Squealer-Rocks.de CD-Review
The Tangent - A Place In The Queue

Genre: Progressive Rock / Fusion Rock
Review vom: 03.02.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



"A Double Album on a single CD“ heisst es prahlerisch auf er Hülle und bei exakt 79 Minuten Spielzeit ist solch ein Spruch auch völlig legitim. Das 3. Album von The Tangent fordert vom Hörer jedoch nicht nur knappe anderthalb Stunden seiner Zeit, sondern auch ein hohes Maß an Toleranz. Zwar trifft der Begriff Progressive Rock zu – sogar im Wortsinn -, allerdings gibt es hier andere Musik zu hören, als man landläufig mit eben diesem Wort verbindet. Was für mich die Aufgabe dieses Scheibchen zu besprechen nicht gerade einfach macht. Aber man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben, also versuchen wir mal dieses schwierig zu beschreibende Album halbwegs verständlich zu… beschreiben…äh, ja.

Die Arrangements der einzelnen Songs sind indes nicht unbedingt ungewöhnlich konstruiert. Sicher, gibt es schöne Verschachtelungen, das hat man aber schon schlimmer und unzugänglicher gehört. Was einem "Wald – und Wiesen Proggi“ wie mir zunächst befremdlich vorkommt, ist die stilistische Ausrichtung der Musik.
Reinrassige Rock Elemente sind hier deutlich in der Minderheit, ebenso wie die Gitarre, die höchst selten mal richtig braten darf.
Stattdessen überwiegen so genannte Fusion Parts. Heißt, es wird hier nach Herzenslust gejazzt, gesoult, gebluest, gefunkt und anderen Stilarten gefrönt.
Klare Vormachtstellung hat bei nahezu jedem Song das Keyboard, außerdem gibt es noch zahlreiche Flöten, sowie Saxophon und Klarinette zu hören.
Die ganze Geschichte wird dann noch in ein fettes Retro Gewand gepackt und klingt extrem nach den 70ern.

Das kann natürlich schon mal einen kleinen Kulturschock verursachen. Unbedingtes "Warmhören“ ist also nötig. Hat man sich aber erst einmal an die exotischen Klänge gewöhnt, offenbart sich so manches Glanzstück.
Am leichtesten zu verdauen ist komischerweise der 20 – minütige Opener, der noch am ehesten als "normaler“ Prog zu bezeichnen ist. Hier steht das Attribut "Rock“ noch ziemlich weit oben auf dem Notenblatt.
Absolutes Hitpotential hat dagegen die spaßige Nummer "The Sun in my Eyes“. Es ertönen gar 70er Disco Klänge und man befindet sich plötzlich in der Welt von Glitzerkugeln und schwarzen Go Go Girls mit Frisuren so hoch wie der Eifelturm. Das Lied würde bei der täglichen WDR 2 Berieselung kaum aus dem Rahmen fallen.
Auch das leichtfüßige "Lost in London“ kommt wunderbar positiv und entspannend daher und verbreitet 'ne ordentliche Portion guter Laune.
Der Titeltrack mit seinen 25 Minuten dagegen wirkt ziemlich dramatisch und kann ein paar erhabene Melodien vorweisen. Hier kann auch endlich mal Neu - Gitarrist Krister Jonsson (der vormalige Mann an den Saiten, Roine Stolt, hat beschlossen, sich lieber wieder seinen ca. 30 anderen Projekten zu widmen) so richtig losbrezeln.
Auch hier gilt wieder: aufgrund des typischen Prog Charakters relativ leicht hörbar.

Alles in allem bleibt ein Album, das sicherlich nicht Jedermanns Sache ist und auch eine hohe Toleranzgrenze erfordert, da gängige Rock (auch Prog - Rock) Klischees nicht erfüllt werden. Die Scheibe aber nicht wenigstens mal anzutesten hieße allerdings, etwas wirklich innovatives zu verpassen.

Tracklist:
1. In Earnest
2. Lost in London
3. DIY Surgery
4. GPS Culture
5. Follow your Leaders
6. The Sun in your Eyes
7. A place in the Queue

Line up:
Sam Baine – Keyboards, Vocals
Krister Jonsson – Guitars
Guy Manning – Acoustic Guitar, Mandoline, Vocals
Jonas Reingold – Bass
Jaime Salazar – Drums
Andy Tillison – Piano, Keyboards, Vocals
Theo Travis – Sax

DISCOGRAPHY:

2003 - The Music that died alone
2004 - The World that we drive through
2005 - A Place in the Queue
2007 - Going Off On One
2008 - Not As Good As The Book

SQUEALER-ROCKS Links:

The Tangent - A Place In The Queue (CD-Review)
The Tangent - Going Off On One (CD-Review)
The Tangent - Not As Good As The Book (CD-Review)

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