review vom: 23.03.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 18.03.2011
Label: Sony Music



Ich täte es gerne, doch ich erspare Euch und mir an dieser Stelle eine ausufernde und standesgemäße Lobhudelei auf das Schaffen von Billy Joel. Jeder Rockfan sollte um die Genialität des Songwriters, Sängers und Multiinstrumentalisten aus New York wissen. In den U.S.A. – zumindest an der Ostküste - ist sein Status quasi gottgleich. So gebührte ihm die Ehre, den Abgesang auf das altehrwürdige Shea Stadium (Heimstätte der New York Mets)zu intonieren, das kurz darauf abgerissen wurde. Doch vorher erlebten an 2 Abenden insgesamt 110.000 Zuschauer ein unvergessliches Konzert, dessen DVD Version zu den besten Veröffentlichungen gehört, die ich jemals auf diesem Medium sehen durfte.
Denn: Diesen Auftritt nur zu hören ist eine feine Sache, wie immer bei Joels zahlreichen Live Alben. Doch die Gänsehaut, die Tränen der Freude und die Sache mit den Glückshormonen, all das stellt sich erst beim Ansehen dieses Ereignisses ein.

Warum? Nun, beginnen wir mal - der Dramaturgie des Gigs folgend – mit der vermeintlich profanen technischen Seite: Das Bild ist auch ohne Blu Ray Recorder und HD Plasma - Glotze mit 12 Meter Durchmesser an Schärfe und Brillanz nicht zu überbieten und der digitale 5.1. Surround Klang hofiert in der gleichen Liga. Zudem ist der Sound nicht nur echt und wirklich live, sondern fängt auch den Arena – Hall ein, ohne das es stört – authentischer geht es nicht. Die Arbeit der Bildregie ist ebenfalls absolutes Maximum – Level. Hektische Schnitte und grobkörnige S/W Bilder sucht man gottlob vergebens, dafür sorgen abwechslungsreiche Einstellungen und lange Kamerafahrten für ein wohliges Sehvergnügen.

Das nächste Highlight ist die Bühne, auf der sich der „Piano Man“ und seine hochkarätige Mannschaft tummeln. Hier paaren sich Gigantismus und pure Ästhetik. Die Stage nebst Videowänden an den Seiten ist - geschätzt - so groß wie die Stadt, in der ich hause. Im Zentrum teilen sich der Meister mit seinem versenkbaren und drehbaren Flügel plus Combo noch mit einem kleinen Orchester die 2 Ebenen.
Der eigentliche optische Hammer ist jedoch die Lightshow und die riesige ovale digitale Wand im Hintergrund. Dagegen wirkt die Multimedia Show von Genesis wie ein Programm – Kino im Vergleich zu einem IMAX Saal. Das faszinierende dabei ist aber, dass dieses Spektakel niemals überladen wirkt. Trotz der Größe irgendwie dezent, höchst originell und sehr, sehr atmosphärisch. Warum gibt es für so etwas keine Oscar - Kategorie?

Die größte Kulisse ist natürlich nur so gut wie die Protagonisten in ihr. Hier sticht aus der ausnahmslos mit Super – Profis bestückten Begleitmannschaft Joels vor allem Crystal Taliefero heraus. Die Dame brilliert am Sax, an der Gitarre, übernimmt die Percussion und bereichert viele Songs mit ihrer tollen Stimme. In diesem Zusammenhang kann man Billy Joels Wertschätzung für seine Band auch daran erkennen, dass er seine Mitstreiter nicht gebündelt vorstellt, sondern jeden Musiker einzeln nach diversen Songs hervorhebt.

