Squealer-Rocks.de CD-Review
The Tangent - Going Off On One

Genre: Progressive / Fusion Rock
Review vom: 05.07.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 22.06.2007
Label: Inside Out



Viel schlechter konnten die Vorzeichen für den Clubgig im englischen Southend on Sea kaum sein, den The Tangent für die hier vorliegende Doppel Live CD mitgeschnitten haben. Von einer chaotischen Anreise, über fehlende Verpflegung, bis hin zu technischen Problemen und einer viel zu kleinen Bühne war so ziemlich alles vertreten, was dem Künstler gründlich die Laune verderben kann. Zu allem Überfluss versammelten sich dann gerade mal 60 Leute im Publikum. Doch wie lautet eine alte Redensart: Wenn man keine Lust hat, wird’s meist schön.
Und so spricht Bandleader Andy Tillison vom besten Gig, den The Tangent jemals gespielt haben.

Inwieweit sich dieses Statement auf die Spielfreude der Band bezieht, ist auf der parallel erscheinenden DVD zu begutachten; alternativ kann man sich auch für eine Handvoll Dollar mehr CD und DVD im Doppelpack zulegen.
Vom besagten Konzert in England sind neun Songs zu hören, die bereits eine Spieldauer von knapp 100 Minuten erreichen.
Damit sollte sofort klar sein, von welchem Kaliber die Musik dieses Allstar Projekts ist. Hier gibt es Progressive Rock in einer absolut puristischen Form zu hören.
The Tangent haben einen sehr hohen Jazz Anteil in ihrem Sound (der so genannte Canterbury Stil), vermischen diesen mit Einflüssen von Prog - Pionieren wie Yes oder King Crimson und mengen dem Ganzen noch vereinzelt folkige Elemente bei.
Prägnant ist auch die Liebe zur Improvisation, die auf einem Live Album natürlich viel Spielraum einnimmt.
Dazu kommt noch der Umstand, dass die Stromgitarre fast ausschließlich begleitende Funktion hat, während Keyboards, Flöten und Saxophon dominant sind.

Da steht der Durchschnittsrocker natürlich kurz vorm Kulturschock – aber eben nur kurz davor. Denn so schlimm wie sich die Geschichte im ersten Moment anhört, ist sie gar nicht. Sicher, man muss sich den Stil erstmal „warmhören“, aber – ganz wichtig ist hier ein guter Kopfhörer – man braucht kein Musik Professor sein, um Gefallen an den Stücken zu finden. Zumal die Songs an sich auch nicht sperrig sind. Lediglich einige Jam Session Parts dürften nur für praktizierende Musikanten interessant sein.
Kurioserweise ist die längste Nummer, das 22- minütige „In Earnest“, für den Freund der harten Muse noch am leichtesten verdaulich. Ein echtes Epos mit enormer Dramatik und ordentlich Dampf im Mittelteil.

Ganze 5 Bonus Tracks (einer davon ist ein lustiger Plausch mit dem Publikum) lässt man dem regulären Set noch folgen, die in den U.S.A. und in Deutschland mitgeschnitten wurden (es sei noch erwähnt, dass Andy Tillison im Booklet anmerkt, die Deutschen könnten keinen anständigen Tee kochen).
Die Aufnahmen sind von ähnlich guter Tonqualität wie die aus England, jedoch klingt dieser Part für mich wesentlich roher und aggressiver. Unüberhörbar auch, dass bei diesen Gigs wesentlich mehr als 60 Leute am Start waren.
Zum Schluss kommt sogar noch Party Stimmung auf, so singt bei dem King Crimson Klassiker „21st Century Schizoid Man“ das Publikum lauthals mit und bei dem West Side Story Gassenhauer „America“ wird herrlich adaptiert, improvisiert und an der Gitarre gibt sich Flower Kings Chef und Ex – The Tangent Mitglied Roine Stolt die Ehre.

„Going Off On One“ ist ein Album, das man jeden Tag anders erlebt. Montag denkst Du: „Was für’n Scheiss“, und Dienstag hörst Du es dreimal hintereinander.
Ich denke, so etwas ist ein gutes Zeichen.

Tracklist:
CD 1:
1. GPS Culture
2. The Winning Game
3. In Earnest
4. Forsaken Cathedrals
5. The Music That Died Alone
6. Lost in London

CD 2:
1. In Darkest Dreams (Pt. 1)
2. After Rubycon
3. In Darkest Dreams (Pt. 2)
4. The World We Drive Through
5. Skipping The Distance
6. Fun with The Audience
7. 21st Century Schizoid Man
8. America

Line Up:
Andy Tillison – Vocals, Organ, Moog, Synthesizers, Piano
Jonas Reingold – Bass
Theo Travis – Saxophones, Flutes
Jaime Salazar – Drums
Krister Jonsson – Electric Guitar
Sam Baine – Piano, Keyboards, Vocals
Guy Manning – Acoustic Guitar, Vocals, Percussion

DISCOGRAPHY:

2003 - The Music that died alone
2004 - The World that we drive through
2005 - A Place in the Queue
2007 - Going Off On One
2008 - Not As Good As The Book

SQUEALER-ROCKS Links:

The Tangent - A Place In The Queue (CD-Review)
The Tangent - Going Off On One (CD-Review)
The Tangent - Not As Good As The Book (CD-Review)

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