Squealer-Rocks.de CD-Review
Sora - Demented Hour

Genre: Hardrock
Review vom: 27.02.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Beim Blick aufs kitschig - romantische Cover, das eine unbekleidete Dame nebst Sündenapfel zeigt und Songtiteln wie "Broken Dreams“ oder "If you ever need Love“ gerät der gestandene Rocker zunächst mal gar nicht in Verzückung, sondern erwartet eine weichgespülte Schnulzen - Platte, die eher Kuschelrock statt Rock’n’Roll, und Rotwein bei Kerzenlicht statt Bier bei voller Lautstärke erwarten lässt.
Umso notwendiger ist ein Review, das so manchen Irrtum bezüglich des Albums aus dem Weg räumt:
Nix mit Schmusesound und nix mit Candlelight Dinner! Pech für die Herzallerliebste, Glück für den Freund von ehrlichem, unverfälschtem Hardrock der guten alten Schule.

Auch der exotisch anmutende Name Sora ist schnell erklärt: Schöpfer dieses tollen Silbertellers ist Erol Sora, der hierzulande wohl eher unbekannt, aber nichts desto trotz eine ziemlich große Nummer in Hardrock / AOR Kreisen ist.
Seine Mitarbeit als Gitarrist bei solch wohlklingenden Namen wie Survivor oder Quiet Riot, und vor allen Dingen die Kooperation mit Ex – Uriah Heep Member John Lawton können keine Zweifel an der Kompetenz des Kanadiers aufkommen lassen.
Klar, Alleingänge von filigranen Musikanten können schon mal in die Hose gehen, wenn sie zu selbstverliebt ihr Können unter Beweis stellen wollen und dabei vergessen, gute Songs zu schreiben.
Umso erfreulicher ist’s daher, dass man hier auf ganzer Linie Entwarnung geben kann.

Bei den beiden ersten Tracks glaubt man gar, Gary Moore würde wieder Hardrock spielen, statt so zu tun als würde er aus New Orleans und nicht aus Irland kommen.
Verweise auf die grüne Insel mit dem tollen Bier ziehen sich durchs ganze Album, denn auch aus seiner Vorliebe für Thin Lizzy macht Mr. Sora keinen Hehl.
Auch Erol’s Stimme erinnert mich in vielen Momenten an Gary Moore, jedoch ist Sora der bessere Sänger, da er stimmlich mehr variiert und bei gelegentlichen bluesig angehauchten Passagen mehr Atmosphäre verbreiten kann.

Einzelne Songs hervorzuheben verbietet sich hier fast, da es zehnmal durchgehend hohes Niveau zu vermelden gibt. Allenfalls die Abwechslung, was den Härtegrad betrifft, gilt es gesondert zu erwähnen.
Neben den Moore / Lizzy - artigen Hardrock Krachern gibt es etwas gediegenere Kost, wo sich die akustische Klampfe mit den stromverstärkten 6 Saiten die Arbeit teilt. Alles in einem flotten Tempo mit absolut genialen Melodien vorgetragen.
Ein Ohrwurm wie "NYC“ beispielsweise hätte gute Chancen auf WDR 2 neben Status Quo, Kiss oder Meat Loaf gezockt zu werden.
Alles klingt wie in den guten alten Tagen, ohne dabei antiquiert oder bemüht zu wirken. Trotz 80er Attitüde sehr erfrischend das Ganze.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Tatsache, dass Erol Sora trotz aller Reminiszenzen an die Zeit der Poser Bands keine Herzschmerz - Ballade auf sein Werk gepackt hat.
Bei zwei Songs wird es etwas ruhiger, aber im besten Sinne melancholisch und niemals schnulzig.
Richtig so, Erol! In unserem Alter braucht man sich nicht mehr mit Schleimereien gegenüber dem anderen Geschlecht verbiegen. Wer jetzt noch nicht versorgt ist, dem helfen auch keine Lovesongs mehr.
Absolut ehrlich – wie das ganze Album, das übrigens über einen wirklich exzellenten Sound verfügt.
Es wäre einerseits blöd hier von einem Newcomer zu sprechen, da der Mann eine wahre Institution ist.
Da die CD im Sommer allerdings schon auf dem Import Weg vertrieben wurde und MTM dieses edle Scheibchen nun auch regulär in Germoney veröffentlichen, wollen wir mal hoffen, dass aus Sora ein fester Bestandteil der Hardrock Szene wird.
Jeder Fan von gutem altem Stoff der genannten Bands sollte unbedingt ein Ohr riskieren. Sora gehört zu den besten Argumenten, dass unsere Szene noch lange nicht tot ist!

Tracklist:
1. Highway to Nowhere
2. Guilty
3. Along the Way
4. Barstool Corner
5. NYC
6. One way Ticket
7. Piece of Paper
8. Broken Dreams
9. If You ever need Love
10. Rain

Line up:
Erol Sora – Vocals and Guitars
Lance Chalmers – Drums
Kevin Dahl – Bass
Gregory Macdonald - Organ

DISCOGRAPHY:

2006 - Demented Honour
2010 - Desire And Truth

SQUEALER-ROCKS Links:

Sora - Demented Hour (CD-Review)
Sora - Desire and Truth (CD-Review)

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