Der Bedeutung dieses Events entsprechend gibt sich auch eine illustre Runde an U.S. Stars die Ehre:
Country Superstar Garth Brooks singt „Shameless“ mit dem erwarteten Cowboy - Flair, Altmeister Tony Bennett intoniert mit 82(!) Jahren „New York State of Mind“ so herrlich kräftig, dass sich 90% aller Nachwuchs – Sänger die Stimmbänder verknoten würden, und Billy Joel sitzt an seinem Flügel und platzt vor Vergnügen und Stolz. Ebenfalls stolz wie Oskar ist Blues Star John Mayer, der seine Laute zu „This Is the Time“ zupfen darf.
Steven Tyler hampelt zum Aerosmith Classic „Walk this Way“ wie gewohnt herum und lässt erahnen, dass er früher mal singen konnte (im Übrigen der einzige Song, bei dem Billy Joel die Bühne verlässt…).
Singen konnte Roger Daltrey noch nie, was aber nicht schlimm ist. Er rotzt den The Who Evergreen „My Generation“ gewohnt ruppig runter, schwingt das Mikro wie in den 60s und Billy Joel bangt an der Gitarre, nur um diese dann Townsend - like zu zertrümmern. Also, bitte! Wie geil ist das denn?
Auch John Mellencamps „Pink Houses“ überzeugt auf ganzer Linie und man merkt Joel an, wie gerne er „seine“ Bühne mit diesen Leuten teilt. Die letzten drei genannten Songs wurden – aus welchen Gründen auch immer – aus der regulären Aufzeichnung gestrichen und sind als Extras auf der ersten DVD zu sehen.

Der absolute Stargast ist aber Paul Mc Cartney. Hier schließt sich nämlich der Kreis: Die Beatles haben seinerzeit das Shea Stadium eingeweiht und nun ist Sir Paul auch beim Abschied dabei. Zunächst kommt der Gute für den Beatles Track „I Saw Her Standing There“ auf die Bühne und beim großen Finale brechen dann alle Dämme.

Doch um über das Finale zu sprechen, müssen wir uns nun – NATÜRLICH - noch dem Hauptakteur widmen: Gute, im Fall Joel geniale, Songs zu schreiben ist eine Sache. Diese selbst einzuspielen und einzusingen eine zweite. Sein Schaffen aber mit 59 Jahren 2,5 Stunden lang auf der Bühne derart perfekt und verbissen, ja geradezu besessen, zu präsentieren, das packen keine 5 Künstler auf dieser Welt!

Ohne den Rest des Konzerts in irgendeiner Weise schwachreden zu wollen, denn dieses Konzert hat keine Schwachpunkte: Den echten Billy Joel lernt man erst bei den letzten Nummern kennen. Nach dem rockigen „You May Be Right“ verabschiedet sich Billy von den Fans und man sieht ihm an, wie fertig er ist. Richtig fertig! Als er zu Beginn der ersten von 5 Zugaben die berühmte Zeile seines wahrscheinlich besten Songs überhaupt, „Scenes From an Italian Restaurant“, anstimmt und 55.000 Leute „A bottle of White, a bottle of Red…“ mitsingen, kann man sein Glück geradezu mitempfinden und würde am liebsten auch die Augen schliessen um die Story von Brenda und Eddie geniessen zu können – wäre da nicht die verdammt geile Kameraführung.

Nach dem flotten „Only the Good Die Young“ und dem schon erwähnten Beatles Gimmick mit Sir Paul gibt es dann den ersten Tränentreiber: Der Piano Man intoniert nach einem kurzen Baseball Intro, standesgemäß mit Mundharmonika um den Hals, „Piano Man“. Alle brüllen mit und der Meister ist körperlich sichtlich angeschlagen, singt aber - zusammen mit den Fans - absolut perfekt. Leute, echt – ergreifender geht es nicht! Na, ja – vielleicht noch ein bisschen: Bevor die Bagger kamen, kam noch einmal Sir Paul, setzte sich an den Joelschen Flügel und spielte.. „Let it Be“. Sir Billy (ich habe ihn gerade eben in den Adelsstand erhoben) singt mit hochroter Rübe mit, spielt Luftgitarre und wälzt sich anschliessend auf seinem Flügel, während Paul McCartney singt. Groß, Größer, Billy Joel!

