Squealer-Rocks.de CD-Review
Vanden Plas - Christ 0

Genre: Progressive Metal
Review vom: 30.03.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Inside Out



„Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas ist der meistverfilmte Roman aller Zeiten. Umso verwunderlicher ist es, dass die Geschichte um den unschuldig verurteilten Edmond Dantes bisher noch nicht Gegenstand eines Konzeptalbums einer Rockband war. Schließlich schreit die Geschichte um Liebe, Hass, Rache, Ehre, Lüge, Wahrheit und Politik geradezu nach einer Vertonung mit hart gespielten Instrumenten.
Jedoch würde man diese Umsetzung eher einer Schwerter – und Drachen Band zutrauen. Dass sich gerade eine Progmetal Truppe wie Vanden Plas dieses Stoffs annimmt, hätte ich zumindest nicht erwartet.

Da passt es schon eher ins Bild, dass die Pfälzer nur grobe Motive des Klassikers verwenden und sonst ihr eigenes, tief philosophisches Konzept an den Start bringen. Die Handlung wird in die heutige Zeit verlegt und die Hauptperson ist ein Serienkiller, dessen Seelenleben beleuchtet wird. Eine relativ abstrakte Adaption also, die dennoch viel Raum für Interpretationen und auch Diskussionen lässt.

Eigentlich nicht verwunderlich, dass sich Vanden Plas mit einer solch geballten Story nach 4 Jahren Pause zurückmelden, die selbstredend auch musikalisch adäquat umgesetzt wird, gelten sie doch als Deutschlands wichtigste und beste Progressive Metal Band.
Keine Ahnung, ob sie das wirklich sind. Sieht man aber die unzähligen Vergleiche mit Dream Theater bei Fans und Presse, in denen die Deutschen als absolut gleichwertig beurteilt werden, mag man’s glauben.
Hört man sich "Christ 0“ an, glaubt man’s auch. Was hier an hochklassigen Kompositionen auf das Album gepackt wurde, steht im Qualitätsschrank wirklich auf dem ganz oberen Regal.

Mich überzeugt die Scheibe vor allen Dingen durch die Tiefe der Songs und deren Grundstimmung, die bedrückend und schön zugleich ist. Alles klingt wie aus einem Guss und passt deshalb trotz der vielen Facetten, die jeder einzelne Song bietet hervorragend zusammen. Als Beispiel sei hier das gut 8 - minütige "Silently“ genannt, welches den Hörer mal mit Metal Riffs, dann mit fast schon einlullenden Passagen und anschließend mit hymnischen Harmonien von einem Gefühlsextrem ins nächste jagt. Progressive Metal wie aus dem Lehrbuch. Erfreulicherweise nicht so dröge wie staubige Theorie.
Die Musiker verstecken ihre Virtuosität zwar zu keiner Sekunde und manch ein Hobby – Mucker wird wohl beim Hören an Selbstmord denken, aber es gibt keinerlei nervige oder unpassende Solo Eskapaden. Der Song ist hier der Star. Dadurch bekommt das Album diese schon angesprochene Homogenität und durch die Mithilfe des 40- köpfigen Klassik – Chors des Pfalztheaters Kaiserslautern kriegt die Kiste noch eine ordentliche Ladung Bombast mit auf den Weg.
Weitere Stücke näher zu beschreiben würde den Rahmen sprengen, zumal es allenfalls marginale Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Tracks gibt.

Als Bonus Track hat es dann aber doch noch ein Exot auf "Christ 0“ geschafft: Mit "Gethsemane“ covern Vanden Plas einen Song aus dem Musical Klassiker "Jesus Christ Superstar“ und veredeln ihn mit allen erdenklichen Prog Zutaten. Auch wenn ihre Version nicht an die der Österreicher Stygma 4 heranreicht, die auf "Phobia“ vor 5 Jahren die gleiche Idee hatten.
Bleibt ein Album, das den Hörer sehr lange beschäftigt und nicht nur national ganz weit oben an der Genrespitze mitmischt.

Tracklist:
1. Christ 0
2. Postcard to God
3. Wish You were here
4. Silently
5. Shadow I am
6. Fireroses Dance
7. Somewhere alone in the Dark
8. January Sun
9. Lost in Silence
10. Gethsemane

Line up:
Andy Kuntz – Vocals
Andreas Lill – Drums
Stephan Lill – Guitar
Torsten Reichert – Bass
Günter Werno – Keyboards

DISCOGRAPHY:

1995 - Colour Temple
1996 - AcCult
1997 - The God thing
1999 - Far off Grace
2000 - Spirit of Live
2002 - Beyond Daylight
2006 - Christ 0
2010 - The Seraphic Clockwork

SQUEALER-ROCKS Links:

Vanden Plas - Christ 0 (CD-Review)
Vanden Plas - The Seraphic Clockwork (CD-Review)

Andy Kuntz von Vanden Plas (Interview)
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