Ach, ja – es gibt zudem noch Value for Money: Die zwote DVD beleuchtet in einer sehr gelungenen Doku die Geschichte des Stadions, incl. alter Beatles Aufnahmen und allerlei Wissenswertem über das Konzert. Dass in den 97 Minuten auch Meister Joel ausführlich zu Wort kommt, ist selbstverständlich und endlich erfahren wir auch, weshalb unser Billy während des Gigs einen Sheriffstern am Revers trägt…

Logisch, dass der Auftritt auch fürs Auto auf 2 CDs in dieser schmucken Klappbox, incl. schmalem Booklet, enthalten ist. Nicht logisch, aber ein feiner Zug, ist, dass die ganze Kiste für weniger als 20 Euro zu haben ist.

Tracklist:
DVD 1:
1 Prelude/Angry Young Man
2 My Life
3 Summer, Highland Falls
4 Everybody Loves You Now
5 Zanzibar
6 New York State Of Mind
7 Allentown
8 The Ballad Of Billy The Kid
9 She's Always A Woman
10 Goodnight Saigon
11 Miami 2017 (I've Seen The Lights Go Out On Broadway)
12 Shameless
13 This Is The Time
14 Keeping The Faith
15 Captain Jack
16 Lullabye (Goodnight, My Angel)
17 The River Of Dreams / A Hard Day's Night
18 We Didn't Start The Fire
19 You May Be Right
20 Scenes From An Italian Restaurant
21 Only The Good Die Young
22 I Saw Her Standing There
23 Take Me Out To The Ball Game
24 Piano Man
25 Let It Be

Bonus Tracks:
1 Walk this Way
2 My Generation
3 Pink Houses

DVD 2:
The Last Play at Shea (Documentary, 97 minutes)

CD 1:
1 Prelude/Angry Young Man
2 My Life
3 Summer, Highland Falls
4 Everybody Loves You Now
5 Zanzibar
6 New York State Of Mind
7 Allentown
8 The Ballad Of Billy The Kid
9 She's Always A Woman
10 Goodnight Saigon
11 Miami 2017 (I've Seen The Lights Go Out On Broadway)
12 Shameless
13 This Is The Time
14 Keeping The Faith


CD 2:
1 Captain Jack
2 Lullabye (Goodnight, My Angel)
3 The River Of Dreams / A Hard Day's Night
4 We Didn't Start The Fire
5 You May Be Right
6 Scenes From An Italian Restaurant
7 Only The Good Die Young
8 I Saw Her Standing There
9 Take Me Out To The Ball Game
10 Piano Man
11 Let It Be


DISCOGRAPHY:

1971: Cold Spring Harbor
1973: Piano Man
1974: Streetlife Serenade
1976: Turnstiles
1977: The Stranger
1978: 52nd Street
1980: Glass Houses
1981: Songs In The Attic (Live-Album)
1982: The Nylon Curtain
1983: An Innocent Man
1986: The Bridge
1987: Концерт (Live in Leningrad)
1989: Storm Front
1990: Souvenir - The Ultimate Collection (Live At The Yankee Stadium)
1993: River Of Dreams
1994: Live From The River Of Dreams (Live-Album)
2000: 2000 - Millennium Concert (Live-Album)
2001: Fantasies & Delusions
2002: Movin' Out (Movin' Out Original Cast Recording)
2004: Piano Man (Re - Release)
2006: 12 Gardens Live (Live-Album)
2008: The Stranger - 30th Anniversary Edition (Do. - CD)
2011: Live at Shea Stadium (DVD)

SQUEALER-ROCKS Links:

Billy Joel - The Stranger - 30th Anniversary Edition (CD-Review)
Billy Joel - She's Always A Woman - Lovesongs (CD-Review)
Billy Joel - Original Album Classics (5 CD Box) (CD-Review)

Billy Joel - Live At Shea Stadium (Do. DVD + Do.CD) (DVD-Review)


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